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BPhD-Kolumne
Was wir aus der interprofessionellen Summer School an der FU Berlin mitnehmen können
Anfang Oktober fand die Tandem Summer School für Pharmazie- und Medizinstudierende zur Erhöhung der AMTS bei speziellen Erkrankungen bzw. Patientengruppen („TEAM“) des Instituts für Pharmazie der Freien Universität Berlin (FU Berlin) und des Instituts für Allgemeinmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin zum zweiten Mal statt. Bei dieser interprofessionellen Veranstaltung beschäftigen sich Pharmazie- und Medizinstudierende über drei Tage mit dem Krankheitsbild der unipolaren Depression und arbeiten gemeinsam an Patient*innenfällen. Die Beauftragte für Interprofessionelle Zusammenarbeit des BPhD e. V., Clara Meiners, hat an der Summer School teilgenommen und schildert ihre Erfahrungen.
Als ich am ersten Morgen zum Institut für Pharmazie in Berlin fuhr, war ich schon gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwarten würde. Fragen, die in meinem Kopf schwirrten, waren: Wie muss ich kommunizieren, damit mich die Medizinstudierenden verstehen? Was zählt zu meinen Aufgaben als werdende Apothekerin und habe ich überhaupt genug Wissen, um mich zu beteiligen?
Die Gruppe bestand aus etwa gleich vielen Pharmazie- und Medizinstudierenden und die Teilnehmenden kamen aus vielen Teilen Deutschlands. Ein besonderes Highlight war ein Vortrag, in dem ein interprofessionelles Projekt der Universität Bergen (Norwegen) vorgestellt wurde. Dort können Studierende in interprofessionellen Teams bereits Erfahrungen in ihrem zukünftigen Arbeitsumfeld sammeln, indem gemeinsam Patient*innen betreut werden.
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Chancen interprofessioneller Zusammenarbeit
In einem Seminar vermittelte eine Hausärztin wertvolles Wissen über das Erkennen von Depressionen und wie damit in einem hausärztlichen Gespräch mit Patient*innen umzugehen ist. Durch diese ärztliche Perspektive habe ich ein besseres Verständnis für die Aufgaben von Ärzt*innen bekommen. Auch wurden die verschiedenen Therapiearten einer psychotherapeutischen Behandlung beleuchtet und im Besonderen auf die Behandlung der unipolaren Depression eingegangen. Die pharmakologische Perspektive auf das Krankheitsbild wurde ebenfalls betrachtet. Wir haben uns mit der leitliniengerechten Therapie beschäftigt und in Gruppen die verschiedenen Klassen der Antidepressiva vorgestellt. Eine Grundlage der interprofessionellen Zusammenarbeit ist das Kennenlernen der Kompetenzen und Aufgaben der Professionen, da die Arbeit so wertgeschätzt und unterstützt werden kann. Durch die vielfältigen Perspektiven konnte genau das erreicht werden.
Beratungsgespräche üben mit Schauspielpatient*innen
Das in Seminaren und Workshops neugewonnene Wissen konnten wir bei der Lösung von Patient*innenfällen anwenden. In einem durch Schauspielpatient*innen simulierten Beratungsgespräch in der Apotheke und einem folgenden Erstgespräch in einer Hausarztpraxis konnte der Umgang mit Patient*innen mit der Verdachtsdiagnose Depression geübt werden. Dabei sind zwei Teilnehmende in die Rolle als Apotheker*in und als Arzt*Ärztin geschlüpft, während die anderen die Situation beobachtet und Feedback zum Gespräch gegeben haben. Das war eine neue Erfahrung für mich, da ich zuvor noch keinen Kontakt zu Simulationspatient*innen hatte. Dementsprechend war ich sehr beeindruckt von deren Fähigkeiten, die Rolle der Patient*innen so überzeugend darzustellen und habe diesen Teil als sehr lehrreich empfunden. Das Führen von Beratungsgesprächen sollte auch als Teil des Studiums stärker verankert werden. Dazu könnten Übungsapotheken genutzt werden, die es bereits an einigen Standorten gibt. Kommunikation spielt sowohl für die Beratung von Patient*innen, als auch für das Gelingen der interprofessionellen Zusammenarbeit eine zentrale Rolle und findet während des Studiums nur wenig Raum. Das sollte sich unbedingt ändern.
Bei der Bearbeitung von Patient*innenfällen mit den Schwerpunkten Interaktion und interprofessionelle Kommunikation ist aufgefallen, wie wertvoll die verschiedenen Sichtweisen der Pharmazie- und Medizinstudierenden sind. Die unterschiedlichen Erfahrungen und das Zusammenführen der Sichtweisen haben uns der Lösung nähergebracht. Zudem konnte geübt werden, wie man miteinander kommunizieren muss, damit man sich versteht und die bestmögliche Lösung für Patient*innen findet. Die Fälle haben abgebildet, wie interprofessionelle Zusammenarbeit im Berufsleben ablaufen kann.
Beim Vorstellen der Fälle wurde erneut auf die Art der Kommunikation und den Umgang mit den Patient*innen geachtet, aber auch die vorgestellte Lösung des Falles diskutiert. Erfreulich war auch, dass die Fälle zum Teil aus Sicht der Apotheke und zum Teil im Setting einer Hausarztpraxis gespielt haben. So konnte ich das erste Mal ein Anamnesegespräch verfolgen, während sich einige der Medizinstudierenden bestimmt das erste Mal näher mit einem Beratungsgespräch in der Apotheke auseinandergesetzt haben. Den Abschluss bildete der Besuch einer Tagesklinik, der die Gelegenheit bot, die Räumlichkeiten zu besichtigen und Fragen an das dortige Team zu stellen.
Mehr interprofessionelles Lernen wünschenswert
Die Fragen und Bedenken, die ich zu Beginn hatte, konnten gelöst werden. Dieser kurze Einblick in die Zusammenarbeit mit Mediziner*innen hat mir gezeigt, wie wichtig der Kontakt zwischen den Professionen ist. Es ist wünschenswert, interprofessionelle Projekte auch an weiteren Standorten anzubieten. Bei der TEAM Summer School habe ich wahrgenommen, dass die Erstellung und Etablierung eines solchen Projektes stark vom Engagement einzelner Personen abhängt und auch die Finanzierung eine Herausforderung darstellt. Da es optimal wäre, wenn alle Studierenden diese Erfahrungen sammeln könnten, sollten Universitäten interprofessionelle Projekte in das Curriculum aufnehmen. Der BPhD fordert schon lange den Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit und setzt sich auch im Rahmen der Novellierung der Approbationsordnung dafür ein. Das Interesse der Studierenden an diesem Thema zeigte sich auch bei der letzten Bundesverbandstagung im November, auf der das Positionspapier „Interprofessionelle Zusammenarbeit“ in überarbeiteter Form verabschiedet wurde.
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Die Teilnahme an der TEAM Summer School der FU Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin war für mich eine äußerst bereichernde Erfahrung. Ein herzlicher Dank gilt Frau Prof. Kloft und ihren Mitarbeiterinnen, die die TEAM Summer School konzipiert und durchgeführt haben, der Apothekerkammer Berlin und der FU Berlin für die Förderung dieses Projekts. Die Vielfalt an Perspektiven ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild der unipolaren Depression. Besonders durch den Fokus auf die Kommunikation konnte ich vieles mitnehmen, sowohl im Gespräch mit „Patient*innen“, als auch mit Mediziner*innen.
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