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Botulinumtoxin ist im kosmetischen Bereich vor allem zur Faltenglättung bekannt. Doch es wird jetzt auch zur Behandlung von Narben diskutiert. Den Stand der Dinge erläutert Professor Alexander Nast, Leiter Division of Evidence Based Medicine an der Charité Universitätsmedizin Berlin im DAZ-Kurzinterview.
Seit seiner ersten Zulassung gegen Schielen, Nystagmus und Lidkrampf in den 1970er-Jahren hat sich das Indikationsgebiet des Nervengifts Botulinumtoxin stetig erweitert. Im kosmetischen Bereich vor allem aufgrund seines faltenglättenden Potenzials bekannt, wird es nun auch zur Behandlung von Narben diskutiert. Welche Narben damit behandelt werden können, ob Nebenwirkungen zu erwarten sind und ob die Forschung noch andere Wirkstoffe in petto hat, erläutert Prof. Dr. med. Alexander Nast, Leiter Division of Evidence Based Medicine (dEBM) an der Charité Universitätsmedizin Berlin.
DAZ: Professor Nast, für welche Narben eignet sich Botulinumtoxin und welche Ergebnisse kann man erwarten?
Nast: Botulinumtoxin wird als eine Option bei hypertrophen Narben und Keloiden aktuell diskutiert. Unbedingt zu beachten ist, dass es sich um keine Standardtherapie handelt und Botulinumtoxin auch nicht für die Behandlung von hypertrophen Narben oder Keloiden zugelassen ist. Zudem sind die hohen Kosten ein stark beschränkender Faktor. Den größten Nutzen erwarte ich bei hypertrophen Narben, bei denen durch die Narben eine starke Zugspannung entsteht. Zuletzt wurden Daten zu guter Wirksamkeit bei Narben bei Verbrennungen bei Kindern publiziert. Zum Teil erfolgt die Anwendung auch prophylaktisch nach Operationen, auch dies halte ich für einen sinnvollen Ansatz. Ein großes bestehendes Keloid wird mit Botulinumtoxin allein eher nicht ausreichend zu behandeln sein.
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DAZ: Wie oft muss Botulinumtoxin angewendet werden und mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
Nast: In den publizierten Studien ist das unterschiedlich je nach Situation. Die prophylaktische Anwendung erfolgt oftmals nur einmalig, wohingegen bei bestehenden Keloiden z. B. dreimal in achtwöchigen Abständen injiziert wurde. Bisher sind nur wenige unerwünschte Arzneimittelwirkungen gemeldet worden. Bei korrekter Anwendung sind keine schweren Nebenwirkungen zu erwarten.
DAZ: Welche weiteren vielversprechenden Therapieoptionen bei Narben stehen in der Pipeline?
Nast: Es gibt zahlreiche Bemühungen, „narbenfreie“ Wundheilung zu erreichen. Leider ist zeitnah nicht mit wesentlichen Neuerungen am Horizont zu rechnen.
DAZ: Herr Nast, vielen Dank für das Gespräch.
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