Eckpunktepapier

Lauterbachs Light-Apotheken sollen 9 Millionen Euro sparen

08.11.2023, 09:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Pläne sind in einem Eckpunktepapier skizziert.  (Foto: IMAGO / teutopress)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Pläne sind in einem Eckpunktepapier skizziert.  (Foto: IMAGO / teutopress)


Im Vorfeld des Deutschen Apothekertages waren Lauterbachs Pläne zum Apothekenwesen bekannt geworden: PTA-Vertretung in Filialen, Filialen ohne Rezeptur und überhaupt die Möglichkeit, mehr Filialen zu gründen. Nun wurde ein Eckpunktepapier bekannt, in dem diese Pläne zum Teil konkretisiert werden. Sie sollen für die Apotheken Einsparungen von 9 Millionen Euro bringen, also im Schnitt etwas über 500 Euro pro Apotheke. Die Aufweichung des Mehrbesitzverbots wird allerdings nicht erwähnt.

Das Eckpunktepapier, das die Vorschläge des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen skizziert, worunter auch die Pläne zum Apothekenwesen fallen, ist bereits auf den 30. September 2023 datiert, also kurz nach Lauterbachs Auftritt beim Deutschen Apothekertag (DAT). Darin finden sich neben bereits umgesetzten Plänen, wie der Ausschluss von Retaxationen in bestimmten Konstellationen, und angestoßenen, wie der Wegfall der Präqualifizierung bei apothekenüblichen Hilfsmitteln, auch die beim DAT vorgestellten Ideen. Sie werden subsumiert unter dem Stichwort „Überprüfung der regulatorischen Anforderungen an Apotheken mit dem Ziel der Sicherstellung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung, der Fachkräftesicherung sowie der Anpassung an aktuelle Anforderungen“. Die potenziellen Einsparungen werden auf 9 Millionen Euro beziffert, im Durchschnitt macht das dem Papier zufolge bei der aktuellen Apothekenzahl etwas über 500 Euro pro Apotheke. Dabei würden vor allem neu gegründete Filialen profitieren, gefolgt von bestehenden Verbünden, Einzelapotheken und damit die große Masse der Apotheken hingegen nicht. 

Konkret sind folgende Maßnahmen geplant:

Filialverbünde solle künftig nur noch ein Notdienstzimmer, ein Labor und eine Rezeptur vorhalten müssen. Bislang ist das für jede einzelne Apotheke Pflicht. Das BMG erhofft sich davon, Einsparungen für Apothekenneugründungen, da bei bestehenden Filialen diese Struktur bereits vorhanden sei. Angenommen werden dabei Einsparungen für die entsprechende Ausstattung in Höhe ca. 20.000 Euro. Bei 100 jährlich neu gegründeten Filialapotheken, die das BMG offenbar erwartet, entspräche das Einsparungen in Höhe von 2 Millionen Euro. Nicht erwähnt ist hingegen die von Lauterbach beim DAT vorgeschlagene Ausweitung des Mehrbesitzverbots von vier auf sieben Betriebsstätten pro Filialverbund. Das könnte sich so erklären, dass sich allein mit mehr Filialen wohl kaum Bürokratie abbauen lässt.

Zudem sollen die Herstell- und Prüfmöglichkeiten innerhalb der Filialverbünde flexibilisiert werden – eine logische Folge des Wegfalls der Pflicht zur Vorhaltung von Labor und Rezeptur. Rezepturen sollen künftig nur noch in einer Apotheke eines Verbundes hergestellt werden müssen. Das soll bei bestehenden Filialen Kosten für Ersatzbeschaffungen, Nacheichungen etc. in Höhe von ca. 1.500 Euro im Jahr sparen. Wenn diese neuen Möglichkeiten alle derzeit existierenden 4.700 Filialapotheken nutzen, sind nach den Berechnungen des BMG Einsparungen von bis zu 7 Millionen Euro im Jahr drin.

Weiter sollen PTA künftig in Filialen vertreten dürfen, es müssen also nicht mehr zwingend Approbierte anwesend sein. Voraussetzung ist allerdings die Möglichkeit zur Videokonsultation. Soweit dadurch weniger höher qualifiziertes Personal eingesetzt werde, ergeben sich entsprechende Einsparungen, schreibt das BMG in dem Papier. Diese werden allerdings nicht beziffert.

Als letzter Punkt sollen die Öffnungszeiten der Apotheken flexibilisiert werden – viele Kammern haben dies bereits per Allgemeinverfügung umgesetzt. Das BMG sieht an dieser Stelle Einsparmöglichkeiten durch den Nichteinsatz von Personal. Ein Preisetikett gibt es auch an dieser Stelle nicht.

Kein BtM mehr: Einsparungen auch beim Medizinalcannabis

Eine weitere Bürokratieabbaumaßnahme, die den Apotheken zugutekommen soll, findet sich im Abschnitt „ Bürokratieabbau im Betäubungsmittelrecht“ – die geplante Aufhebung des Betäubungsmittelstatus bei Medizinalcannabis. Das BMG erwartet den Wegfall von 800.000 BtM-Rezepten pro Jahr. Der eingesparte Aufwand bei den Apotheken sei auf ca. 2,25 Millionen Euro zu beziffern. Der Wegfall der BtM-Gebühr ist vermutlich aber noch nicht gegengerechnet.

 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

Tiefer geht nimmer!

von Pharmazeutikus am 09.11.2023 um 17:36 Uhr

Während die Ärzte eine Honorarerhöhung von 2 Milliarden Euro zugesprochen bekommen, sollen Apotheken 9 Millionen einsparen?

Das ist die Verhöhnung pur!

Jetzt alle Register ziehen, sonst bleiben wir der Spielball der Politik!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wann ist das Maß voll?

von Rainer W. am 09.11.2023 um 13:48 Uhr

Wie viele Ohrfeigen wollen wir uns noch geben lassen, bevor wir uns wehren?
Wie lange wollen wir uns diese Respektlosigkeit noch gefallen lassen?
Wie oft sollen wir uns noch anlügen lassen, dass kein Geld da sei, während im gleichen Atemzug Milliarden an andere gegeben werden? Und das jedes Jahr, seit 20 Jahren?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dank

von Thomas Kerlag am 09.11.2023 um 8:44 Uhr

Am Anfang der Pandemie war nicht ganz schlüssig wie tödlich der Virus würde, daneben die gesundheitlichen Probleme die das ganztägige FFP2 tragen bringt. Und der unsägliche Aufwand in alle Richtungen und das Auffangen der Angst der Menschen.
DAS ist jetzt der Dank.
Merken Sie sich das ganz ganz gut.

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9 Mio?

von Pharmi am 08.11.2023 um 13:30 Uhr

9 Mio Euro Einsparung? Ernsthaft? Bei 2 Milliarden, die Apotheken kosten? Na das ist ja ein riesiger Wurf von Herrn Lauterbach. DAS wird die Versorgung retten!

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RV kündigen.Jetzt!

von Dr. Radman am 08.11.2023 um 10:34 Uhr

Lieba ABDA, reicht das noch nicht für Kündigung der Rahmenverträge?. Wenigestens damit drohen.
Dem Minister sind die vollwertigen Apotheken nicht wichtig. Er wird noch sein Vorhaben durchsetzen. Er sp**kt auf uns und die Apothekerschaft. Die Abgeordneten der Ampelregierung werden ihm folgen.Und die Proteste werden NICHTS bringen.Wetten?

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