Kammerversammlung Nordrhein

AKNR ermuntert zu Impfungen und pDL

23.11.2023, 16:45 Uhr

In Nordrhein stand eine Woche nach den westdeutschen Apothekenprotesten die Kammerversammlung an.(Foto: AKNR) 

In Nordrhein stand eine Woche nach den westdeutschen Apothekenprotesten die Kammerversammlung an.(Foto: AKNR) 


Während am Mittwoch in Süddeutschland die Apothekenteams protestierten, stand in einer Reihe anderer Kammerbezirke turnusmäßig die Kammerversammlung an. So auch in Nordrhein: Aller politisch widrigen Umstände zum Trotz legte man hier einen Fokus auf das, was Apotheken gut können – und auf das, wofür sich die Kammer mit Verve einsetzt.  

Auch und gerade in global unsicheren und instabilen Zeiten bleiben die Apotheken vor Ort mit ihren vielfältigen Leistungen für die Menschen da. Dabei haben sie es bekanntlich auch in ihrem eigenen Bereich alles andere als leicht: Lieferengpässe, eine nicht mehr zeitgemäße Honorierung, Fachkräftemangel und die jüngsten Reform-Ideen aus dem Bundesgesundheitsministerium halten sie aber nicht ab, unter Beweis zu stellen, wie unersetzlich sie in den lokalen und regionalen Versorgungsstrukturen sind. Diese Botschaft geht von der gestrigen Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) aus.

„Trotz der unterschiedlichen Herausforderungen und Krisen in den vergangenen Jahren haben Apotheken immer alles getan, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln bestmöglich aufrechtzuerhalten und sie werden das auch weiterhin tun“, erklärte Kammerpräsident Armin Hoffmann in seinem Bericht. Gestörte Lieferketten, aber auch die Tatsache, dass Deutschland nicht bereit sei, marktgerechte Preise für Medikamente zu zahlen, hätten eine nicht für möglich gehaltene Dimension von Lieferengpässen zur Folge gehabt, unter denen Patienten immer häufiger zu leiden haben. „Die Apotheken schaffen es aber trotzdem, sie zu versorgen.“ Als wichtige Neuerung in der Versorgung nannte der Präsident die Einführung der Grippe- und Corona-Schutz-Impfungen in Apotheken, „eine echte Erfolgsgeschichte und einen weiteren, wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung unseres Berufsstandes.“ Hoffmann ermutigte Inhaber öffentlicher Apotheken, diesen Service anzubieten.

pDL: Geschätzter Kammer-Support

Zu Gast bei der Kammerversammlung war Nina Griese-Mammen, Abteilungsleiterin Wissenschaftliche Evaluation der ABDA. Sie lobte in ihrer Keynote die Ein- und Durchführung der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) im Kammerbezirk. Ein Jahr nach deren Einführung seien die pDL zwar für Patienten und Patientinnen und viele Teams in Apotheken noch immer neu – es lohne sich aber, das Angebot aktiv zu bewerben. „Das ist nicht nur gut für die Patienten, sondern gleichzeitig eine Aufwertung für die Tätigkeiten im Team.“ Und Nordrhein sieht Griese-Mammen hier auf einem „sehr guten Weg.“ Schon wegen des initialen Engagements der Kammer im Vorfeld der pDL-Einführung, aber auch mit Blick auf ihr pDL-Support-Center, wo Apotheken und ihr Personal bei Ein- und Durchführung der Dienstleistungen Unterstützung finden. Kammerpräsident Hoffmann ergänzte, dass er gelegentlich Fragen aus anderen Kammerbezirken bekomme, ob die Dienste des Support-Centers auch für Apotheken in anderen Kammerbezirken zur Verfügung stünden. „Dann sage ich immer: Wieso nicht? Gemeinsam ist man stark.“ Das pDL-Team der AKNR warb erneut dafür die Chance, die die pharmazeutischen Dienstleistungen Apotheken und ihren Patienten bieten, wahrzunehmen.

Viel Beifall für das Engagement der Rechtsabteilung

Die AKNR ist zudem dafür bekannt, keinen Rechtsstreit zu scheuen, wenn sie Wildwuchs im Arzneimittelmarkt wahrnimmt. Umfassend informierte Justiziarin und Geschäftsführerin Bettina Mecking die Delegierten über aktuell laufende Gerichtsverfahren. Man kämpfe stets mit offenem Visier und Taktik. Viele Gerichte würden durchaus zur Kenntnis nehmen, dass sich die Kammer nicht nur von Anwälten vertreten lasse, sondern oft auch durch den Präsidenten direkt im Saal vertreten sei. „Das zeigt, wie wichtig uns die strittigen Gegenstände sind.“ Und dabei ist man sehr erfolgreich. 

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Besonders erwähnte Mecking das Vorgehen der AKNR gegen Internetplattformen, die durch das Ausfüllen von Fragebögen offenbar den Besuch beim Arzt ersetzen – und verschreibungspflichtige Arzneimittel so de facto direkt online bestellbar machen. „Wir sehen darin Verschreibungsbeschaffungsdienstleister – das kann so nicht im Sinne des Gesetzgebers sein“. Aber auch Internetplattformen, die umsatzbezogene Partnerschaften mit Apotheken anbieten, sieht die Kammer kritisch, wenn damit der wirtschaftliche Druck auf Apotheken steigt und die Unabhängigkeit des Apothekers, zumindest abstrakt, gefährdet wird. Dagegen geht sie als Form des virtuellen Fremdbesitzes ebenfalls vor. Das konsequente Vorgehen der Rechtsabteilung rund um Bettina Mecking, auch gegen ausländische Versender, wurde von den Delegierten durchweg goutiert.

 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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