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BPhD-Kolumne
EU Direktive – bessere Standards für Praktika
Mitte Juni hat das EU-Parlament eine Richtlinie verabschiedet, um ein besseres Arbeitsumfeld für Praktika zu implementieren. Die Entscheidung, wie die Richtlinie in Deutschland umzusetzen ist, steht noch aus. Die ehemalige Liaison Secretary der European Pharmaceutical Student Association erklärt, was in dieser Richtlinie steht und was wir heute schon für bessere Praktikumsbedingungen tun können.
Im Rahmen des europäischen Jahres der Jugend 2022 hat sich das Europäische Parlament mit einem Thema beschäftigt, welches im Europäischen Jugendforum schon lange ein Anliegen war: unbezahlte Praktika.
Praktika sind einer der wichtigsten Bausteine für den Berufseinstieg. Sie helfen Studierenden, praktische Fähigkeiten für den Beruf zu erlernen und sich im zukünftigen Berufsfeld zu orientieren. Allerdings sind Praktika ein Privileg, das sich nicht alle Studierenden leisten können.
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Wer neben dem Studium arbeiten muss, erlebt oft schon eine Mehrbelastung auf vielen Ebenen. Für viele Studierende ist vor allem die vorlesungsfreie Zeit wichtig, um durch Vollzeitarbeit Geld für das nächste Semester anzusparen. Während die einen unbezahlte Praktika in berufsrelevanten Stellen machen können, kassieren die anderen im Supermarkt, kellnern im Biergarten und putzen die Ferienwohnungen anderer.
Trotzdem sind Praktika oft ein entscheidender Punkt für Arbeitgeber*innen bei der Entscheidung für Bewerber*innen oder sie sind sogar verpflichtend, um einen Studienabschluss zu erhalten. So stellen unbezahlte Praktika eine strukturelle Benachteiligung für Studierende aus einkommensschwächeren Haushalten dar.
Das EU-Parlament hat sich zum Ziel gesetzt, die praktische Ausbildung des Nachwuchses zu fördern, indem Praktika für alle offen stehen sollen. Eine öffentliche Ausschreibung, festgelegte Arbeitszeiten und eine Grundsicherung sollen die Chancengleichheit stärken. Am wichtigsten ist allerdings ein verpflichtender Lehrcharakter im Praktikum.
Die Zeiten, in denen Praktikant*innen nur Kaffee kochen, sollen vorbei sein. Es liegt nun in der Hand der europäischen Staaten, diese Richtlinie in Gesetze umzusetzen. Aber bereits jetzt können wir uns für unsere Praktikant*innen und eine gute Lernumwelt einsetzen.
Praktika in der Apotheke
Auch wir als angehende Apotheker*innen haben Pflichtpraktika im Studienverlauf. Das Praktische Jahr, obwohl es Verbesserungspotential hat, ist auf vielen Ebenen eine gute Orientierung. Die Praktikant*innen erhalten meist einen geringen Tariflohn und haben feste Arbeitszeiten. Die Apothekerkammer bietet Lehrveranstaltungen an, die den PhiPs (Pharmazeut*in im Praktikum) Themen aus dem Berufsalltag nahebringen sollen. Im besten Fall werden so Patient*innenberatung, Wissenskommunikation und Rechtsgrundlagen sowohl in der Praxis als auch im Praxisbegleitenden Unterricht (PBU) erlernt.
Aber auch die Apotheker*innenschaft hat ein Praktikums-Problemkind – die Famulatur. In dem vierwöchigen Pflichtpraktikum soll der Famulus einen Einblick in die Organisation und Betriebsabläufe einer Apotheke bekommen. Doch häufig berichten Famulant*innen von Fleißaufgaben und Einsätzen als Putzkraft, die keinen Ausbildungszweck erfüllen. Der Nachwuchs wird dadurch leider nicht für die Apotheke vor Ort begeistert. Natürlich bringt der Famulus nach dem ersten oder zweiten Semester noch nicht viel Fachwissen mit, aber dafür viel Enthusiasmus. Viele Aufgaben können schnell erlernt werden ‒ ob in der Warenannahme, bei Botengängen, Touren zu Praxen von Ärzt*innen und bei der Inventur. Auch einige pharmazeutische Aufgaben können Famulant*innen unter Anleitung übernehmen, zum Beispiel die FAM-Prüfung, in der Rezeptur oder Defektur.
Auch mit den pharmazeutischen Dienstleistungen kann ein Famulus schon vertraut gemacht werden. Egal ob Blutdruckmessgerät oder Inhalator-Demogeräte ‒ Famuli können hier Anleitungen und Informationsmaterialien für die Patient*innen gestalten und den Wert der pharmazeutischen Dienstleistung für die Gesundheitsversorgung verstehen. So können Famuli etwas Orientierung über die typischen Arbeitsfelder innerhalb der Apotheke bekommen, aber auch eine Grundlage für die zukünftige Arbeit erhalten und bestenfalls sogar langfristige Motivation für die Apotheke geschaffen werden.
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Zur strukturellen Unterstützung für Apotheken gibt es auch schon einen Famulatur-Leitfaden für eine eigenständige Weiterbildung der Famuli, der durch die Apothekerkammer Thüringen in Zusammenarbeit mit dem BPhD entstanden ist.
Ein lehrreiches Praktikum ermöglichen
Langfristig müssen wir aber eine Umstrukturierung der Famulatur anstreben. Die Forderungen der EU-Richtlinie können wir aktuell nur bedingt in der Famulatur umsetzen. Wir können uns aber aktiv für die Chancengleichheit unserer Famuli einsetzen. Eine öffentliche Ausschreibung der Famulaturplätze auf der eigenen Website ist bereits ein guter Anfang. Der Famulus kann schon in den Semesterferien kein Geld für das nächste Semester ansparen, dafür sollte wenigstens ein lehrhaftes Praktikum geboten werden. Natürlich ist es für ein Unternehmen ein Mehraufwand, ein gutes Praktikum zu bieten, aber für eine Apotheke können begeisterte Praktikant*innen die beste Werbung sein. Nicht selten werden Apotheken, in denen eine gute Famulatur absolviert wurde, in der Studierendenschaft als zukünftiger Arbeitsplatz weiterempfohlen. Begreifen wir also Praktikant*innen als Chance, den Nachwuchs zu begeistern und für die Apotheke zu gewinnen.
2 Kommentare
grausam ...
von Holger am 06.11.2023 um 8:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: grausam
von P am 06.11.2023 um 23:58 Uhr
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