Protestmonat

Wie berichten die Medien über den Protest am 15. November?

Stuttgart - 16.11.2023, 13:45 Uhr

In der Fußgängerzone in Dortmund haben die Demonstrierenden ihre Forderungen in die Öffentlichkeit getragen. (Foto: js/DAZ)

In der Fußgängerzone in Dortmund haben die Demonstrierenden ihre Forderungen in die Öffentlichkeit getragen. (Foto: js/DAZ)


Im November schließen bundesweit die Apotheken regional getrennt an vier Protesttagen, um der Politik lautstark die Missstände in Sachen Honorar, Bürokratie und Co. aufzuzeigen. Am 8. November blieben die Offizinen in Norddeutschland geschlossen – nun protestierten am Mittwoch die Apothekenteams im Westen der Republik. Wie haben regionale und überregionale Medien den Protest aufgegriffen?

Bereits vergangene Woche zeigten Apothekenteams in Norddeutschland ihre Unzufriedenheit mit dem seit Jahren nicht angepassten Honorar für Apothekenleistungen, die überbordende Bürokratie und den Fachkräftemangel.

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Nun blieben in den Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen die Apotheken am 15. November 2023 aus Protestgründen geschlossen. An der zentralen Kundgebung in Dortmund sollen knapp 5000 Apothekerinnen, Apotheker, PTAs, PKAs aber auch Ärztinnen und Ärzte teilgenommen haben.

Die „größten Herausforderungen“ der Vor-Ort-Apotheke

Im Bericht unter Regionales konzentrierte sich tagesschau.de auf die gesunkene Zahl an Apotheken in Rheinland-Pfalz. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, wird zitiert: „Die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ist zwar weiterhin gesichert, aber der Rückgang der Apothekenzahl muss endlich gestoppt werden, um auch künftige Generationen sicher mit Medikamenten zu versorgen.“ Der Personalmangel und die seit 2004 stagnierende Vergütung werden als die „größten Herausforderungen“ der Vor-Ort-Apotheke genannt. Außerdem belasten Lieferengpässe und die mangelnde Wertschätzung der Politik die Apothekenteams.

Auch im zweiminütigen Video des SWR wurden die Protestthemen aufgegriffen. Der Gesundheitsökonom Thomas Kolb von der Hochschule RheinMain Wiesbaden nimmt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Schutz. Lauterbach versuche die Themen im Gesundheitswesen anzugehen. Die Apothekenkundin, die in dem Clip zu Wort kommt, äußerte sich verständnisvoll gegenüber den Schließungen („ich weiß, dass es für einen guten Zweck ist, daher ist es für mich okay“).

Solidaritätsunterschriften gesammelt

Der Nachrichtendienst Hna aus Kassel machte in seinem Artikel über den Protest auf Gebiete im Schwalm-Eder-Kreis aufmerksam, die keine Offizin (mehr) haben. 34 der 39 Apotheken im Landkreis hätten Solidaritätsunterschriften für die Vor-Ort-Apotheke gesammelt. Die 10.000 Unterschriften sollen nun ans Bundesgesundheitsministerium gesendet werden.

„Viel mit moderner Kommunikation lösen“

Das Newsportal Münchner Merkur verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich Apothekenteams angesichts der Arzneimittelengpässe täglich stellen müssen. Die Abhängigkeit Deutschlands von ausländischer Medikamentenproduktion stelle den Apothekenprotest in einen größeren Zusammenhang.

Die Pläne Lauterbachs, in Apotheken müsse kein Approbierter mehr anwesend sein, werden ebenfalls erwähnt und vom Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner eingeordnet: „Man kann nicht jede Apotheke gleich behandeln. In Städten müssen bestimmte Medikamente vorgelagert werden – ganz einfach, weil der Bedarf höher ist. Gleichzeitig brauche ich auf dem Land tatsächlich nicht überall einen Apotheker, da kann man viel mit moderner Kommunikation lösen. Oder man stellt einen Automaten mit Videoverbindung zum Apotheker auf, so wie es das in anderen Ländern schon gibt.“

Überregional und regional über den Apothekenprotest

Auch die Nachrichtenwebseiten Welt, web.de News und msn, ein Nachrichtenanzeiger von Microsoft, thematisierten den Protest und seine Gründe.

