Die Dosis macht das Gift

Sind Omega-3-Fettsäuren nicht mehr gesund?

Stuttgart - 21.11.2023, 17:50 Uhr

Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA). Deren Verzehr ein- bis zweimal pro Woche gilt weiterhin als gesund. (Foto: Lena / AdobeStock)

Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA). Deren Verzehr ein- bis zweimal pro Woche gilt weiterhin als gesund. (Foto: Lena / AdobeStock)


Ein Rote-Hand-Brief weist die Angehörigen der Gesundheitsberufe aktuell darauf hin, Patient:innen zum Arztbesuch zu raten, wenn diese Symptome von Vorhofflimmern entwickeln – und zwar unter Therapie mit Omega-3-Fettsäure-haltigen Arzneimitteln. Was bedeutet das nun aber für die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über Lebensmittel, in denen Omega-3-Fettsäuren bislang durchaus als gesund galten? Um es kurz zu machen: Die Dosis macht das Gift.

Manche Leser:innen des aktuellen Rote-Hand-Briefs zu Omega-3-Fettsäure-haltigen Arzneimitteln hat vielleicht verwundert, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) darin – ohne nähere Erläuterung, wie sich hinsichtlich dieser Produktgruppe zu verhalten ist – darauf hinweist, dass auch „Omega-3-Fettsäure-haltige Nahrungsergänzungsmittel (z.B. ‘Fischöl-Kapseln‘) auf dem deutschen Markt erhältlich sind, u.a. zur Aufrechterhaltung einer normalen Herzfunktion“. 

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  • „Fischöl, Omega-3-Säuren-reich“,
  • „Omega-3-Säurentriglyceride“,
  • „Omega-3-Säurenethylester“,
  • „Omega-3-Säurenethylester 60“ und
  • „Omega-3-Säurenethylester 90“.

Die Präparate-Palette reicht dabei von apothekenpflichtigen und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln über Nahrungsergänzungsmittel (NEM) bis hin zu Diätetika. Die (empfohlene) Dosis-Stärke unterscheidet sich teils stark.

Wie ist das jetzt also: Sind all diese Produkte für Herzpatienten nicht mehr zu empfehlen? Omega-3-Fettsäuren (in Lebensmitteln) sind doch grundsätzlich weiterhin gesund, oder?

Stellungnahmen des BfR zu Omega-3-Fettsäuren

Aufschluss gibt wohl eine Mitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 16. November. Darin heißt es schon im Untertitel: „Arzneimittel, aber auch Nahrungsergänzungsmittel wie Fischöl-Kapseln können die unerwünschte Wirkung verursachen“. Gemeint ist das Risiko für Vorhofflimmern bei Patienten mit kardialen Vorerkrankungen. Das Risiko soll dosisabhängig sein und bei einer Dosis von 4 g/Tag am größten. Dazu erklärt das BfR: „Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren werden etwa in Form von Fischölkapseln angeboten und enthalten zum Teil ähnlich hohe Dosierungen wie Arzneimittel.“ Das BfR rät nun, solche NEM über einen längeren Zeitraum nur noch in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin einzunehmen.

Nicht bedenklich, betont das BfR, ist hingegen die Aufnahmemenge von Omega-3-Fettsäuren bei regelmäßigem Fischverzehr. Der Verzehr ein- bis zweimal pro Woche habe sogar „gesundheitsfördernde Wirkungen, z. B. auf den Fettstoffwechsel“.

