Stabile GKV-Finanzierung

Lauterbach: „Telepharmazie muss kommen“

Berlin - 11.01.2024, 15:00 Uhr

Minister Karl Lauterbach muss zusehen, wie er die GKV-Finanzen stabil halten kann. (Foto: imago images / Chris Emil Janßen)

Minister Karl Lauterbach muss zusehen, wie er die GKV-Finanzen stabil halten kann. (Foto: imago images / Chris Emil Janßen)


Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will an die Strukturen des Gesundheitssystems – und diese drei Leistungsbereiche stehen bei seinen Plänen weit oben auf seiner Agenda. Ganz konkret sind die Zeitpläne noch nicht – aber der Minister will offensichtlich nicht mehr viel Zeit verlieren.

Bereits bis Ende Mai vergangenen Jahres war das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gesetzlich aufgefordert, „Empfehlungen für eine stabile, verlässliche und solidarische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung“ zu erarbeiten. Hierbei sollte insbesondere auch die Ausgabenseite betrachtet werden. 

Nun kursiert ein, auf den 31. Mai 2023 datiertes Papier des BMG, in dem laut Sternchenhinweis aber „einzelne Aktualisierungen“ vorgenommen wurden. Aufgezeigt wird darin zum einen die Ausgangssituation und die Lage nach Inkrafttreten des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes. Mit diesem Spargesetz, das im November 2022 in Kraft trat, wurden bei den Leistungserbringern – auch den Apotheken – „Effizienzreserven“ gehoben. „Weitere Kostendämpfungsmaßnahmen auf der Ausgabenseite würden die bereits erkennbaren Versorgungsprobleme und den Fachkräftemangel verschärfen, die Attraktivität der Gesundheitsberufe schmälern und die bewährte Qualität des deutschen Gesundheitswesens gefährden“, heißt es dazu in dem Papier. 

Sparpotenziale bei Homöopathie und Krankenkassenverwaltung

Was geht also alternativ auf der Ausgabenseite? Die Spielräume sind klein. Leistungskürzungen sind für Minister Karl Lauterbach (SPD) nach wie vor keine Option. Die Satzungsleistungen für Homöopathie und Anthroposophie sollen zwar gestrichen werden – was keinen medizinisch belegbaren Nutzen habe, ist für ihn aber auch keine „Leistung“. Allerdings rechnet er selbst nicht mit großen Einsparungen; er geht von 20 bis 50 Millionen Euro jährlich aus. Außerdem sollen die Verwaltungsausgaben der Kassen gedämpft werden: Im Jahr 2024 werde die Bildung von Altersrückstellungen beschränkt, die über das notwendige Niveau hinausgingen, heißt es in den Empfehlungen des BMG.

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Die Einnahmenseite gibt allerdings auch nicht viel her: Auf mehr Steuergeld in Form höherer Bundeszuschüsse kann das BMG derzeit nicht setzen. Die Haushaltslage ist bekanntlich äußerst angespannt – das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, für eine auskömmliche Finanzierung der GKV-Beiträge von Bürgergeldempfänger*innen zu sorgen, kann daher vorerst nicht eingelöst werden.

Strukturreformen im Fokus

Und so stehen für das BMG jetzt Strukturreformen im Fokus – also keine schlichten Geldkürzungen, sondern Änderungen, die mittel- bis langfristig für mehr Effizienz sorgen sollen. Denn auch wenn die BMG-Empfehlungen von einer „bewährten Qualität“ im Gesundheitswesen sprechen – sie konstatieren auch, dass Deutschland so viel wie kein anderes europäisches Land in der EU für Gesundheit ausgibt, und das bei unterdurchschnittlicher Lebenserwartung. Lauterbach spricht von „zum Teil mittelmäßiger Qualität“.

