Nicht durch Apotheke beliefert

Schönheitschirurg soll gefälschtes Ozempic an Patientin verkauft haben

Stuttgart - 23.10.2023, 17:00 Uhr

An der Sekundärverpackung sind die aktuellen Ozempic®-Fälschungen in Europa nicht zu erkennen. Apotheken sollen deshalb jede Packung vor der Abgabe öffnen. (Symbolfoto: Semi / AdobeStock)

An der Sekundärverpackung sind die aktuellen Ozempic®-Fälschungen in Europa nicht zu erkennen. Apotheken sollen deshalb jede Packung vor der Abgabe öffnen. (Symbolfoto: Semi / AdobeStock)


In Österreich musste vergangene Woche eine erste Patientin aufgrund von mutmaßlich gefälschtem Ozempic ins Krankenhaus. Ihre Anwälte haben nun erste Erkenntnisse zu den Hintergründen bekannt gegeben.

Eine große Zahl von mutmaßlich gefälschten Ozempic®-Pens, die ein deutscher Pharmagroßhändler vertrieben haben soll, stammen offenbar von einem österreichischen Großhändler. Deshalb war es nicht allzu verwunderlich, dass vergangene Woche in Österreich ein erster Krankenhausaufenthalt aufgrund von mutmaßlich gefälschtem Ozempic® vermeldet wurde. Die betroffene Person sei nach einer Anwendung des vermeintlichen Ozempic® unterzuckert gewesen und habe einen Krampfanfall erlitten, hieß es vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) am Freitag. Dies sei „ein Indiz, dass in dem Produkt fälschlich Insulin anstelle des Wirkstoffs Semaglutid enthalten war“.

Laut den Anwälten der Patientin in Österreich ist ihr Ozempic® offenbar legal von ihrem Schönheitschirurgen als Abnehm-Mittel verkauft worden. Nachdem die Frau mit schweren Gesundheitsproblemen im Krankenhaus behandelt werden musste, sprach Lisa Holzmann von der Kanzlei Dr. Hermann Holzmann in Innsbruck am Montag von möglichen rechtlichen Schritten gegen den Mediziner und seinen Lieferanten.

Arzt wurde nicht durch Apotheke beliefert

Die Patientin ist laut Holzmann nur leicht übergewichtig und keine Diabetikerin. Die 31-Jährige habe Ozempic® seit Jahresbeginn dreimal von einem Salzburger Arzt erhalten. Beim vierten Mal sei ihr offenbar eine gefälschte Version verkauft worden, sagte die Juristin.

Wie das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) vorige Woche mitgeteilt hatte, war die Patientin mit Unterzuckerung und einem Krampfanfall in ein Krankenhaus gebracht worden. Die junge Frau verbrachte eine Nacht im Krankenhaus. „Es hätte auch ganz anders ausgehen können, nämlich mit dem Tod“, sagte Holzmann der Deutschen Presse-Agentur. Sie stellte zivil- und strafrechtliche Schritte gegen den Arzt und seinen Lieferanten in Aussicht. Bei dem Lieferanten handle es sich nicht um eine Apotheke, sagte sie, ohne weitere Details zu nennen.

Laut Europäischer Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam sind in verschiedenen EU-Staaten und Großbritannien gefälschte Ozempic®-Diabetes-Pens aufgetaucht. Die Spritzhilfen mit Labels in deutscher Sprache stammten demnach von Großhändlern in Österreich und Deutschland.


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2 Kommentare

Und Securpharm?

von Thomas B am 24.10.2023 um 18:07 Uhr

Auch wenn es offensichtlich in Österreich legal ist, dass ein Arzt an Privatpatienten Medikamente verkauft, bleiben einige spannende Fragen:
Gibt es in Österreich keine Securpharmpflicht? Und wenn ja, gilt die auch ausserhalb von Apotheken? Falls nein, warum nicht?
Wie ist das haftungsrechtlich? Wie wäre es haftungsrechtlich, wäre über eine deutsche Apotheke dispensiert worden?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Und Securpharm

von DAZ-Redaktion am 25.10.2023 um 16:54 Uhr

Neueren Mitteilungen zufolge war die Abgabe durch den Arzt nicht legal, siehe hier:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/10/24/ozempic-faelschungen-sorgen-fuer-mehrere-krankenhaus-faelle

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