Entbudgetierung

Ärztehonorarpläne: SPD drückt auf die Tube, FDP bremst, CDU fragt nach Finanzierung

Berlin - 10.01.2024, 11:15 Uhr

Will wissen, wie die Entbudgetierung der Hausärzte finanziert wird: der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge. (Foto: Tino Sorge)

Will wissen, wie die Entbudgetierung der Hausärzte finanziert wird: der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge. (Foto: Tino Sorge)


Entbudgetierung für Hausärzt:innen, warmer Händedruck für Fachärzt:innen: Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach haben bei den Parteien unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach von einer „großen Honorarreform“. Sie sei „sehr kompliziert“ und werde verändern, „wie in den Praxen gearbeitet wird“. An diesem Dienstag hat er nach einem Krisengipfel seine Pläne zur Entbudgetierung der Hausarztpraxen in Berlin vorgestellt. Noch in diesem Monat soll der entsprechende Gesetzentwurf vorliegen.

Während der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Lauterbachs Ankündigung begrüßte, kritisierte der Virchowbund, der Minister wolle die Ärzteschaft „spalten“. Denn: Die Fachärztinnen und Fachärzte bekamen lediglich einen warmen Händedruck und vage Versprechungen.

Die Reaktionen aus der Politik und auch anderer Akteure des Gesundheitswesens ließen nicht lange auf sich warten. Die SPD will, dass Lauterbachs Pläne so schnell wie möglich durch das parlamentarische Verfahren gepeitscht werden. Die Vizechefin der Bundestagsfraktion, Dagmar Schmidt, erklärte in einer Mitteilung, dass es 2024 „ganz konkrete Strukturreformen“ geben werde. „Wir haben im Koalitionsvertrag die Entbudgetierung bei der hausärztlichen Vergütung versprochen, die setzen wir um.“

Der Koalitionspartner FDP hingegen griff die Bedenken der Fachärzte auf. Der gesundheitspolitische Fraktionssprecher Andrew Ullmann sagte, jede ärztliche Leistung müsse auch bezahlt werden. „Dabei werden wir vor allem darauf achten, dass keine Systemspaltung zwischen Allgemeinmedizinern und Fachärzten stattfindet.“ Lauterbachs Vorschläge bezeichnete er als „notwendige Grundlage für weitere Gespräche für dringende gesetzliche Umsetzungen“.

Union: Woher kommt das Geld?

Deutliche Kritik kam von der Union. Deren gesundheitspolitischer Sprecher Tino Sorge (CDU) nannte das Treffen Lauterbachs mit den Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaft einen „Gipfel der Ankündigungen und Durchhalteparolen“. Unklar sei zudem, wie die Neuregelungen finanziert werden sollen, sagte Sorge dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Mittwoch.

GKV fordert keine weiteren Belastungen

Ähnliche Bedenken wie die CDU scheint auch der GKV-Spitzenverband zu haben. Wenn alle unter höheren Energiepreisen und der Inflation litten, sei es „nicht angemessen, dass die Honorare zu Lasten der Beitragszahlenden noch weiter steigen“. Der Verband hoffe, „dass Ärzteschaft und Politik mit dem heutigen Treffen wieder zum konstruktiven Dialog zurückgekehrt sind“.

Während der Pressekonferenz am Dienstag hatte sich Lauterbach zu den Kosten noch nicht geäußert. In den ARD-Tagesthemen hatte er die Mehrausgaben für die Krankenkassen auf einen dreistelligen Millionen-Betrag geschätzt. Die Erleichterungen sollen durch die derzeit steigenden Einnahmen der Krankenkassen finanziert werden sollten. „Durch diese Reform wird der Beitragssatz nicht steigen“, so Lauterbach.


Matthias Köhler / dpa
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Hitzepauschale

von Riccardo Muhr am 04.02.2024 um 8:27 Uhr

Na ein bisschen komplizierter ist es dann doch. Oder erklären Sie ihrer Oma um wieviel Milligramm sie ihr Diuretikum reduzieren sollte, wie sie mit ihrer Herzinsuffizienz ihre definierte TTM anpassen sollte oder was frühe Anzeichen einer Dehydrierung oder eines Nierenversagens sind? Ärzten fordern seit Jahren wegzukommen von der leistungsbezogenen Vergütung und hin zu Pauschalen, aber da ist politisch bisher (außer in der HZV) wenig passiert. Wenn sie in dem Thema nicht drin sind sollten sie sich mit solchen Aussagen möglicherweise zurückhalten.

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Soso ....

von Alfons Neumann am 10.01.2024 um 23:57 Uhr

Für Ärzte ist offenbar Geld da - warum verweigert das BMG uns die Anpassung?
Karl Lauterbach, Du bist so ein Knalli Klabauterbach - Der ideologische (nicht mal kreative) Zerstörer ...

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!!!!

von Dr. Radman am 10.01.2024 um 12:36 Uhr

Die Ärzte haben Rückgrat. Sie sprechen mit dem Minister auf Augenhöhe. Deswegen haben sie stets Erfolge. Die Abda macht schon in die Hose, weil Frau Piechotta einen Plakat mit Herrn Lauterbach kritisiert hat. Schnell distanziert sich die Abda und kritisiert den Entwürfer auf schärfste. So bekommt man einen Eindruck, wie schnell die Abda bei Verhandlungen einknickt. Kein Wunder, dass niemand uns wertschätzt.

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AW: !!!!

von Anita Peter am 10.01.2024 um 12:49 Uhr

Das spiegelt sich doch schon im Tagesgeschäft wieder. Wir kriechen den Kunden in den Hintern, werfen ihnen Taler, Umschau,Kalender, Taschentücher hinterher, verkaufen teils unter EK und fahren das Nasenspray noch 40 km hinterher.
Und Leute die so einen Unsinn machen, wollen mit der Politik auf Augenhöhe verhandeln? Die bedanken sich eher für die nächste Honorarkürzung und treten auf die eigenen Leute ein.

Hitzepauschale

von Stefan Siebert am 10.01.2024 um 12:30 Uhr

Nicht nur das eine Entbudgetierung geplant ist, sondern sogar eine Pauschale für eine Hitzeberatung bei anfälligen Personen.
Also der Oma sagen, dass sie bei 40 Grad zu Hause bleiben soll und die Kasse klingelt erneut.
Fühle mich irgendwie verarscht.

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AW: Hitzepauschale

von Riccardo Muhr am 04.02.2024 um 8:29 Uhr

Na ein bisschen komplizierter ist es dann doch. Oder erklären Sie ihrer Oma um wieviel Milligramm sie ihr Diuretikum reduzieren sollte, wie sie mit ihrer Herzinsuffizienz ihre definierte TTM anpassen sollte oder was frühe Anzeichen einer Dehydrierung oder eines Nierenversagens sind? Ärzten fordern seit Jahren wegzukommen von der leistungsbezogenen Vergütung und hin zu Pauschalen, aber da ist politisch bisher (außer in der HZV) wenig passiert. Wenn sie in dem Thema nicht drin sind sollten sie sich mit solchen Aussagen möglicherweise zurückhalten.

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