„Krebs in Deutschland"

Aktuelle Statistik des RKI zu malignen Erkrankungen

Stuttgart - 18.12.2023, 09:15 Uhr

Liegt der Rückgang an Diagnosen daran, dass weniger Angebote der Früherkennung wahrgenommen wurden? (Symbolbild: hkama / AdobeStock)

Liegt der Rückgang an Diagnosen daran, dass weniger Angebote der Früherkennung wahrgenommen wurden? (Symbolbild: hkama / AdobeStock)


Das Robert-Koch-Institut hat einen neuen Bericht zu Krebserkrankungen in Deutschland herausgegeben. Es wurden die Daten der Krebsregister aus den Bundesländern zu den Jahren 2019/2020 ausgewertet. Für das erste Pandemiejahr wurde ein Rückgang an Krebsdiagnosen verzeichnet, vor allem Krebsarten wie Darm-, Kehlkopf oder Prostatakrebs wurden seltener diagnostiziert.

Der aktuelle Bericht betrachtet Daten der Jahre 2019 und 2020. Von besonderem Interesse ist dabei der Einfluss des ersten Jahres der Corona-Pandemie auf die gemeldeten Zahlen zu neuen Diagnosen. Für das Jahr 2020 wird mit schätzungsweise 493.000 neu diagnostizierten Krebserkrankungen ein Rückgang um rund 6 % zum Vorjahr festgestellt. Dieser Rückgang deckt sich mit Daten anderer Länder aus Europa und Nordamerika, in denen ebenfalls weniger Neudiagnosen gemeldet wurden. Die Daten wichen dabei nicht für alle Krebsarten gleichmäßig zum Vorjahr ab, vor allem Neudiagnosen von Darmkrebs (-11 %), bösartigen Kehlkopf- (-10 %) und Prostatatumoren (-9 %) wurden seltener gemeldet. Die Autoren vermuten, dass Früherkennungsmaßnahmen verringert angeboten oder weniger wahrgenommen wurden. Die verschiedenen Ausgangs- und Bewegungseinschränkungen und weitere Pandemiemaßnahmen, durch welche Arbeitskraft von medizinischen Fachkräften in Anspruch genommen wurde, könnten dazu beigetragen haben. Außerdem könnte die Meldetätigkeit aufgrund von stark ausgelastetem Personal im Gesundheitswesen eingeschränkt gewesen sein. Nicht klar ist, wie sich dadurch letztendlich nur verzögerte Diagnosen auf den Krankheitsverlauf und die Mortalität auswirken.

Brust- und Prostatakrebs häufigste Krebsarten

Aufgrund geschlechtsspezifischer Unterschiede werden bei den Inzidenzraten Frauen und Männer getrennt betrachtet. Bei Frauen waren 2020 mit 31 % Tumore der Brustdrüse die häufigste maligne Erkrankung, gefolgt von Darm- (11 %) und Lungenkrebs (10 %). Bei den Männern war dagegen Prostatakrebs mit 25 % am häufigsten, Lungenkrebs (13 %) an zweiter und Darmkrebs (12 %) an dritter Stelle. Werden Sterbefälle mit Krebs als Todesursache betrachtet, waren bei Frauen davon mit 18 % am meisten durch Brustkrebs verursacht, bei Männern ist dagegen Lungenkrebs mit 22 % die häufigste krebsbedingte Todesursache. Insgesamt konnte für die Mortalität von Krebs im Vergleich zu noch vor 20 Jahren festgestellt werden, dass sie im Zeitraum von 2019 bis 2021 für Männer um 27 % und für Frauen um 17 % zurückgegangen ist.

Ursachen von Krebserkrankungen

Für zukünftige Präventionsarbeit ist es von großem Wert, beeinflussbare Faktoren von Krebserkrankungen zu kennen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schätzt, dass 37 % aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland vermeidbar wären. 19 % sind pro Jahr durch Tabakkonsum bedingt. Als weitere Risikofaktoren werden unter anderem Übergewicht und Bewegungsmangel aufgeführt. Vermutet wird ein Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen im Fettgewebe, wie sie vermehrt beim metabolischen Syndrom auftreten. Auch Alkoholkonsum und bestimmte Ernährungsgewohnheiten (wenig Obst, Gemüse oder Ballaststoffe, dafür viel rotes, verarbeitetes Fleisch) können Krebs begünstigen. Ebenso spielt UV-Strahlung als Risikofaktor eine Rolle.

Spezifische Strategien zur Prävention sowie zur Früherkennung bestimmter Krebsarten können mittlerweile dagegen effektiv Erkrankungsraten verringern und Prognosen verbessern. Eine Infektion mit Hepatitis-B-Viren kann zu einem Leberkrebs führen, eine Impfung gegen das Virus stellt somit einen Schutzfaktor dar. Auch die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) soll sowohl das Risiko für Gebärmutterhalskrebs, als auch das für Tumore von Oropharynx, Penis, Anus, Vulva und Vagina senken. Gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramme werden eingesetzt, um z.B. Darm-, Brust- oder Hautkrebs, sowie Tumore der Geschlechtsorgane frühzeitig zu diagnostizieren. So kann schneller der Krankheitsverlauf der Patienten positiv beeinflusst werden.

Der Bericht „Krebs in Deutschland“

Diagnosen von malignen Erkrankungen werden in Deutschland an die Krebsregister der Bundesländer gemeldet. Das bisher beim Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) sammelt die Daten der Länder und wertet diese gemeinsam mit der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister Deutschland (GEKID) aus. Alle zwei Jahre wird dazu ein Bericht veröffentlicht, in dem aus den gemeldeten Diagnosen die Inzidenzen verschiedener Krebsarten hochgerechnet werden. Da das Zentrum für Krebsregisterdaten voraussichtlich ab 2025 beim neuen Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) angesiedelt wird, ist diese 14. Ausgabe von „Krebs in Deutschland“ die vorerst letzte, die vom Robert Koch-Institut herausgegeben wird. Diese Aufgabe wird dann ab 2025 auch dem Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin zukommen.

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Literatur

Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin 2023, verfügbar unter: www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_node.html, Stand 07.12.2023


Simon Siuts, Apotheker
redaktion@daz.online


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