Apokix-Umfrage

Apothekerschaft bereit für den Protestmonat

Berlin - 23.10.2023, 09:15 Uhr

Laut Apokix-Umfrage würde die Apothekerschaft lieber heute als morgen wieder auf die Straße gehen. (Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)

Laut Apokix-Umfrage würde die Apothekerschaft lieber heute als morgen wieder auf die Straße gehen. (Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)


Das Interesse am diesjährigen Apothekertag übertraf jenes vom vergangenen Jahr. Ganz zufrieden waren die Apothekenleiterinnen und -leiter aber nicht mit der Veranstaltung in Düsseldorf. Das zeigt die jüngste Apokix-Umfrage vom Oktober.  Auf jeden Fall wird deutlich: Die Befragten sind bereit für den Protest – und hätten am liebsten schon früher damit begonnen.

Die Apothekerschaft interessierte sich dieses Jahr deutlich mehr für den Deutschen Apothekertag (DAT) als noch im Vorjahr. Das zeigt die jüngste Apokix-Umfrage. Der überwiegende Teil der befragten Apothekenleiterinnen und -leiter findet demnach, dass der DAT eine gute Plattform ist, um zu diskutieren und die Politik mit den eigenen Forderungen zu konfrontieren. Aber: Auch wenn die befragten Apothekenleiterinnen und -leiter meinen, dass in Düsseldorf die richtigen Fragen behandelt wurden, waren sie letztlich nicht mit den Ergebnissen zufrieden.

Zwischen dem 4. und dem 16. Oktober hatte das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH Köln) seine allmonatliche Umfrage nach der Stimmung unter den Apothekenleiterinnen und -leitern durchgeführt. Es antworteten zwischen 135 und 178 Personen. Die Zusatzfragen drehten sich um den Apothekertag. Demnach sagten 74 Prozent der Befragten, sie würden sich sehr (34 Prozent) oder etwas für den DAT interessieren. Das zeigt sich auch in der Rezeption der Berichterstattung: Während 2022 nur 16 Prozent sagten, sie hätten diese sehr intensiv oder eher intensiv verfolgt, waren es in diesem Jahr 60 Prozent. 29 Prozent hatten im vergangenen Jahr noch gesagt, sie hätten (fast) gar nicht nach Berichten zum DAT geschaut, dieses Jahr sagten dies nur sieben Prozent. Als Grund wurde dabei unter anderem Zeitmangel angegeben oder auch, dass wenige Erfolge erwartet würden.

Mit Blick auf die Zufriedenheit mit den Ergebnissen zeigt sich im Gegensatz zum vergangenen Jahr eine stärkere Polarisierung. Während mehr der Befragten mit den Ergebnissen sehr zufrieden oder eher zufrieden waren (19 Prozent im Vergleich zu 14 im Jahr 2022), waren aber auch mehr sehr unzufrieden mit den Ergebnissen (33 Prozent 2023, 24 Prozent 2022). Gleichzeitig sank die Zahl jener, die eher unzufrieden waren von 62 Prozent auf 48.

Nerv der Zeit

78 Prozent gaben an, dass sie den DAT prinzipiell für eine gute Plattform halten. Die Auswahl der Themen scheint auch den Nerv der Zeit getroffen zu haben. 89 Prozent stimmten der Aussage, es seien die richtigen Themen beleuchtet worden, zu. Nachgefragt zeigt sich aber, dass bei der Behandlung der einzelnen Themen noch Luft nach oben gewesen wäre. 55 Prozent gaben demnach an, dass das Thema pharmazeutische Dienstleistungen ausreichend thematisiert wurde, 56 Prozent, dass das Thema Fachkräftemangel ausreichend behandelt wurde und 65 Prozent, dass das Thema flächendeckende Versorgung ausreichend behandelt wurde. Kritisiert wurde, dass die in die Ausschüsse verwiesenen Themen nicht ausreichend bearbeitet oder umgesetzt werden. 87 Prozent stimmten dieser Aussage zu.

Lauterbach macht Angst

Wenig überraschend blicken die Apothekenleiterinnen und -leiter kritisch auf den Beitrag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum DAT. 91 Prozent der Befragten stimmten der Aussage, dass das von ihm geplante Konzept von „Apotheken light ohne Rezeptur und Notdienst“ ihnen Angst um ihren Berufsstand mache, voll und ganz zu. 17 Prozent stimmten eher. Allerdings sagten auch sechs Prozent, dass sie der Aussage überhaupt nicht zustimmen. Demgegenüber denken 90 Prozent, dass die Politik in Person von Lauterbach auf dem DAT nicht angemessen auf die Fragen und Forderungen der Apothekerschaft reagiert hat.

Die Zustimmung zu den geplanten Protesten ist konsequenterweise sehr groß. 93 Prozent der Befragten wollen sich beteiligen. Dabei herrscht sogar Ungeduld: Denn wiederum 93 Prozent sagen, dass der Protestmonat längst überfällig sei. Und welche Themen wünschen sich die Apothekenleiterinnen und -leiter für den DAT im kommenden Jahr? Die Liste ist lang und beinhaltet Fragen, die auch in diesem Jahr behandelt wurden: Bürokratieabbau, Ende der Präqualifizierung, Honorarstabilisierung oder -anpassung, etc.

Erwartungshaltung auf Rekordtief

Die Apokix-Umfrage zeigt aber auch: Der Apothekentag oder sehr viel mehr Lauterbach und seine Ankündigungen haben den Apothekern auf den Magen geschlagen hat. Das Barometer zur Einschätzung der aktuellen Lage fiel im Vergleich zum Vormonat um fünf Punkte auf 54,9 – im Vorjahr lag es noch bei 80,7. Noch schlimmer sieht es bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate aus: Das Barometer fiel auf einen Negativrekord von 37,7 Punkten. Im September lag es noch bei 43,5, im vergangenen Oktober bei 45,2 Punkten. Ein Indexwert von 100 entsteht bei einer ausgeglichenen Stimmung.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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