Das Empfehlungs-Papier des BMG nennt einige dieser geplanten Strukturreformen. Ganz oben auf der Agenda steht die Krankenhausreform, die allerdings gerade hakt. Ihr soll nämlich zunächst das Krankenhaustransparenzgesetz vorgeschaltet werden. Dessen Ziel ist, wie der Name schon sagt, die Transparenz der stationären Versorgungsqualität zu verbessern. Es soll nicht nur einen Überblick verschaffen, wo Patienten spezielle gute Leistungen erhalten. Es würde dem Minister zufolge den Kliniken auch sechs bis acht Milliarden Euro bescheren. Damit lasse sich ein flächendeckendes Krankenhaussterben abwenden, bis weitere Reformen greifen. Doch der Bundesrat hat den Vermittlungsausschuss angerufen – und bislang findet sich das Thema nicht auf der Tagesordnung der Länder. Dies liege an den unionsgeführten Ländern, erklärte Lauterbach diesen Donnerstag. Er appellierte an diese, das Gesetz und damit dringend nötige Finanzhilfen nicht länger zu blockieren. Jetzt sei „eine gute Gelegenheit für Parteipolitik“.

Auch mit seinen verschiedenen Digitalgesetzen will das BMG an die Strukturen, ebenso mit seinen Plänen für eine bessere Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mittlerweile hat das Ministerium auch weitere Vorhaben angestoßen, die in den Empfehlungen noch nicht erwähnt sind: Ganz aktuell im Gespräch sind neue Honorierungsmodelle für Ärzte.

Und dann sind da noch die Apotheken – auch sie haben es mittlerweile in den Kreis der besonders wichtigen Struktur-Anliegen geschafft. Eine Reform sei hier nötig, da es auf dem Land ein Apothekensterben gebe, sagte Lauterbach. „Da muss die Telepharmazie kommen“, ist eine seiner Antworten darauf. Die Eckpunkte für seine Apothekenhonorar- und -strukturrefom hatte das BMG kurz vor Weihnachten vorgelegt. Nun darf man gespannt sein, wie sie im ersten Referentenentwurf umgesetzt sein werden – und wann dieser bekannt wird. Einen konkreten Zeitplan gibt es nicht.

Aber der Minister betonte heute: „Die nächsten Monate werden darüber entscheiden, ob es gelingt, das System durchzureformieren“ – was das Gelingen betrifft, gab er sich zuversichtlich. Aus Ministeriumskreisen ist zu hören, dass die wichtigsten Strukturreformen, auch die für die Apotheken, bis zur Sommerpause im Bundeskabinett angekommen sein sollen.


Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Wie dumm kann man eigentlich sein, oder wie verlogen ?!

von ratatosk am 15.01.2024 um 17:48 Uhr

Telepharmazie hilft natürlich im Notfall, wenn im Eisregen was gebraucht wird, aber die letzte Apotheke gerade von Karl gekillt wurde.
Nein Telepharmazie brauchen die Versender ! die bringen Parteispenden und Pöstchen und Gutachteraufträge für den Lehrstuhl, alles andere zählt in der Karl Blase nicht

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Versager

von Thomas Kerlag am 11.01.2024 um 23:31 Uhr

Dieser Lauterbach schafft es nicht einmal absolut wichtige Arzneimittel verfügbar zu machen, die wir schnell und unmittelbar beim Patienten zur Anwendung bringen müssten.
Da kommt ihm die Telepharmazie gerade recht, denn da gibt es auch kein Posiformin oder Gentamicin schnell auf das gequälte Auge

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Umverteilung einmal richtig....

von Thomas B am 11.01.2024 um 22:32 Uhr

Ich bin auch für Umverteilung:
Es wird echt immer doller! Für alles ist Geld da, nur nicht für Apotheken!
Wie wäre es damit: Alle Krankenkassenmitarbeitergehälter inklusive der kompletten Führungsetage sowie die Ministerialgehälter werden auf das Niveau von 2013 zurückgeführt und damit den Apothekenhonoraren eine Inflationsbereinigung für die Jahre von 2003 bis 2013 gewährt.

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von Anita Peter am 11.01.2024 um 16:59 Uhr

„Empfehlungen für eine stabile, verlässliche und solidarische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung“

Ich habe eine Idee Karl, es beziehen nur noch Beitragszahler Leistungen der GKV, den Rest finanziert der Staat über eine eigene Staatskasse.

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Landapotheken

von Roland Mückschel am 11.01.2024 um 15:44 Uhr

Sollten die nicht durch Umverteilung gestärkt werden?

Aber nein.

Durch Telepharmazie. Ersetzt.

So ein verlogenes Stück …….

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