Lokalmedien, wie die Ruhr Nachrichten, die Wormser Zeitung oder die Saarbrücker Zeitung griffen den Apothekenprotest auf, um die Leserinnen und Leser über die Belange der Apothekerschaft zu informieren.

Der Apothekenprotest am Mittwoch, 15. November, wurde also breit medial abgedeckt, sodass wahrscheinlich auch Personen, die an diesem Tag nicht vor einer geschlossenen Apothekentür standen, davon mitbekommen haben. 

Der Protestmonat November geht am 22. November mit dem Protest der Apotheken in Süddeutschland weiter (zentrale Kundgebung in Stuttgart, ab 12 Uhr auf dem Schlossplatz). Am 29. November enden die Apothekenschließungen mit dem Protest in Ostdeutschland und der zentralen Kundgebung in Dresden bis 14 Uhr auf dem Theaterplatz.


Juliane Russ, M.Sc., Volontärin


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4 Kommentare

Rhetorik- und Management-Training

von Rainer W. am 17.11.2023 um 14:59 Uhr

Herr Hubmann und Frau Overwiening sollten sich DRINGEND einem Rhetorik- und Führungstraining unterziehen.

Welche Äußerungen sie völlig unbedacht in die Öffentlichkeit posaunen und welchen Schaden sie damit für den ganzen Berufsstand anrichten ist nicht auszuhalten.

„Die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ist zwar weiterhin gesichert(...) - Immer beschwichtigen, bloss keine Unruhe verbreiten. Dann kann es ja nicht so schlimm sein. Ab diesem Punkt hört doch keiner mehr zu. Oder ist das Gerücht über die geheimen Ziele der ABDA mehr als ein Gerücht?

Sie haben eine Verantwortung, unternehmen Sie endlich die nötigen Schritte, um dieser Verantwortung gerecht werden zu können.

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Ökonomen, die Verbrecher unserer Zeit

von Thomas Kerlag am 16.11.2023 um 19:12 Uhr

Patient wenige Tage vor der Zyto Therapie.
Swups da ist was nicht lieferbar.
Das Kommunikationschaos beginnt.
Ich werde den Teufel tun und noch jemanden beraten, der irgendwo an einem Automaten steht, meine Gesundheit ist auch wichtig!

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Augen auf!

von Armin Spychalski am 16.11.2023 um 18:47 Uhr

Künftige Generationen? Diesen Weitblick können wir uns überhaupt nicht mehr leisten. Ein Drittel der verbliebenen(!) Apotheken ist existenzgefährdet. Die Misere, Tragödie und Vernichtung von Existenzen geschieht im Hier und Jetzt. Augen auf und heute handeln oder es bleiben lassen und mit der Unterversorgung zurechtkommen! Die Politik ist gefordert!

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Die Gesundheitsökonomen

von Dr.Diefenbach am 16.11.2023 um 15:22 Uhr

...sind eine Belastung jedweder Diskussion, diese elenden Statements jetzt zB über die Ungleichheit von Apotheken in Stadt und Land,WER WO sein soll/muss;Wir haben Apothekengesetze, das scheint den Herren in der Darstellungsriege sechsstellige Einkommen
komplett entgangen zu sein.Es soll ja ua auch errechnet worden sein , dass die Cannabisfreigabe im ENDstadium ca 26 000 neue Arbeitsplätze schafft und MillionenÜBERschüsse in die Staatskasse spült,WIR können uns diese Gaukelei der Ökonomen in der PRAXIS an keinem Tag erlauben

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