Was bislang bekannt ist

Ozempic-Fälschungen – was Apothekerinnen wissen müssen

Stuttgart - 09.10.2023, 12:30 Uhr

So soll die Ozempic-Fälschung aussehen! (Vom Bild der Fälschung konnten bislang keine Urheberrechte ermittelt werden / Regierungspräsidium Freiburg)

So soll die Ozempic-Fälschung aussehen! (Vom Bild der Fälschung konnten bislang keine Urheberrechte ermittelt werden / Regierungspräsidium Freiburg)


Dass von dem Diabetes-Arzneimittel Ozempic derzeit Fälschungen in Deutschland im Umlauf sind, wurde der Öffentlichkeit bereits letzte Woche mitgeteilt. Mittlerweile wurden wenige Details zum Hintergrund bekannt – außerdem gibt es spezielle „Hinweise für Fachpersonal“ in Apotheken und Großhandel.

Seit Ende vergangener Woche sorgt das Diabetes-Arzneimittel Ozempic® (Wirkstoff Semaglutid) erneut verstärkt für mediale Aufmerksamkeit: Denn das Regierungspräsidium Freiburg warnt, dass gefälschte Präparate in Deutschland im Umlauf sind. Von diesen sollen mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Gesundheitsgefahren ausgehen, sodass sie keinesfalls angewendet werden dürfen und sofort in eine Apotheke gebracht werden müssten, hieß es bereits vergangenen Donnerstag.

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Am Freitag (6. Oktober 2023) hatte sich schließlich auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zu den Fälschungen in deutscher Aufmachung geäußert: „Die AMK bittet Apothekerinnen und Apotheker, verunsicherte Patienten angemessen zu informieren. Fälschungsverdächtige Packungen sind in Quarantäne zu lagern und umgehend der zuständigen Behörde sowie der AMK unter www.arzneimittelkommission.de zu melden“, heißt es in einer Mitteilung. Einer dort verlinkten Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg sind außerdem folgende Hinweise zu entnehmen:

„Hinweise für Fachpersonal Apotheken und Großhandel:

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben sind alle Packungen Ozempic per 2-D-Code im Abgleich mit der Datenbank Securpharm zu verifizieren (Großhandel: sofern nicht direkt beim Hersteller eingekauft). Hinweise sind sorgfältig zu beachten und zu untersuchen. Es darf keine Packung mit auffälligem Scan abgegeben werden, selbst wenn sie von außen unauffällig erscheint. Sollten verdächtige Packungen bei Ihnen auftauchen oder von Patienten gebracht werden, wenden Sie sich unverzüglich an Ihre zuständige Aufsichtsbehörde.“

Ware, die unter Fälschungsverdacht steht, wird derzeit analysiert

Außerdem hat das Regierungspräsidium Freiburg als zuständige Arzneimittelüberwachungsbehörde, in Absprache mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, mittlerweile wenige Details zum Hintergrund der aufgetauchten Fälschungen bekannt gegeben: „Aufgrund von Hinweisen auf Fälschungsverdacht bei Packungen des Arzneimittels Ozempic haben wir mit Unterstützung der Polizei Kontrollen durchgeführt. Dabei hat sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um gefälschte Präparate handelt. Es wurde Ware sichergestellt und die Staatsanwaltschaft Lörrach informiert. Ware, die unter Fälschungsverdacht steht, wird derzeit analysiert. Mit den Ergebnissen wird in den nächsten Tagen gerechnet“, heißt es in der Mitteilung vom 5. Oktober.

Man stehe zudem in engem Austausch mit Arzneimittelbehörden in weiteren Ländern, „da Hinweise vorliegen, dass die Lieferkette auch diese Länder betrifft“. Auch der Hersteller des Originalmedikaments Novo Nordisk sei in diesen Austausch eingebunden. Ansonsten wird um Verständnis gebeten, dass man „aufgrund der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, derzeit keine weiteren Auskünfte geben könne“.

Wie der Südwestrundfunk (SWR) am Wochenende berichtete, ist offenbar eine größere Zahl von Fälschungen im Kreis Lörrach aufgetaucht als bislang angenommen. Zunächst sei die Rede von einer oder mehreren Spritzen gewesen: „Es handle sich hier aber nicht nur um fünf Packungen, sondern um eine größere Zahl, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Die Warensendung mit den Fälschungen des Diabetes-Medikaments Ozempic, die bei einem Lörracher Großhändler sichergestellt worden war, sei wohl kein Einzelfall“, schreibt der SWR. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft soll dem SWR außerdem auf Anfrage mitgeteilt haben, dass das Regierungspräsidium Freiburg in dieser Angelegenheit am Donnerstag Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Lörrach gestellt hat.

