BfArM mahnt zum leitliniengetreuen Einsatz

Amoxicillin und Penicillin für Kinder bleiben knapp

Stuttgart - 11.12.2023, 12:45 Uhr

Für Antibiotikasäfte gibt es weiterhin eine hohe Nachfrage, die voraussichtlich nicht in allen Fällen gedeckt werden kann. (Symbolfoto: Cloudy Design / AdobeStock)

Für Antibiotikasäfte gibt es weiterhin eine hohe Nachfrage, die voraussichtlich nicht in allen Fällen gedeckt werden kann. (Symbolfoto: Cloudy Design / AdobeStock)


Um die Versorgungssituation mit Antibiotikasäften für Kinder zu verbessern, sind Politik und pharmazeutische Industrie in den vergangenen Monaten aktiv geworden. Doch gerade bei den in der ambulanten Versorgung durch Kinderärzte häufig verordneten Breitspektrum-Antibiotika Amoxicillin und Penicillin V scheinen die Bemühungen auch diesen Winter noch nicht auszureichen.

In den Apotheken wird der Winter 2022/2023 noch lebendige Erinnerungen hervorrufen. Wurden doch Engpässe bei Antibiotikasäften für Kinder angesichts der ungewöhnlichen hohen Infektionszahlen erstmals auch in den Publikumsmedien ein Thema. Erst am 25. April 2023 rief das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) den Versorgungsmangel für antibiotikahaltige Säfte für Kinder aus. In der Folge konnten ausländische Arzneimittel mit den Wirkstoffen Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Azithromycin und Cefaclor importiert werden.

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Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat anhand von IQVIA-Daten analysiert, wie es aktuell um die Versorgungssituation mit Antibiotikasäften steht und dafür die Absatz- und Einkaufszahlen entsprechender Packungen (ohne Importe) der Apotheken von Kalenderwoche 34/2022 bis 44/2023 miteinander verglichen. Daraus geht hervor, „dass in Apotheken rechnerisch nicht abgegebene Arzneimittel mit Reichweiten von teilweise mehreren Wochen bis Monaten vorliegen“. Die Apotheken würden jedoch weiterhin so viele Antibiotikasäfte bestellen, dass im „pharmazeutischen Großhandel für viele Wirkstoffe keine wesentlichen Bestände aufgebaut werden“ könnten. So entstehe „trotz deutlich erhöhter Produktion“ der (falsche) Eindruck einer nicht bedarfsgerechten Verfügbarkeit.

Steht es um die Antibiotika-Versorgung in diesem Winter also deutlich besser als im letzten und als es derzeit den Anschein hat? Nicht wirklich:


„Bei den Wirkstoffen Amoxicillin und Penicillin V liegt die prospektive Bedarfsdeckung gemäß den dem BfArM vorliegenden Produktionsdaten […] bei knapp unter 50 %. Daher ist der Appell der Ärzteschaft zum strengen leitliniengetreuen und maßvollen Einsatz von Antibiotika weiterhin gültig.“

Informationen zur Verfügbarkeit von Antibiotikasäften und Empfehlungen zur Abmilderung möglicher Engpässe – Stand: 07.12.2023, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte


Durch den leitliniengetreuen Einsatz und die Verwendung von Alternativen sollen Versorgungslücken bei den beiden Wirkstoffen vermieden werden. Dazu verweist das BfArM auch nochmals auf die Empfehlung der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie zu den therapeutischen Alternativen bei häufigen ambulanten Infektionskrankheiten vom vergangenen Jahr. „Darüber hinaus wird eine entsprechende Impfung, im Speziellen gegen Pneumokokken bei Kleinkindern, nachdrücklich empfohlen, um schwere Krankheitsverläufe bestmöglich zu unterbinden“, erklärt das BfArM.

So sollen nun zwar die Penicillin-V- und Amoxicillin-Bestände in den Apotheken rechnerisch noch rund zwölf Wochen ausreichen. Doch die Grafik zur „Bedarfsdeckung der verschiedenen flüssig oralen Antibiotikasäfte in %“ zeigt, dass das bei Penicillin V und Amoxicillin für eine flächendeckende Versorgung bis Ende April 2024 nicht ausreichen wird:

BfArM

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Informationen zur Verfügbarkeit von Antibiotikasäften und Empfehlungen zur Abmilderung möglicher Engpässe – Stand: 07.12.2023, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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