Semaglutid

Ozempic – Deutschland erwägt Exportverbot

Stuttgart - 15.11.2023, 13:00 Uhr

Wie schlimm steht es um die Versorgung mit Ozempic in Deutschland? (Foto: Natalia / AdobeStock)

Wie schlimm steht es um die Versorgung mit Ozempic in Deutschland? (Foto: Natalia / AdobeStock)


Seit einiger Zeit haben auch die Publikumsmedien die Lieferengpässe für sich entdeckt. Jetzt hat der „Spiegel“ ein Interview mit dem Leiter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zum Thema geführt. Dabei nicht fehlen darf Deutschlands derzeit wohl bekanntester Lieferengpass (und Fälschungsfall) Ozempic. Aber auch zur Versorgung mit Kinderantibiotika äußert sich Broich.

Der „Spiegel“ hat mit BfArM-Leiter Professor Karl Broich darüber gesprochen, „warum so viele Medikamente knapp werden“. Nicht neu sind dabei Aussagen Broichs, wie dass man in Deutschland die „Preisschraube überzogen“ und sich dadurch von der ausländischen Produktion in China und Indien abhängig gemacht habe. Die Preise müssten wieder angepasst werden. 

Zwar gebe es auch Negativbeispiele für Arzneimittel mit enormen Kosten, doch man soll laut Broich in einem guten Dialog mit den Pharmaunternehmen zu Medikamentenpreisen stehen: „Bayer, Roche und Boehringer wissen: Wenn sie das System crashen, schadet ihnen das auch.“

Zuletzt standen bei den Engpässen auch Antibiotika für Kinder im Fokus. Broich gibt zwar zu, dass in diesem Bereich grundsätzlich weiterhin Probleme bestehen, doch „die aktuellen Produktionsdaten deuten auf eine stabile Versorgungslage für Herbst und Winter hin“, erklärt er. Es sei deshalb keine Situation wie im letzten Jahr zu erwarten.

Der Markt ist bei Lieferengpässen nicht der beste Ratgeber

Ein gutes Beispiel, dass der Markt bei Themen wie Arzneimittel-Lieferengpässen nicht der beste Ratgeber ist, sei Semaglutid in Ozempic®, erklärt Broich im Interview. Denn Ozempic® sei in Deutschland günstiger als in vielen anderen Ländern, und: „Wir wissen, dass ein Teil der Spritzen, die für unsere Diabetespatienten nach Deutschland geliefert werden, in andere europäische Länder oder die USA abfließen.“ Sollten die bisherigen Maßnahmen und die Aufklärungsarbeit nicht ausreichen, sei man derzeit mit der Politik im Gespräch, eventuell ein Exportverbot zu erlassen. Doch das sei „ein Schwert, das wir im Sinne des freien Marktes nur selten zücken können“, gibt Broich zu bedenken.

Kommen bald Konkurrenzprodukte auf den Markt, könnten auch diese die Situation entschärfen. Man bemühe sich deshalb, bei der Zulassung möglichst schnell zu sein, so Broich. 

Tirzepatid in Mounjaro® soll in Deutschland beispielsweise Anfang Dezember erst einmal nur in der Startdosis von 2,5 mg in der Einerpackung in den Handel kommen, wie Hersteller Lilly auf DAZ-Anfrage mitteilte.

Insgesamt gibt Broich zu den neuartigen Arzneimitteln zum Abnehemen zu bedenken: „Es wird so getan, als hätten diese Arzneimittel keine Nebenwirkungen. Die haben sie sehr wohl. Es gibt offenbar keine vernünftige Risiko-Nutzen-Abwägung mehr und die Nebenwirkungen werden völlig unter den Tisch gekehrt. Man sieht nur 15 Prozent weniger Gewicht, ohne dass man sich anstrengen muss. Und es ist natürlich nicht akzeptabel, dass deshalb Diabetespatienten nicht ausreichend versorgt werden können.“


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Exportverbot ja, aber Importverbot nein?

von Shorafix am 15.11.2023 um 20:30 Uhr

Wäre es dann nicht auch konsequent, ein Importverbot für Arzneimittel zu erlassen, die in andere EU-Staaten billiger angeboten werden?

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