Eine aktuelle französische Kohortenstudie lenkt die Aufmerksamkeit nun von den meist älteren Risikopatienten zusätzlich auf kleine Kinder und deren Infektionsrisiko [5]. Denn schon in jungen Jahren werden vermehrt Protonenpumpenhemmer verordnet. Beispielsweise nahmen 0,2 % der 0- bis 5-Jährigen und 1,6 % der 5- bis 18-Jährigen in Deutschland (2013) und 6,1 % der unter Zweijährigen in Frankreich (2019) schon einmal PPI ein [6, 7].
Die Autoren der Studie werteten Daten von über 1,2 Mio. Kindern (medianes Alter bei Studieneinschluss 84 Tage) aus. Knapp die Hälfte von ihnen nahm in der medianen Follow-up-Zeit von 3,8 Jahren mindestens einmal einen Protonenpumpenhemmer ein (mediane Behandlungsdauer 118 Tage). Das Ergebnis: Um 34 % erhöhten die Präparate das Risiko der Kinder, aufgrund
einer schweren Infektion hospitalisiert zu werden (adjustierte Hazard Ratio [aHR]: 1,34; 95%-KI: 1,32 bis 1,36). Das galt für ein breites Spektrum an Krankheiten: für Infektionen des Magen-Darm-Trakts (aHR: 1,52; 95%-KI: 1,48 bis 1,55), des HNO-Bereichs (aHR: 1,47; 95%-KI: 1,41 bis 1,52) der unteren Atemwege (aHR: 1,22; 95%-KI: 1,19 bis 1,25), der Harnwege (aHR: 1,20; 95%-KI: 1,15 bis 1,25) und des Nervensystems (aHR: 1,31; 95%-KI: 1,11 bis 1,54) sowie bakterielle (aHR: 1,56; 95%-KI: 1,50 bis 1,63) und virale Infektionen (aHR: 1,30; 95%-KI: 1,28 bis 1,33). Oftmals würden PPI den Autoren zufolge schon bei einem unkomplizierten Reflux eingesetzt, der in den ersten Lebensjahren häufig auftreten kann. Die Wirkstoffe bessern die Beschwerden wie Erbrechen, Quengeln und Schreien aber laut internationalen Konsensusleitlinien nicht [8]. Auch bei GERD-Symptomen wie chronischem Husten oder Nahrungsverweigerung sei die Wirkung den Empfehlungen zufolge unsicher.
In Deutschland ist Omeprazol als einziger Vertreter für Kinder ab einem Jahr zur Therapie einer Refluxösophagitis und von Sodbrennen und Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre bei gastroösophagealer Refluxkrankheit zugelassen. Für ganz kleine Patienten muss der Wirkstoff suspendiert werden. Einer Studie aus Bayern zufolge wurden PPI zwischen 2010 und 2019 an 3,4 % der unter 18-Jährigen verordnet [17]. Am häufigsten wurden die Rezepte für die Off-Label-Indikationen Gastritis (34,5 %) und Magenschmerzen bzw. dyspeptische Beschwerden (13,0 %) ausgestellt, gefolgt von der On-Label-Indikation gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) (10,9 %) sowie als Magenschutz (6,6 %). Das ergaben die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern [17].
1 Kommentar
Protonenpumpenhmmer
von Andreas Bert am 04.10.2023 um 19:56 Uhr
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