„Wir befinden uns im Sinkflug“

Apothekensterben in Hessen und Saarland

Berlin - 30.10.2023, 12:15 Uhr

Protest gegen die Gesundheitspolitik der Regierung am 14. Juni in Berlin (Foto: imago images / Müller Stauffenberg)

Protest gegen die Gesundheitspolitik der Regierung am 14. Juni in Berlin (Foto: imago images / Müller Stauffenberg)


Die Zahl der Apotheken ist in Hessen und auch im Saarland in diesem Jahr wieder beträchtlich gesunken. Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung ist in Gefahr, heißt es von den Vertreter:innen der Apothekerschaft in den Bundesländern. Am 15. November wollen sie die Apotheken geschlossen halten und bei Protesten in Dortmund gemeinsam auf die prekäre Situation und ihre Forderungen aufmerksam machen.

Das Apothekensterben geht unvermindert weiter. Das haben Vertreter:innen des Hessischen Apothekerverbands und des Saarländischen Apothekervereins erklärt. „Wir befinden uns im Sinkflug“, sagte die Vorsitzende des saarländischen Apothekervereins, Susanne Koch, der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Der Trend habe sich in diesem Jahr „definitiv beschleunigt“. Sie hoffe, dass zum Jahresende die Zahl der Apotheken in dem Bundesland „nicht unter 260 rutscht“.

In den 2000er-Jahren habe es noch 365 Apotheken im Saarland gegeben. Anfang dieses Jahres seien es noch 273 gewesen, sagte Koch. „Wir sind in diesem Jahr auf jeden Fall zweistellig im Rückgang.“ Traditionell hörten Apotheken zum Jahresende auf. „Es haben aber schon mehrere zum September oder Oktober hin geschlossen, weil sich kein Nachfolger gefunden hat.“ Zwischen Januar und Mai hatten bereits vier dicht gemacht.

Auch in Hessen verringerte sich die Zahl der Apotheken in diesem Jahr nach Verbandsangaben weiter. Ende September gab es demnach in dem Bundesland 1.344 Apotheken – 45 weniger als Ende 2022 und 14 weniger als Ende Juni dieses Jahres. „Das größte Apothekensterben in der Geschichte der Bundesrepublik setzt sich ungebremst fort“, sagte ein Sprecher des Hessischen Apothekerverbandes auf dpa-Anfrage. „Zum 31. Dezember 2021 zählten wir landesweit noch 1.412 Apotheken.“

Die schwindenden Zahlen gefährdeten die gesetzlich verankerte wohnortnahe Arzneimittelversorgung. „Apotheken schließen derzeit in Wiesbaden, Frankfurt und Offenbach genauso wie im ländlichen Raum“, erläuterte der Sprecher. Für junge Pharmazeuten sei es derzeit schlichtweg unattraktiv, eine Apotheke zu eröffnen oder zu übernehmen. Die Vergütung sei seit 20 Jahren so gut wie unverändert, trotz Inflation, steigender Tariflöhne, höherer Mietpreise und gestiegener Energiekosten.

Protest am 15. November

„Hinzu kommen Kassenabschläge, zunehmende Bürokratie, Fachkräftemangel, enormer Mehraufwand aufgrund der katastrophalen Lieferengpässe und anderes mehr“, ergänzte der Sprecher. Er kündigte einen weiteren Protesttag der Apotheken mit flächendeckenden Schließungen am 15. November an. „Die Bundesregierung muss jetzt handeln und die öffentlichen Apotheken vor Ort nachhaltig stärken.“

An dem Tag werden auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im Saarland die Apotheken geschlossen bleiben. Die zentrale Kundgebung in der Region soll in Dortmund stattfinden. Die Vorsitzende des saarländischen Apothekervereins Koch erklärte, dass es zudem eine Initiative gebe, „unterschiedliche Player im Gesundheitswesen“ zu einem Aktionsbündnis zusammenzubringen. Neben Ärzten und Apothekern gehörten auch die Rettungsdienste dazu. „Wir müssen an einen Tisch und gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagte sie.

Die ABDA hatte Anfang August mitgeteilt, dass die Zahl der Apotheken bundesweit Ende Juni nur noch 17.830 betragen habe. Das seien 238 weniger als noch zum Jahresende 2022.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Mission accomplished bei Karl - Ulla und GKV

von ratatosk am 30.10.2023 um 19:11 Uhr

Dieses Absterben war ja das Ziel dieser Konsortien, jetzt ist die Sache im Rutschen. Hier im Umkreis machen noch 10 % dieses Jahr sinnvollerweise dicht, da sie den Blödsinn mit e-rezept und secur etc. einfach über haben - und man dann das Geschäftsjahr mit 2023 beenden kann. Wenn die genannten Konsortien das Ausmaß evt. mal erkenn ist es sowieso zu spät, da man eine Lawine auch nicht einfach mehr mitten am Berg aufhalten kann. Wer kann sollte sofort Aussteigen, denn sonst rennt man mit untragbaren Schulden in die Rente !! Der Dank des Vaterlandes in D ist die gezielte Vernichtung, in Frankreich gab es wenigstens eine , nennen wir es beim harten aber zutreffenden Namen, Abschlachtprämie, so daß man sich evt. noch halbwegs ins Altenteil retten konnte.

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