Supplemente für Schwangerschaft und Stillzeit

Folio gibt es jetzt auch mit DHA und Vitamin A

Stuttgart - 29.12.2023, 12:15 Uhr

Welches Nahrungsergänzungsmittel ist in Schwangerschaft und Stillzeit das richtige? (Foto: Maksym / AdobeStock)

Welches Nahrungsergänzungsmittel ist in Schwangerschaft und Stillzeit das richtige? (Foto: Maksym / AdobeStock)


Mit „Folio 2 basic DHA“ hat Steripharm ein neues Nahrungsergänzungsmittel (NEM) auf den Markt gebracht, das seit Dezember die erst kürzlich grundsätzlich überarbeitete Produktpalette von Steripharm ergänzt. Wissenswertes zu den neuen Inhaltsstoffen und warum das neue Produkt nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden sollte, lesen Sie hier.

Im Nahrungsergänzungsmittelmarkt für Frauen mit Kinderwunsch oder für Schwangere und Stillende gab es zuletzt einige Bewegungen. Beispielsweise wurde die Folio-Produktserie von Steripharm, die sich zuvor dadurch auszeichnete, weniger Inhaltsstoffe als die Konkurrenzprodukte zu enthalten, in der zweiten Jahreshälfte von 2023 nicht nur optisch überarbeitet.

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Bereits im Sommer wurde mit der Neueinführung von „Folio fertil women“ bei Steripharm das bisher gewohnte Prinzip „weniger ist mehr“ in der Folio-Reihe zu einem gewissen Grad verlassen. Speziell die neu enthaltenen Inhaltsstoffe Coenzym Q10 und DHA (Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure) bewirbt Folio damit, dass diese das Warten auf das „Wunschbaby“ verkürzen könnten. Laut der „S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung (ART)“ hat eine Studie gezeigt, dass der Serum-Spiegel an Omega-3-Fettsäuren positiv mit der Rate an Lebendgeburten korreliert. In „Folio fertil women“ sind neben zahlreichen weiteren Inhaltsstoffen pro Weichkapsel 200 mg DHA enthalten.

Omega-3-Fettsäuren sind seit einigen Jahren in Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangerschaft und Stillzeit etabliert, manche Studien deuten jedoch darauf hin, dass einige positive Effekte erst ab höheren Dosen (über 500 mg) zu erwarten sind. Die DAZ berichtete darüber. Auf dem deutschen Markt kann am ehesten das Schwangerschafts-DHA von Pure Encapsulations als hochdosiert bezeichnet werden.

200 mg DHA zusätzlich zur Nahrung?

Interessant für Apotheker:innen dürfte deshalb sein, dass Steripharm mit der Neueinführung des veganen „Folio 2 basic DHA“ der Omega-3-Fettsäure nun seit dem 1. Dezember ein weiteres Produkt widmet und DHA damit einen höheren Stellenwert in seiner Produktpalette zukommen lässt. In einer Pressemitteilung zur Neueinführung heißt es:


„Die Aufnahme von DHA durch die (werdende) Mutter trägt zur normalen Entwicklung des Gehirns und der Sehkraft beim Fötus sowie beim gestillten Säugling bei. Diese positiven Effekte stellen sich ein, wenn zu der für Erwachsene empfohlenen Tagesdosis an Omega-3-Fettsäuren (d.h. 250 mg DHA und Eicosapentaensäure (EPA)) zusätzlich täglich 200 mg DHA eingenommen werden.“

Steripharm-Pressemitteilung vom 30.11.2023


„Folio 2 basic DHA“ wurde anders als „Folio fertil women“ nicht für den (unerfüllten) Kinderwunsch konzipiert, sondern für Frauen ab der 13. Schwangerschaftswoche bis zum Ende der Stillzeit.

Ab wann und wie lange sollten Schwangere Omega-3-Fettsäuren einnehmen?

„In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft wachsen das Gehirn und das zentrale Nervensystem des Fötus besonders rasch. Dieser Prozess setzt sich in den ersten Lebensjahren fort. Kognitive, motorische und visuelle Fähigkeiten entwickeln sich. Dafür muss dem Kind ausreichend DHA zur Verfügung stehen. Da Schwangere das ungeborene Kind über ihre Ernährung mitversorgen, ist für sie eine gute DHA-Zufuhr besonders wichtig. Das gilt über die Schwangerschaft hinaus auch noch für die Stillzeit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Schwangeren und Stillenden im Durchschnitt mindestens 200 mg DHA pro Tag zuzuführen.“ 

Quelle: www.gesund-ins-leben.de, „Sind Supplemente mit Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft notwendig?“, 18.05.2021 

Vitamin A nicht ohne ärztliche Rücksprache

39 Hartkapseln von „Folio 2 basic DHA“ sollen 39,95 Euro kosten. Neben 200 mg DHA enthält eine Kapsel 400 µg Folsäure (davon 200 µg Pteroylmonoglutaminsäure und 225 µg Calcium-L-methylfolat), 9 µg Vitamin B12, 233 µg Retinoläquivalente Vitamin A, 20 µg Vitamin D3, 13 µg α-Tocopherol und 150 µg Iod. Zum Vergleich seiner verschiedenen Folio-2-basic-Varianten stellt Steripharm auf seiner Webseite eine Tabelle zur Verfügung:

