Therapie in Sicht

Empfehlung für Fexinidazol gegen die ostafrikanische Schlafkrankheit

Stuttgart - 20.12.2023, 09:15 Uhr

Die Infektion mit den Erregern der Schlafkrankheit erfolgt durch Stiche der Tsetsefliege. (Foto: RFBSIP / AdobeStock)

Die Infektion mit den Erregern der Schlafkrankheit erfolgt durch Stiche der Tsetsefliege. (Foto: RFBSIP / AdobeStock)


Das Nitroimidazol-Derivat Fexinidazol wird von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA nun auch gegen die akut verlaufende Form der Schlafkrankheit empfohlen.

Die humane afrikanische Trypanosomiasis (HAT), besser bekannt als „Schlafkrankheit“, ist eine in Subsahara-Afrika auftretende Infektionskrankheit. Die Parasiten der Gattung Trypanosoma werden durch Stiche der tagaktiven, blutsaugenden Tsetsefliege übertragen. Jährlich erkranken nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation rund 300.000 Menschen vor allem in ländlichen Regionen. Unbehandelt verläuft die Infektion tödlich.

Akuter oder chronischer Verlauf der tödlichen Infektion 

Es werden zwei Formen unterschieden: 95 % der Infektionen werden in West- und Zentralafrika erworben und durch Trypanosoma brucei gambiense verursacht. Gegen diese chronisch verlaufende Erkrankung wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Therapieoptionen entwickelt, wie wir in DAZ 2023, Nr. 7 ausführlich berichtet haben. 

Mehr zum Thema

Durchbruch bei der Therapie der humanen afrikanischen Trypanosomiasis

Das „Aus“ für die Schlafkrankheit?

CHMP-Empfehlung Fexinidazol

Erste orale Therapie der Schlafkrankheit

Eine zweite, deutlich seltenere Form der Schlafkrankheit wird durch Trypanosoma brucei rhodesiense ausgelöst. Sie verläuft akut und tritt vorwiegend in Ostafrika auf. Als Behandlungsoptionen stehen bis jetzt nur die stark nebenwirkungsbehafteten Substanzen Suramin und Melarsoprol zur Verfügung [1].

Nun hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine Empfehlung für Fexinidazol als First-Line-Therapeutikum bei einer Infektion mit Trypanosoma brucei rhodesiense ausgesprochen. Fexinidazol ist ein Nitroimidazol-Derivat, das in den USA bereits zur Behandlung der chronischen Form zugelassen ist. Und auch der CHMP hatte Fexinidazol 2018 schon für den Einsatz bei der chronischen Form der Schlafkrankheit empfohlen. Diese Empfehlung wurde nun auf den Einsatz bei der akuten Form erweitert. Die Empfehlung bezieht sich auf Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren und 20 kg Körpergewicht, die Therapie erfolgt einmal täglich oral über einen Zeitraum von 10 Tagen.

Orale Applikation erleichtert die Therapie

Dr. Westain Nyirenda, Wissenschaftler und Arzt am Rumphi Hospital in Malawi kommentiert: „Trypanosoma brucei rhodesiense […] tötet schnell, wenn sie nicht behandelt wird. Bis jetzt müssen veraltete und toxische Medikamente unter strenger Überwachung im Krankenhaus gegeben werden. Eine einfache und sichere orale Therapie, mit der diese furchtbare Erkrankung behandelt werden kann, wird den Ärzten die Möglichkeit geben, schnell Leben zu retten.“ [2]

Literatur

[1] MSD-Manual für medizinische Fachkreise: Behandlung der afrikanischen Trypanosomiasis. Stand Dezember 2022. www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektionskrankheiten/extraintestinale-protozoen/afrikanische-trypanosomiasis

[2] Gemeinsame Pressemitteilung von Sanofi, DNDI (Drugs for Neglected Diseases initiative) und HAT-r-ACC Consortium: „EMA gives positive opinion to Fexinidazole as first oral treatment of acute form of sleeping sickness (rhodesiense) found in East and Southern Africa”, 15.12.2023, dndi.org/press-releases/2023/ema-gives-positive-opinion-fexinidazole-winthrop-first-oral-treatment-sleeping-sickness-rhodesiense/


Dr. Sabine Werner, Apothekerin und Redakteurin
readktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Durchbruch bei der Therapie der humanen afrikanischen Trypanosomiasis

Das „Aus“ für die Schlafkrankheit?

CHMP-Empfehlung Fexinidazol

Erste orale Therapie der Schlafkrankheit

Acoziborol bei Einmalgabe wirksam

Schlafkrankheit einfacher behandeln

CHMP-Zulassungsempfehlung für außerhalb der EU

Dapivirin-Vaginalring zum Schutz vor HIV-1

Afrikanische Schlafkrankheit

Neuer Wirkstoff gegen tropische Parasiten

Posaconazol und Benznidazol im Vergleich

Chagas-Krankheit: Suche nach neuen Wirkstoffen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.