Vorsicht bei mit Fischöl angereicherten Lebensmitteln

Allerdings führt das BfR weiter aus, dass Fischöl „nicht nur in Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, sondern auch zur Anreicherung von Lebensmitteln verwendet“ wird. Und das scheint deutlich weniger gesund zu sein, als der regelmäßige Fischverzehr:


„In diesem Zusammenhang hat das BfR bereits 2009 das gesundheitliche Risiko einer erhöhten Aufnahme der Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA bewertet und darauf hingewiesen, dass bei hohen Aufnahmemengen Hinweise auf einen erhöhten Cholesterinspiegel, eine Beeinträchtigung der Immunabwehr bei älteren Menschen, eine erhöhte Sterblichkeit bei Menschen mit Herzerkrankungen sowie eine erhöhte Blutungsneigung vorlagen. Auch die langfristigen Auswirkungen einer erhöhten Aufnahme seien nicht ausreichend untersucht. Das BfR empfahl deshalb die Festlegung von Höchstmengen für den Zusatz von DHA und EPA zu Lebensmittelprodukten. Diese Empfehlung ist auch weiterhin gültig.“

BfR-Mitteilung 57/2023


Dabei spielt es laut BfR auch keine Rolle, ob in Lebensmitteln angereichertes DHA und EPA (Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure) aus Fischöl, Algenöl stammt oder ob es sich um Fettsäureethylester (in Arzneimitteln) handelt.

Wie viel Fischöl ist zu viel?

Im Rahmen der normalen Ernährung verzehrten Verbraucher:innen in Deutschland durchschnittlich zwischen 127 mg (junge Frauen) und 295 mg (ältere Männer) DHA und EPA am Tag, erklärte das BfR 2009. Bei einer überdurchschnittlich Omega-3-Fettsäure-reichen Ernährung würden die Aufnahmemengen für beide Gruppen bei 369 mg und 827 mg/Tag liegen, hieß es. Vor dem Hintergrund eines Novel Food Antrages für DHA-reiches Öl aus marinen Mikroalgen schätzte das BfR 2009, „dass die Anreicherung von Lebensmitteln aus 14 Lebensmittelgruppen mit Algenöl die bisherige Aufnahmemenge von langkettigen Omega-3-Fettsäuren etwa vierfach erhöhen könnte“ und forderte die Festlegung von Höchstmengen.

Abgeschlossen scheint der Fall „Fischöl“ also auch mit dem aktuellen Rote-Hand-Brief noch nicht zu sein, da Höchstmengen weiterhin fehlen. Doch schon jetzt kann jede:r darauf achten, Omega-3-Fettsäuren nicht in übermäßigen Mengen zu sich zu nehmen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklärt in ihren „10 Regeln“ zu vollwertigem Essen und Trinken:

„Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA). Auch die einheimischen Süßwasserfische wie Forelle und Karpfen sind gute Lieferanten dieser Fettsäuren.“

„Rapsöl ist das Öl der Wahl und ein guter Allrounder in der Küche. Rapsöl hat den geringsten Anteil an gesättigten Fettsäuren, einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren und enthält viel von der lebensnotwendigen ungesättigten Omega-3-Fettsäure „alpha-Linolensäure“ sowie Vitamin E. Hervorzuheben ist das günstige Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren in Rapsöl.

Weitere empfehlenswerte Öle mit einem nennenswerten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sind Walnuss-, Lein- und Sojaöl. Olivenöl mit seinem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren ist ebenfalls eine gute Wahl. Olivenöl, speziell natives Olivenöl, enthält darüber hinaus sekundäre Pflanzenstoffe.“

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Literatur 

BfR-Mitteilung 57/2023. Präparate mit Omega-3-Fettsäuren können bei Herzpatienten das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen. Stand 16.November 2023. 

BfR-Stellungnahme Nr. 030/2009. Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fettsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen. Stand 26. Mai 2009. 

BfR-Information Nr. 034/2006 Müssen Fischverzehrer ihre Ernährung durch Fischöl-Kapseln ergänzen? Stand 19. Juli 2006. 

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Abruf 21.11.2023, www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/10-regeln/ 

Moll D. Vorhofflimmern unter Omacor, Zodin und Co.? DAZ.online 16.11.2023, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/16/vorhofflimmern-unter-omacor-zodin-und-co


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

HDL wertte

von Margit stork am 25.11.2023 um 16:09 Uhr

Möchte die schlechten LD H wertlos werden

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Erhöte Kollektion werte

von Margit stork am 25.11.2023 um 16:08 Uhr

Wie bekomme ich die guten HDL wieder her

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