Außerhalb der Apotheke wird KI inzwischen immer mehr auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens eingesetzt. Bereits im August veröffentlichte die CompuGroup Medical (CGM) eine Pressemitteilung, wonach eine KI-Initiative zur Verbesserung von IT-Produkten und -Lösungen im Gesundheitswesen gestartet wurde [4]. Ihr erklärtes Ziel ist es, Ärzten und Gesundheitsprofis mehr Zeit für Gespräche mit Patientinnen und Patienten zu schaffen, indem Ineffizienzen reduziert werden, beispielsweise durch die Erledigung bestimmter Verwaltungsaufgaben durch KI. Betriebsabläufe und Ressourcenmanagement stehen auch hier im Fokus, aber auch das Management chronischer Erkrankungen, Prävention, Diagnostik und ganz allgemein das Gesundheitsmanagement für die Bevölkerung sind Teil der Initiative.
KI im Bereich der häuslichen Pflege
Im Bereich der häuslichen Pflege hat das Unternehmen VIVAI Software AG ein Produkt auf den Markt gebracht, das unter anderem Machine Learning verwendet [5]. In der Wohnung pflegebedürftiger Menschen werden Sensoren und Sprachassistenten installiert. Diese sind miteinander vernetzt und können dank der KI beispielsweise Stürze oder sich verschlechternde Vitalwerte erkennen und lösen dann vorab eingestellte Alarme aus. Neben der verantwortungsvollen Aufgabe, echte Notfälle zu erkennen und zu melden, erinnert die KI durch die Sprachassistenten dabei auch an die Einnahme von Arzneimitteln, Flüssigkeitszufuhr und weitere, individuell konfigurierbare Termine. Die Pflegekassen bezahlen den Einsatz dieser Lösung sogar.
Vorbereitet für KI ist auch das Berliner Unternehmen Neo Q Quality in Imaging GmbH. Mit ihrem Produkt „Radio Report“ wollen sie die durchschnittliche Zeit von 17,4 Minuten, die ein Radiologe aktuell für die Zeit zwischen Bildgebung und Befund für die Erstellung des Berichts benötigt, auf 95 Sekunden reduzieren. Dies geschieht mit einem Klickpfad, der Radiologen wie ein virtueller Interviewpartner durch die relevanten Punkte des Berichts leitet. Am Ende steht ein standardisierter Befund mit maschinenlesbaren Inhalten – und dieser wiederum ist natürlich bestens geeignet für das Training von KI.
Nuance, ein zu Microsoft gehörendes Unternehmen, setzt auch in Deutschland auf Spracherkennung und somit auf generative KI bei der medizinischen Dokumentation im Krankenhaus, bei niedergelassenen Ärzten, in der Radiologie und in der Pflege [6]. Der Gedanke dabei ist, dass alles, was von Gesundheitsberufen in natürlicher Sprache in ein Mikrofon gesprochen und dann in strukturierten Text umgewandelt werden kann, diese Gesundheitsberufe massiv entlasten kann. Mit Technologien wie Machine oder Deep Learning lernen derartige Tools sogar dazu und verbessern sich mit der Zeit selbst.
Ein Blick ins Land der unbegrenzten (datenschutzrechtlichen) Möglichkeiten
Während bei den vorhin genannten Beispielen der Benutzer noch wissentlich und willentlich in ein Gerät hineinsprechen muss, um es zu aktivieren, geht in den USA das Unternehmen Hint Health, ein Hersteller von Praxisverwaltungssystemen (PVS), den konsequenten nächsten Schritt. Hint kündigte Ende September 2023 ein Produkt in Zusammenarbeit mit OpenAI an, den Entwicklern von ChatGPT, das es Ärzten ermöglichen soll, ganze Termine aufzuzeichnen, Notizen davon automatisch zu transkribieren und eine Zusammenfassung zu erstellen, die dann auch noch direkt in die (elektronische) Patientenakte eingebettet wird [7]. Das Besondere dabei ist, dass es in den normalen, unveränderten Abläufen und Prozessen geschieht, ohne dass diese angepasst werden müssten. Das eigentlich besondere daran: Hint Health gehört damit zu einer wachsenden Anzahl von KI-Anbietern, deren Anwendungen nicht nur mit den Gesundheitsberufen, sondern direkt mit Patienten interagieren.
KI im Bereich der mentalen Gesundheit
Schließlich spielt KI auch im Bereich der mentalen Gesundheit bereits eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Ein Beispiel von vielen ist der US-amerikanische Chatbot Cass, der sowohl für Einzelpersonen als auch im Rahmen von betrieblichem Gesundheitsmanagement für ganze Belegschaften bei hoher mentaler Belastung oder psychischen Problemen eingesetzt werden kann [8]. Angetrieben wird Cass, das auch als App auf dem Handy genutzt werden kann, von KI. Diese gleicht Tausende von Antworten ab, die von Therapeuten in Millionen von Interaktionen gegeben wurden. Dadurch soll ein persönlich optimiertes Coaching zur psychischen Gesundheit durch Textnachrichten in Echtzeit gewährt werden. Bei Bedarf stellt Cass mit einem Klick eine Verbindung zu (menschlichen) Ansprechpartnern her, sodass hier die künstliche mit der menschlichen Intelligenz Hand in Hand arbeitet.
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