BfArM

Ozempic-Fälschungen – Vorsicht verschiedene Pen-Systeme

Stuttgart - 14.11.2023, 07:00 Uhr

Abbildungen von Original und Fälschungen des Arzneimittels Ozempic®. (Copyright Novo Nordisk)

Abbildungen von Original und Fälschungen des Arzneimittels Ozempic®. (Copyright Novo Nordisk)


Die Ermittlungen im Zusammenhang mit gefälschtem Ozempic laufen noch. Doch nach und nach werden mehr Details bekannt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat nun ein neues Bild der Fälschungen veröffentlicht.

Es ist nun rund einen Monat her, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Apotheker:innen in Deutschland darauf hinwies, künftig alle Ozempic®-Packungen vor der Abgabe zu öffnen – denn in Österreich, Deutschland und Großbritannien sind bekanntermaßen Fälschungen aufgetaucht. Zunächst richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf zwei Chargen, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass weitere betroffen sein könnten:

• Charge: MP5E511, Verfalldatum: 07/2025, Seriennummer: 1946483405690
• Charge: NP5G866, Verfalldatum: 12/2025, Seriennummer: 1031002838555

Früh war vermutet worden, dass in den Fälschungen Insulin statt Semaglutid enthalten ist, bestätigt hatte dies das BfArM aber erst vergangene Woche am 7. November: „Erste Untersuchungen des Herstellers Novo Nordisk A/S haben ergeben, dass sich in der bisher identifizierten Fälschung des Arzneimittels Ozempic® (Seriennummer: 1946483405690 der Charge: MP5E511, Verfalldatum: 07/2025) kein Semaglutid befindet. Entsprechend der Ergebnisse des deutschen amtlichen Untersuchungslabors Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe enthalten die betroffenen Pens Insulin. Es wird aktuell vermutet, dass es sich um umetikettierte Insulinpens handelt. Die Untersuchungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen“, hieß es.

Weitere vermutlich umetikettierte Insulin-Pens

Am vergangenen Freitag gab es nun das Update, dass Untersuchungen von Novo Nordisk ergeben hätten, „dass sich in beschlagnahmten Sekundärverpackungen der bisher verifizierten Fälschung (Seriennummer: 1946483405690 der Charge: MP5E511, Verfalldatum: 07/2025) weitere vermutlich umetikettierte Insulinpens befunden haben. Analysen ergaben, dass in beiden Pens kein Semaglutid, jedoch Insulin enthalten ist“. Die bisher aufgefundenen Fälschungen sollen neben farblichen Abweichungen durch den Dosiswähler auffallen, der beim Einstellen der Dosis über den Pen hinausragt. Es wird zur Identifizierung ein weiteres Bild zur Verfügung gestellt:

Abbildungen von Original und Fälschungen des Arzneimittels Ozempic®. (Copyright Novo Nordisk)

Erneut wird vor der erheblichen Gesundheitsgefahr gewarnt, die von den Fälschungen ausgeht. 

AKNR: Nur Apotheken vor Ort bieten Sicherheit

Auch Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, kritisiert aktuell die kriminellen Machenschaften rund um Semaglutid: „Unsere Patienten und alle Anwender müssen wissen, dass eine Überdosierung von Insulin zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Man tut sich keinen Gefallen damit, diese Abnehm-Spritzen auf dubiosen Wegen zu besorgen. Nur Apotheken vor Ort – und nicht zwielichtige Bezugswege über das Internet – bieten die Sicherheit, die bei Arzneimitteln generell und hier in besonderem Maße wichtig ist.“

Am 9. November gab zudem die Düsseldorfer Polizei bekannt, dass ihre Spezialisten für Wirtschaftskriminalität aktuell gegen die Betreiber einer Neusser „Firma“ ermitteln. Auch hier soll es um „gefälschte Produkteinheiten“ von Ozempic® gehen. Zum Hintergrund heißt es in einer Pressemitteilung: „Grundlage der Durchsuchung war, dass ermittelt werden konnte, dass die Neusser ‚Geschäftsleute‘ im Juli von einer türkischen Firma mehr als tausend Einheiten der gefälschten Diätspritzen bezogen und teilweise vertrieben hatten. Die vertriebenen Fälschungen waren in Verpackung und Spritzen ähnlich gestaltet, jedoch ohne den Original-Wirkstoff. Neben den gesundheitlichen Gefahren steht ein möglicher sechsstelliger Vermögensvorteil im Raum.“ 

Die in Umlauf befindlichen Fälschungen konnten bei einer Durchsuchung der „Firma“ allerdings nicht aufgefunden werden. Die Ermittlung der Vertriebswege und des Verbleibs seien jetzt vorrangiges Ziel der Ermittler.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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