Zurückhaltende, niedrig dosierte Gabe empfohlen

Aktualisierte Gicht-Leitlinie – Colchicin vorsichtig einsetzen

06.12.2023, 11:00 Uhr

Colchicin, ein Alkaloid der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) soll beim akuten Gichtanfall nur noch vorsichtig eingesetzt werden. (Foto: kazakovmaksim / AdobeStock)

Colchicin, ein Alkaloid der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) soll beim akuten Gichtanfall nur noch vorsichtig eingesetzt werden. (Foto: kazakovmaksim / AdobeStock)


Ziele der Gicht-Therapie sind die schnellstmögliche Schmerzlinderung und ein Rückgang der Gelenkentzündung. Welche medikamentösen und supportiven Maßnahmen zu empfehlen sind, führt die neue DEGAM-Leitlinie auf.

Seit September 2023 liegt die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zur Therapie der akuten Gicht vor. Sie basiert auf der US-amerikanischen ACP (American College of Physicians) Vorlage; länderspezifische Empfehlungen und Vorgaben wurden adaptiert. Die einzelnen Kapitel gehen unter anderem auf die Epidemiologie, Diagnostik sowie auf medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten ein. Der Anhang enthält zusätzliche Materialien, wie z.B. eine Patienteninformation und eine Kurzversion zum Management der akuten Gicht. Für den beratenden Apotheker von besonderem Interesse sind die Ausführungen zur Pharmakotherapie.

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Ohne medikamentöse Therapie dauert ein Gichtanfall in der Regel drei Tage bis zwei Wochen. Daher sollte so rasch wie möglich eine antiinflammatorische Behandlung eingeleitet werden - am besten innerhalb der ersten 12 bis 24 Stunden nach Beginn des akuten Gichtanfalls. Mittel der Wahl sind nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), Glucocorticoide und „low-dose“ Colchicin (wenn NSAR nicht gegeben werden können). Bei der Auswahl des Arzneimittels sind Komorbiditäten und Komedikation zu berücksichtigen. Die Leitlinienautoren betonen, dass vor einer Therapieentscheidung ein Interaktionscheck erfolgen sollte, der auch von Seiten der Apotheke durchgeführt werden kann.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

  • Colchicin, der ehemalige „Klassiker“ zur Gichttherapie, soll nur in niedriger Dosierung eingesetzt werden. So sollen am ersten Tag 2 mg, am zweiten und dritten Tag zwei bis dreimal täglich 0,5 mg und ab dem vierten Tag maximal zweimal täglich 0,5 mg eingenommen werden. Eine Höchstdosis von 6 mg pro Gichtanfall soll nur in Ausnahmefällen überschritten werden.
  • Die Gabe von NSAR bei Gicht ist ausreichend dokumentiert. Ob einem bestimmten Wirkstoff der Vorzug zu geben ist, ist nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen der NSAR sind zu beachten.
  • Corticosteroide sind aufgrund ihrer antiinflammatorischen Wirkung auch bei Gicht effektiv. Die Tagesdosis eines Corticoids soll als Einmalgabe verabreicht werden, ab dem zweiten Tag vorzugsweise morgens. Am ersten Tag kann mit 50mg Prednisolonäquivalent p.o. begonnen werden. Die weitere Dosierung hängt vom Ausmaß und der Dauer der Beschwerden ab.

Ergänzend sollten nicht-medikamentöse Therapieansätze wie Ruhigstellen, Hochlagern und Kühlen supportiv angewandt werden.

Literatur

Diagnostik und Therapie der akuten Gicht. S2e-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). AWMF-Register-Nr. 053-032b, Stand: August 2023


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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