Aktion im hessischen Schwalm-Eder-Kreis

10.000 Unterschriften für Staatssekretär Franke

Berlin - 13.11.2023, 12:30 Uhr

PTA Alla Anbrecht (links) und Apothekerin Eliza Krause aus Homberg (Efze) mit den 10.000 Solidaritätsunterschriften. (Foto: HAV)

PTA Alla Anbrecht (links) und Apothekerin Eliza Krause aus Homberg (Efze) mit den 10.000 Solidaritätsunterschriften. (Foto: HAV)


Die Apotheken im hessischen Schwalm-Eder-Kreis, dem Wahlkreis des Gesundheits-Staatssekretärs Edgar Franke (SPD), senden kurz vor dem nächsten Protesttag am 15. November einen Hilferuf nach Berlin: 10.000 Unterschriften haben sie gesammelt, mit denen Bürgerinnen und Bürger einen stärkeren Einsatz des SPD-Politikers für die Apotheken vor Ort einfordern. Zugleich wenden sich die Apotheken mit einem offenen Brief an Franke.

10.000 Solidaritätsunterschriften von besorgten Patientinnen und Patienten aus dem ländlich geprägten Schwalm-Eder-Kreis (Hessen) haben 34 der insgesamt 39 Apotheken im Landkreis gesammelt. Sie fordern ihren direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten Edgar Franke (SPD), der zugleich parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit ist, auf, sich stärker für eine nachhaltige Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Menschen im ländlichen Raum durch die Apotheke vor Ort einzusetzen. 

Schon fünf nach Zwölf!

Diese Unterschriften sollen den Verantwortlichen im Bundesgesundheitsministerium verdeutlichen, „dass die Uhr bei der wohnortnahen Arzneimittelversorgung der Menschen bereits auf ‚5 nach 12‘ steht und im Schwalm-Eder-Kreis einige Kommunen mittlerweile sogar schon über gar keine eigene Apotheke mehr verfügen“, wie es in einer Pressemitteilung des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) heißt. Apotheker Nils-Steffen Grönig aus Felsberg-Gensungen, der die Unterschriftensammlung im Landkreis gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen koordiniert hat, findet, dass Franke die Problemstellungen im ländlichen Raum eigentlich besonders bekannt sein sollte. „Die Bevölkerung macht sich ernsthafte Sorgen darüber, wie ihre Arzneimittelversorgung in der Zukunft aussehen soll“, ist Gröning nicht erst seit der Unterschriftensammlung überzeugt.

Pünktlich vor dem nächsten Apothekenprotesttag in Hessen am Mittwoch, dem 15. November wurden die Unterschriften jetzt auf die Reise nach Berlin geschickt. Begleitet werden sie von einem offenen Brief an den Staatssekretär, den alle teilnehmenden Apotheken unterzeichnet haben. Dieser liegt ab dieser Woche auch in den Apotheken des nordhessischen Landkreises aus.

Mehr zum Thema

Erstmals hatten die Schwalm-Eder-Apotheken im Juni Alarm geschlagen: Sie berichteten von einer sich gravierend verschlechternden Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung im ländlichen Raum. Als wichtigste Gründe hierfür genannt wurde, dass es Kommunen gebe, in denen überhaupt keine Apotheke mehr existiert, sowie anhaltende Liefernotstände und schlechte Rahmenbedingungen. Am 14. Juni wurde bekanntlich bundesweit protestiert. 

Dennoch präsentierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mittlerweile seine Pläne für einen Umbau der Apothekenstrukturen. Dazu heißt es im offenen Brief: „Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, die Versorgung der ländlichen Bevölkerung durch sogenannte ‚Light-Apotheken‘ ohne die Anwesenheit eines Apothekers, ohne die Herstellung von Arzneimitteln und ohne Notdienst sicherzustellen – anstatt die bestehenden Strukturen der vollversorgenden Apotheken nachhaltig zu stärken – zeigt, dass die Sorgen der Menschen mehr als berechtigt sind“. Und weiter: „Betrachtet man alleine nur den Wegfall des Nacht- und Notdienstes, stellt sich die Frage, warum Menschen, die auf dem Land wohnen, keinen Anspruch darauf haben sollen, an Sonn- und Feiertagen sowie in der Nacht wohnortnah für ihre fiebernden Kinder ein fiebersenkendes Arzneimittel zu erwerben oder für ihre todkranken Angehörigen ein Opiat-Rezept einzulösen, damit sie in Würde schmerzfrei sterben können. Es ist sehr erstaunlich, dass aus Ihrem Hause, dem sozialdemokratisch geführten Bundesgesundheitsministerium, ein Vorschlag kommt, der die Menschen im ländlichen Raum offiziell zu Patienten zweiter Klasse degradiert.“

Die Apothekerinnen und Apotheker aus dem Schwalm-Eder-Kreis hoffen nun, dass Ihre Unterschriftensammlung zu einem Umdenken in Berlin mit beiträgt. Der HAV hat für den 15. November erneut zu flächendeckenden Apothekenschließungen im Bundesland aufgerufen. Die zentrale Kundgebung wird allerdings in Dortmund stattfinden. Die Notdienst-Apotheken werden selbstverständlich die Versorgung aufrechterhalten.


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

10.000 Unterschriften für Franke

Hilferuf an Staatssekretär

BMG erklärt in Hessen Apothekern Reform / HAV kündigt Widerstand an

„Lieber kein Gesetz“

In Gudensberg / Nordhessen

Preview für die Apothekenreform 

Verband und Vize-Bundestagsfraktionschefin laden zu „digitaler Mittagspause“

HAV diskutiert mit SPD Apothekenreform

2 Kommentare

SPD

von Ka El am 13.11.2023 um 13:17 Uhr

Das schlimmste an der Sache ist, dass Herr Franke keine Zeit hatte, die Unterschriften persönlich entgegen nehmen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: SPD-----Dr.E.Franke

von Marco Luckhardt am 14.11.2023 um 8:53 Uhr

Jap, das ist traurig......ein paar Besuche bei Karnevalsvereinen hier im Kreis und anderes waren wichtiger.
Es zeigt die nicht vorhandene Wertschätzung......und er sah wohl, wie beim Thema fehlende Honoraranpassung nach 19 Jahren, "keinen sachlichen Grund", wahlweise auch " keine Notwendigkeit" !!!
Erbärmlich!
Beste Grüße aus dem Schwalm-Eder-Kreis

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.