Therapie der atopischen Dermatitis

Auch in der Remission sollte man antientzündlich behandeln

17.01.2024, 11:45 Uhr

Prof. Dr. Dr. Andreas Wollenberg erklärte beim Pharmacon Schladming, wie eine optimale Therapie der atopischen Dermatitis aussieht. (Foto: DAZ)

Prof. Dr. Dr. Andreas Wollenberg erklärte beim Pharmacon Schladming, wie eine optimale Therapie der atopischen Dermatitis aussieht. (Foto: DAZ)


Die tägliche Anwendung von Emollentien ist für jeden Neurodermitis-Patienten die Basis der Therapie – sowohl im Schub als auch in der Remission. Während man früher davon ausging, dass eine darüber hinausgehende antientzündliche Therapie nur im Schub benötigt wird, setzt man entsprechende Substanzen mittlerweile jedoch niedrig dosiert auch in schubfreien Phasen ein. Der Dermatologe Prof. Dr. Dr. Andreas Wollenberg erklärte beim Pharmacon Schladming den Hintergrund dieser proaktiven Therapie.

Die atopische Dermatitis oder Neurodermitis wird gemäß der Europäischen Guideline bzw. der daran angelehnten S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis“ nach einem Stufenschema behandelt. Dieses sieht über alle Stufen und in jeder Phase der Erkrankung eine topische Basistherapie mit Emollentien vor. Zum Einsatz kommen Wollenberger zufolge zumeist konservierte Fertigprodukte, die Feuchthaltemittel wie Urea und okklusive Inhaltsstoffe wie Petrolatum in einer Öl-in-Wasser-Emulsion auf die Haut transportieren. Möglich ist auch die Verwendung von sogenannten Emollentien plus, also Präparaten, die zusätzliche Wirkstoffe – ohne Arzneimittelstatus – enthalten, z. B. Pflanzenextrakte, mikrobielle Lysate oder Lipidvorstufen. Bei der Abgabe entsprechender Präparate sollte man in der Apotheke darauf hinweisen, dass keinesfalls gespart werden darf. Wollenberger empfahl bei Emollentien eine Anwendungsmenge von mindestens 250 Gramm pro Woche, entsprechend einem Kilogramm pro Monat!

Dem Ekzem nicht hinterher laufen

Darauf hinweisen sollte man zudem, dass die Haut von Neurodermitikern auch in der Remission nicht mit der Haut von gesunden Personen zu vergleichen ist. Die Hydration ist niedriger, der transepidermale Wasserverlust höher und es bleibt auch stets eine erhöhte Entzündungsneigung. Um möglichst lange zu vermeiden, dass es zum nächsten Schub kommt, wird heute in der Remission daher nicht nur mit Basistherapeutika, sondern proaktiv auch niedrig dosiert antientzündlich behandelt. 

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So erfolgt die proaktive Therapie im Detail: Solange Ekzeme zu sehen sind, werden entsprechende Hautstellen sowie typische Problemstellen (Knie, Ellenbogen) jeden Tag mit Glucocorticoiden oder Calcineurin-Inhibitoren behandelt. Ist das Ekzem abgeheilt, wird zweimal pro Woche an den typischen Problemzonen antientzündlich weiterbehandelt, an den anderen Tagen nur die Basistherapie angewendet. Kommt es doch wieder zu einem Ekzem, wird dieses täglich antientzündlich behandelt, die Problemzonen weiterhin nur zweimal wöchentlich. Auf diese Weise können Wollenberg zufolge 50% der Neurodermitiker für etwa ein Jahr Schubfreiheit erlangen. „Wir wollen dem Ekzem nicht hinterher laufen, sondern es möglichst lange hinauszögern“, fasste er zusammen. 


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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