Zweiter Runder Tisch zu Long Covid

Lauterbach warnt vor neuer Infektionswelle

05.12.2023, 16:15 Uhr

Eine Rückkehr der Maskenpflicht ist derzeit trotz steigender Infektionszahlen nicht geplant. (Foto: imago images / political moments) 

Eine Rückkehr der Maskenpflicht ist derzeit trotz steigender Infektionszahlen nicht geplant. (Foto: imago images / political moments) 


Corona scheint für viele Menschen in weite Ferne gerückt zu sein, auch wenn der pandemische Notstand erst im Mai dieses Jahres offiziell für beendet erklärt wurde. Doch steigende Neuinfektionen und neue Virus-Varianten stellen unser Gesundheitssystem weiterhin auf die Probe. Gesundheitsminister Lauterbach warnt nun vor einer neuen Corona-Welle, während Experten noch nach geeigneten Behandlungsmethoden für die Long-COVID-Patienten der letzten Infektionswellen suchen.

Eine neue Corona-Welle bricht derzeit über Deutschland herein, warnte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an diesem Montag während einer Expertenrunde zum Thema Long COVID. Die von Lauterbach vorgestellten Zahlen legen nahe, dass sich in Deutschland aktuell etwa 1.700 von 100.000 Menschen innerhalb von sieben Tagen mit dem Corona-Virus infizieren. Diese Werte scheinen auch durch das Abwassermonitoring bestätigt zu werden. Damit lägen die Infektionszahlen in etwa so hoch wie im März 2022, als die gemessenen Inzidenzzahlen ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hatten.

RKI: Keine Überbelastung für Krankenhäuser

Das Robert Koch Institut (RKI) erfasste in den vergangenen sieben Tagen über 5.000 Hospitalisierungen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, was einer Rate von etwa 6 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Im Oktober 2022 lag die Hospitalisierungsrate durchschnittlich bei über 20 Prozent. Trotz der vergleichsweise hohen Inzidenzwerte sieht RKI-Präsident Lars Schaade gegenwärtig keine drohende Überlastung der Krankenhäuser: Durch die höhere Grundimmunität der Bevölkerung sei trotz steigender Infektionszahlen nicht von einer übermäßigen Hospitalisierung auszugehen, so Schaade. Dennoch hält er zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie die optionale Einführung der Maskenpflicht in Klinken, für sinnvoll. Seit Oktober steigen die intensivmedizinisch behandelten Corona-Erkrankungen, jedoch bisher auf vergleichsweise niedrigem Niveau: Für den 5. Dezember sind deutschlandweit 1.052 Fälle registriert worden.

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„Pirola“ auf dem Vormarsch

Seit Juli dieses Jahres verbreitet sich zudem eine neue Mutation des Virus: Die Variante „BA.2.86“ wird auch als „Pirola“ bezeichnet. Sie geht mit ungewöhnlichen Symptomen einher, darunter Hautausschlag, Durchfall, rote Augen oder eine geschwollene Zunge. Francois Balloux, Direktor des britischen UCL Genetics Institute, sieht darin den „auffälligsten SARS-CoV-2-Stamm, den die Welt seit der Entstehung von Omikron gesehen hat". Das Virus weise eine sehr hohe Zahl von Mutation im Spike-Protein auf. Bisher wurde der Pirola-Stamm in Dänemark, Israel, Südafrika, Großbritannien und der Schweiz bei Patienten nachgewiesen. Erste Analysen legen die Vermutung nahe, dass Pirola jedoch weniger ansteckend ist, als die aktuell in Deutschland verbreitetste „Eris“-Variante, wie die Virologin Ulrike Protzer bereits Ende September in einem Interview dem Bayerischen Rundfunk bestätigte.

Impfen und Off-Label-Use gegen Long COVID

Zum Long COVID sagte Lauterbach am Montag:


„Long COVID wird uns als Thema erhalten bleiben. Denn es ist inzwischen klar: Immer noch erkranken Menschen am Coronavirus. Und immer noch bekommen manche von ihnen Long COVID. Corona ist KEINE Erkältung, die man sich jedes Jahr einfangen sollte. Corona ist eine wirkliche Gefahr, die man jedes Jahr so gut wie möglich vermeiden sollte.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) 


Bis heute gebe es „keine wirklich gute Behandlung“, so das Bundesgesundheitsministerium. Bisher können lediglich Arzneimittel im Off-Label-Use für die Therapie von Long- und Post-COVID-Erkrankungen verwendet werden. Eine gesonderte Fachgruppe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist für die Bewertung der Off-label-Medikation zuständig. Lauterbach versprach 100 Millionen Euro in die Erforschung geeigneter Therapieformen zu investieren.

Lauterbach forderte erneut Menschen aus den Risikogruppen dazu auf, sich impfen zu lassen. Bisher seien nur etwa drei Millionen Dosen der neu angepassten Impfstoffe verabreicht worden. Durch die Impfung ließen sich die Risiken schwerer Krankheitsverlaufe, sowie von Long- und Post-COVID-Erkrankungen minimieren. Mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten, sei jetzt der ideale Zeitpunkt für eine Impfung, so der Minister.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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