Die Antwort lautet:
Knollenblätterpilz
„Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus. Lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm vorüber gehn“ – mit diesem alten Kirchenlied bitten gläubige Katholiken Maria, die Mutter Jesu, um ihren Schutz.
Eine schützende Wirkung wird auch der nach der Gottesmutter benannten Mariendistel zugeschrieben, wenn auch nicht so allumfassend wie der Schutzmantel, den Maria dem Glauben nach über die Christenheit spannt. Silymarin, der Wirkstoffstoffkomplex aus Flavonolignanen, der vor allem in den Früchten der Mariendistel enthalten ist, wirkt leberprotektiv. Das Eindringen von Giftstoffen in die Leberzellen wird gehemmt, die Regeneration der Zellen gefördert. Indikationen sind daher die Behandlung toxischer Leberschäden sowie die unterstützende Behandlung bei Leberzirrhose und chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen. Der im Internet gefundene Ratschlag, vor einer Feier eine Tasse Mariendisteltee zu trinken, um die Folgen des geplanten ausgiebigen Alkoholgenusses zu mildern, darf dagegen wohl eher infrage gestellt werden.
Steht man vor der imposanten Pflanze, kann man sich gut vorstellen, warum sie im Mittelalter in vielerlei Hinsicht als „Beschützerin“ galt: Die mannshohe Distel mit ihren prächtigen purpurroten Blüten hat stark gezähnte Blätter, dicht besetzt mit harten, wehrhaften Dornen. Dass sie, um den Garten gepflanzt, auch allerlei Getier abhalten konnten, leuchtet ein.
Doch mit der Gottesmutter verbindet die Mariendistel nicht nur das Attribut der Beschützerin, sondern auch eine – ganz weihnachtliche – Legende: Als die frischgebackene Mutter nach der Geburt Jesu mit Mann und Kind auf der Flucht vor Herodes nach Ägypten war, fiel beim Stillen des göttlichen Kindes ein Tropfen von Marias Milch zu Boden, landete auf einer Distel und trocknete dort ein. Die Flecken blieben der Pflanze fortan, als Abbild der göttlichen Milch. So kam die Distel zu ihren charakteristisch weiß marmorierten Blättern – und zu ihrem Namen. Passend zur Legende finden sich an volkstümlichen Namen für die Mariendistel auch Christi Distel oder Heilandsdistel.
Zurück zur Pharmazie und zur botanischen Nomenklatur: Hier heißt die Mariendistel Silybum marianum. Silybum ist abgeleitet vom griechischen silibon = Quaste. Damit wird die Blütenform beschrieben, die einer Quaste ähnlich sieht. Silybum marianum müsste also eigentlich auf Deutsch Marienquaste heißen – doch hier bleibt man bei der Übersetzung des eigentlich obsoleten Linnéschen Namens Carduus marianus. Carduus ist die lateinische Bezeichnung für Distel und bezeichnet eine Gruppe bestachelter Pflanzen aus der Familie der Asteraceae.
Die leberschützenden Inhaltsstoffe des Silymarin-Komplexes sind übrigens ausschließlich in den Früchten der Mariendistel enthalten. Auch ihnen wurde vom Volksmund ein Name gegeben, der an die weihnachtliche Legende erinnert: Marienkörner.
Frage:
Bei Vergiftung mit welchem Pilz wird Silibinin (Leitsubstanz des Silymarins) eingesetzt?
Knollenblätterpilz
Stuttgart - 15.12.2023, 07:00 Uhr
Maria schützt – die Gottesmutter vor allem Unheil, die Distel vor Leberschäden. (Foto: Ruckszi / AdobeStock)