Risiko für Ozempic-Fälschung in Apotheken gering?

Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk teilte dem SWR mit, dass man die Fälschungen auf das Schärfste verurteile. Immerhin liegen bislang offenbar keine Hinweise vor, dass gefälschte Ozempic-Produkte über eine deutsche Apotheke vertrieben worden seien: „Insgesamt schätzen wir das Risiko für Patientinnen und Patienten, in einer Apotheke in Deutschland einen gefälschten Ozempic-Pen zu erhalten, aktuell als sehr gering ein“, zitiert der SWR eine Sprecherin von Novo Nordisk.

Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) außerdem vergangenen Donnerstag mitteilte, weist das BfArM weiterhin darauf hin, dass die Diabetes-Arzneimittel Trulicity® und Ozempic® derzeit nur beschränkt verfügbar sind. Beide Präparate seien ausschließlich zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes zu verordnen und die entsprechenden Empfehlungen zu beachten


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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9 Kommentare

Fälschungen/Securpharm

von Sarabäus am 10.10.2023 um 16:01 Uhr

Was ist los mit Securpharm? Sollte dieses ach so tolle (pardon teure) System derartiges doch absolut ausschließen... Oder bestätigt sich meine böse Vermutung, dass man mithifle von "Securpharm" unter dem Deckmantel der "Sicherheit" nur die Marktdaten deutscher Apotheke abgreifen wollte, um sie später evtl. Amazon oder DocMorris zuzuspielen?...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Fälschungen/Securpharm

von Apotheker am 12.10.2023 um 13:16 Uhr

Steht doch im Kästchen und auch in den Meldungen vom BfArM.
Securpharm würde eine Fehlermeldung generieren.
Das Problem sitzt aber auch hier vor dem Bildschirm- nämlich der Abgebende der eine Packung in der Hand hält die scheinbar nicht vom Original zu unterscheiden ist, einen Kunden vor sich stehen hat der froh ist sein Ozempic zu bekommen und die Meldung dann vielleicht im Glauben an einen Systemfehler ignoriert und die Packung ohne Prüfung ausbucht.
Ich kann mir gut vorstellen dass das gar nicht so selten vorkommt, v.a. bei Präparaten mit derartigen Lieferschwierigkeiten. Wer will dann schon dem Kunden , der die Packung schon gesehen hat, erklären dass er noch mal in einer Woche wiederkommen soll weil man noch auf die Freigabe von Securpharm wartet.

Diskriminierung

von Klaus Laubinger am 10.10.2023 um 11:59 Uhr

Hallo,
Ich würde gern wissen, wer diesen Artikel verfasst hat, da schon in der Überschrift eine Diskriminierung vorliegt, überlege ich, rechtliche Maßnahmen einzuleiten.
Grüße

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Diskriminierung

von Scarabäuse am 10.10.2023 um 17:11 Uhr

Ist das Ihr Ernst oder ein Witz?

AW: Diskriminierung

von DAZ-Redaktion am 10.10.2023 um 17:33 Uhr

Lieber Herr Laubinger,

Männer sind selbstverständlich mitgemeint.

AW: Diskriminierung

von Jan Kusterer am 12.10.2023 um 17:12 Uhr

Was hätten Sie alles Gutes für die Welt tun können in der Zeit wo sie diesen Kommentar geschrieben haben...

Ozempic Fälschungen

von Dr. Joachim Siegert am 09.10.2023 um 23:55 Uhr

Die eigentlich wirklich für die Arzneimittelsicherheit wichtige Frage was ist den Pens wirklich drinnen und welche Risiken gehen davon aus bleibt auch nach Tagen noch unbeantwortet! Hat da jemand etwas giftiges abgefüllt um jemanden zu erpressen? Oder einfach nur physiologische Kochsalzlösung um schnell viel Geld für wirkungslose Pens zu erzielen!? Oder würde echte Ware aus einem anderen Markt für Deutschland "fein" gemacht, was je nach Herkunftsland ggf. ein rechtlich unzulässiger aber medizinisch eher unbedenklicher Import zum Schaden der Marge des Herstellers wäre.

Diese Informationen würden dann eine angemessene Reaktion ermöglichen, wenn jemand so etwas bereits verwendet haben sollte...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ozempic

von Ariane Maaß am 09.10.2023 um 18:33 Uhr

Welche Entlohnung bekommt die Apotheke vor Ort für das Vorgehen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ozempic

von einKunde am 12.10.2023 um 12:43 Uhr

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