Protest im Süden

5000 Apotheken könnten morgen geschlossen bleiben

Berlin - 21.11.2023, 16:45 Uhr

Vergangene Woche protestierten Apothekenteams in Dortmund.  (Foto: DAZ)

Vergangene Woche protestierten Apothekenteams in Dortmund.  (Foto: DAZ)


Morgen wird Stuttgart zum Zentrum des Widerstands der Apotheker gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die ABDA kündigt für Mittwoch die mögliche Schließung von bis zu 5.000 Apotheken in Bayern und Baden-Württemberg an. Auch die bayerische Gesundheitsministerin unterstützt die Protestierenden. 

In den vergangenen Wochen hatten sich bereits in anderen deutschen Städten mehrere tausend Apothekerinnen und Apotheker versammelt und ihre Arbeit niedergelegt. Anlass der Proteste ist vor allem der dramatische Rückgang der Apothekenzahl. Deutschlandweit ist die Zahl der Betriebsstätten in diesem Jahr bis September um 1,9 Prozent gesunken. Der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes Hans-Peter Hubmann sieht die zu niedrigen Honorare der Apotheker, welche zu lange nicht angepasst wurden, als Ursache des Apotheken-Sterbens. 

Die Demonstrierenden richten sich auch gegen die aktuelle Gesundheitspolitik der Bundesregierung, insbesondere gegen die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Apotheken-Reform. Die Bundesvereinigung Deutscher Apotheker-Verbände (ABDA) spricht von einer „versorgungsgefährdenden Gesundheitspolitik der Bundesregierung“. Kritisch blickt die ABDA vor allem auf die Reformvorschläge, welche eine Aufhebung der Notdienst- und Laborpflicht vorsehen, sowie die Lockerung der personellen Anforderungen für das Apotheken-Personal. Filialen sollen künftig auch von PTA geleitet werden dürfen. Die Pläne Lauterbachs würden zu einer „Zwei-Klassen-Versorgung“ führen. 

Zusätzlichen Rückenwind bekommt die Apothekerschaft aus Bayern. So fordert die CSU-Fraktion vom Bund eine komplette Neuregelung der Apothekenfinanzierung. Nur so könne verhindert werden, dass immer mehr Apotheken schließen. CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek spricht sich für eine Erhöhung der Honorare und einen bundesweiten „Pharmadialog“ aus:

„Unsere Apotheken brauchen eine mutige Apothekenreform mit Anpassung der Apothekenhonorare. Alles andere ist ein Herumdoktern an einzelnen Symptomen. Stattdessen muss die Krankheit der Unterfinanzierung angegangen werden. Dafür braucht es neue Finanzierungskonzepte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begnügt sich als Mangelverwalter. Gefordert ist jetzt aber ein anpackender Gestalter, der rasch eine Apothekenreform in Angriff nimmt, die Preisgestaltung neu regelt und Anpassungsmechanismen schafft, um auf Inflation und Lohnsteigerungen zu reagieren.“ 

Für den morgigen Mittwoch ist eine zentrale Protestkundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz geplant. Auch die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) wird sich daran beteiligen und hat ein Grußwort angekündigt. Ob es tatsächlich zur Schließung von etwa 5.000 Apotheken in Süddeutschland kommt, ist nicht völlig klar. In jedem Fall werde eine Notfallversorgung gewährleistet.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Protest der Apotheken - gegen wen richtet sich der???

von Silke am 22.11.2023 um 11:15 Uhr

Ich bin krank und ich wollte heute in die nächst gelegene Apotheke, um mir ein apotheken- aber nicht verschreibungspflichtiges Medikament zu kaufen. Da stand ich dann vor verschlossener Tür - und musste mich unverrichteter Dinge zurück schleppen. Ich verstehe nicht, warum Apotheker ihren Protest an denjenigen auslassen, die ihre Dienste nicht nur benötigen, sondern auch bezahlen!!!

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AW: Streik, gegen wen richtet er sich

von Dorf-Apothekerin am 22.11.2023 um 13:09 Uhr

Die Patienten bezahlen entweder direkt oder über die Krankenkassenbeiträge Ihre Medikamente, wobei der Anteil der Verkäufe über die Krankenkassen der größere ist. Mit Hilfe der Politik schaffen es die Kassen ihre Verpflichtungen mit sämtlichen Geschäftspartnern in ruinöse Tiefen abzusenken und dazu immer neue bürokratische Forderungen zu stellen.
Deshalb müssen sich verärgerte Kunden an ihre Krankenkassen und an Herrn Prof. Lauterbach wenden und dorthin den Protest weitergeben.

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