90 HartkapselnFolsäure B9Vitamin B12Vitamin AVitamin D3Vitamin EIodDocosahexaensäure (DHA)
Folio 2 basic DHA400 µg9 µg233 µg RE20 µg13 µg α-TE150 µg200 mg
Folio 2 basic400 µg9 µg-20 µg-150 µg-
Folio 2 basic jodfrei400 µg9 µg-20 µg---

Neben dem Zusatz von DHA zeichnet sich das neue Produkt also auch durch die Vitamine A und E aus. Während Vitamin E die Zellen vor oxidativem Stress schützen soll, soll Vitamin A laut Hersteller zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen und eine Funktion bei der Zellspezialisierung haben. Allerdings heißt es auch: „Vitamin A sollte in der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.“ Denn in Industrieländern erfolgt eher eine übermäßige Aufnahme von Vitamin A in der Schwangerschaft als eine zu niedrige:

„Ein Vitamin-A-Mangel ist weltweit die häufigste Ursache für vermeidbare Blindheit und vor allem in Entwicklungsländern ein weit verbreitetes Problem. In Industrieländern hingegen ist eher die über­mäßige Aufnahme von Vitamin A in der Schwangerschaft problematisch, da es in den ersten 60 Tagen nach Konzeption teratogen wirkt. Eine Gesamtaufnahme von mehr als 15.000 IE (4500 μg Retinoläquivalente [RE]) pro Tag in der Nahrung oder mehr als 10.000 IE (3000 μg Retinoläquivalente) als Nahrungsergänzungsmittel erhöht das Risiko von Anomalien in der Entwicklung des Nervenkamms, einer temporären Gruppe von Zellen, die nur bei Wirbeltieren vorkommt und zu vielfältigen Zelllinien führt, z. B. zu peripheren Neuronen, glatten Muskeln und Glia. 

Auf Leber sollten Schwangere deshalb im ersten Trimenon verzichten, da bereits mit 10 g Leber diese Dosis erreicht werden kann. Karotten, Milchprodukte, Eier, grünes Gemüse, Tomaten und Margarine enthalten Vitamin A (zum Teil in Form der Vorstufe beta-Karotin) und gehören zu einer ausgewogenen Ernährung. Eine übermäßige Zufuhr von Vitamin A durch diese Lebensmittel ist nicht zu erwarten. Eine routinemäßige Vitamin-A-Supplementierung sollte nicht erfolgen.“ 

Fischer S. Rundum gut versorgt: Mikronährstoffe bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft. DAZ 2020, Nr. 31, S. 40, 30.07.2020

Was das für die Beratung in der Apotheke bedeutet, schilderten Dr. Julia Podlogar und Professor Martin Smollich 2017 in der DAZ wie folgt: „Der Mehrbedarf von Vitamin A in der Schwangerschaft wird auf etwa 20 – 50 % geschätzt und kann zwar grundsätzlich über die Nahrung gedeckt werden. In der Praxis geschieht dies jedoch häufig nicht, auch weil z. B. in Bezug auf den Verzehr von Leber in der Schwangerschaft Unsicherheit herrscht [...] Für die Schwangeren besteht daher vermutlich eine hohe Hemmschwelle, ab dem zweiten Trimenon nun doch regelmäßig Leber zu verzehren. Daher erscheint die Supplementierung von 3000 I.E. (0,9 mg) Retinol-Äquivalenten ab dem 4. Schwangerschaftsmonat sinnvoll und praktikabel.“ Die Wahrscheinlichkeit einer relevanten Unterversorgung sei jedoch gering. 

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2020 haben die Ernährungsgesellschaften aus Deutschland (D), Österreich (A) und der Schweiz (CH) die D-A-CH-Referenzwerte für Vitamin A überarbeitet, seitdem gilt für die Vitamin-A-Zufuhr eine neue Einheit: Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) statt Retinoläquivalent (RE). Die empfohlene Zufuhr für Schwangere laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) liegt nun bei 800 µg, die für Stillende – zum Ausgleich der Verluste über die Milch – bei 1300 µg RAE pro Tag. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt für NEM eine Höchstmenge von 0,2 mg Vitamin A pro Tagesverzehrempfehlung. Laut Lauer-Taxe ist in „Folio 2 basic DHA“ Retinolacetat enthalten – wobei die 233 µg RE also nicht zu hoch dosiert erscheinen.

Umrechnung von Retinoläquivalenten laut DGE

1 μg Retinolaktivitätsäquivalent (retinol activity equivalent, RAE) = 1 μg Retinol = 12 μg β-Carotin = 24 μg andere Provitamin-A-Carotinoide.

1 μg Retinoläquivalenten (RE) = 1 μg Retinol = 6 μg β-Carotin = 12 μg andere Provitamin-A-Carotinoide. 

Quelle: www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-a/


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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