Hustenalarm im Kinderzimmer

Pflanzliche Hustensäfte für die Selbstmedikation bei kleinen Patienten

22.01.2024, 07:00 Uhr

Bei Husten im Rahmen eines Atemwegsinfekts sollte beim Kind auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. (Foto: LeManna/AdobeStock)

Bei Husten im Rahmen eines Atemwegsinfekts sollte beim Kind auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. (Foto: LeManna/AdobeStock)


Husten kommt im Kindesalter besonders häufig vor. Obwohl er im Rahmen einer Erkältung normalerweise harmlos ist, kann er die Lebensqualität der ganzen Familie stark beeinträchtigen. Die Frage ist also: Was hilft bei Husten? Welche Hustensäfte sind zu empfehlen? Und bei welchen Alarmsymptomen sollten hustende Kinder unbedingt dem Arzt vorgestellt werden?

Erkältungshusten wird normalerweise durch Viren wie Rhino-, Adeno-, Corona-, Influenza- oder RS(Respiratorische Synzytial)-Viren ausgelöst. Da Kinder gegen all diese Erreger erst eine Immunität aufbauen müssen, können Erkältungen und Husten bis zu zehn Mal im Jahr bei eigentlich gesunden Kindern vorkommen. In den meisten Fällen ist Husten harmlos, wenn auch sehr lästig und langwierig – oft dauert es zwei bis drei Wochen, bis ein Husten vollständig wieder abgeklungen ist.

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Unruhige Zeiten

Bei einem leichten Verlauf husten Kinder in dieser Zeit zwar häufig, haben aber keine Probleme mit ihrer Atmung und ihrer Sauerstoffversorgung. Sie atmen in ruhigem Zustand normal und geräuschlos.

Husten, Bronchitis oder Lungenentzündung?

Allerdings kann es bei Säuglingen und Kleinkinder auch zu schweren Verläufen kommen. Bei etwa 20 bis 30% der Kinder erreichen Erreger von Atemwegsinfektionen die unteren Atemwege und lösen dort eine Bronchiolitis oder Bronchitis aus. Die Gefahr besteht vor allem bei einer Infektion mit dem RS- oder Influenza-Virus. Beide Erkrankungen können in eine Lungenentzündung übergehen. Was deutet darauf hin? Wenn im Zuge der Entzündung die Schleimhäute anschwellen, werden die Atemwege enger (obstruktive Bronchitis), was zu hörbaren Atemgeräuschen führt. Die Lunge pfeift und rasselt – nicht nur während des Hustens, sondern auch beim Atmen in Ruhe. Um die schlechte Luftzufuhr zu kompensieren, steigt zudem die Atemfrequenz. Manche Kinder atmen dann auch mit aufgestellten Nasenflügeln und verändern ihre Atemtiefe. Bei Säuglingen kann man sehen, dass sich bei erschwerter Atmung die Haut zwischen den Rippen etwas nach innen zieht. Im weiteren Verlauf verschlechtert sich die Sauerstoffzufuhr so sehr, dass die Haut der Kinder marmoriert erscheint und eine Blaufärbung der Lippen sichtbar wird. In solchen Fällen müssen Kinder umgehend ärztlich behandelt werden.

Die meisten Fälle von Husten bei Kindern sind – wie bereits erwähnt – jedoch nicht schwerwiegend und können dann, abhängig vom Alter, in Selbstmedikation behandelt werden. Dabei steht immer die Förderung des Abhustens im Vordergrund. Wenn die Lunge wieder frei ist, werden die Hustenrezeptoren entlastet und dadurch der Hustenreiz gelindert.

Tipp für die Beratung: Erklären Sie, auf welche Alarm­symptome bei kleinen Kindern geachtet werden soll, damit ein Sauerstoffmangel möglichst schnell erkannt und richtig eingeschätzt wird.

Wann zum Arzt?

  • anfallartiger starker Husten
  • bellender Husten (Hinweis auf Pseudokrupp)
  • Husten bis zum Erbrechen
  • hörbare, rasselnde Atemgeräusche (Stridor, Giemen)
  • schlechter Allgemeinzustand (Schmerzen, Appetit­losigkeit, Fieber)
  • blutiger Auswurf
  • bei Hinweisen auf Atemnot wie marmorierte Haut, Nasenflügelatmung, Einziehen der Luft zwischen den Rippenbögen, bläuliche Verfärbung der Lippen
  • Vermutung, dass ein Fremdkörper eingeatmet wurde

Pflanzliche Hustensäfte sind beliebt

Die Auswahl an Hustenpräparaten in der Apotheke ist groß. Bei Kindern werden gerne pflanzliche Präparate eingesetzt. Ein Vorteil dieser Präparate ist, abgesehen von ihrer guten Verträglichkeit, dass sie meist expektorierende und antitussive Effekte vermitteln und somit in allen Hustenphasen eingesetzt werden können. Pflanzen, die sich in entsprechenden Präparaten finden, sind z. B. Efeu, Thymian, Eibisch und Isländisch Moos. Thymian enthält ätherische Öle, die sekretolytisch wirken und dadurch das Abhusten erleichtern. Saponine, z. B. in Primelblüten und Efeublättern, bewirken das Ablösen von zähflüssigem Schleim, indem sie die Viskosität erniedrigen (Mykolytika). Für Alpha-Hederin aus Efeu ist zudem ein spezifischer bronchospasmolytischer Wirkmechanismus bekannt: Alpha-Hederin erhöht die Dichte an Beta-Rezeptoren auf Bronchialzellen und steigert deren Ansprechbarkeit für Adrenalin, das die Bronchien erweitert. Extrakte aus Eibisch und Isländisch Moos enthalten Schleimstoffe als Wirkkomponenten, die sich lokal im Rachen über die gereizte Schleimhaut legen (Demulzenzien).

Den passenden Saft für das Kind finden

Bei der Auswahl geeigneter Hustensäfte für Kinder sollten folgende Punkte bedacht werden:

  • Altersempfehlung: Grundsätzlich sollten Säuglinge im ersten Lebensjahr vor dem Kauf eines Hustensaftes ärztlich untersucht werden, auch wenn einige Hustensäfte bereits ab Geburt für die Selbstmedikation von Husten zugelassen sind (siehe Tabelle). Sie sind dann nach erfolgter Arztvisite eine Empfehlungsoption.
  • Frei von Alkohol: Alkohol ist ein Nervengift. Daher sollte im Kindesalter besonders darauf geachtet werden, alkoholfreie Formulierungen auszuwählen. Sie werden von verschiedenen Hustenpräparate-Marken als Variante für Kinder angeboten (siehe Tabelle).
  • Sirupartige Konsistenz: Je dickflüssiger ein Sirup ist, desto höher ist seine Schutzwirkung im Rachenraum. Eine sirupartige Konsistenz ist dünnen Tropfen daher vorzu­ziehen. Besonders dickflüssig sind z. B. Stilaxx Husten­stiller sowie GrinTuss Kindersaft.
  • Angenehmer Geschmack: Dass der Hustensaft gut schmeckt, ist bei Kindern besonders wichtig. Manche Kinder lieben besonders süße Aromen, z. B. den Kirsch­geschmack des Prospan® Hustensafts für Kinder, andere mögen es lieber naturbelassen krautig wie bei Aspecton® mit Thymian-Geschmack.
  • Verwendung einer Dosierpipette: Wie jede flüssige Arzneimittelform, sollten auch Hustensäfte korrekt dosiert werden. Gerade bei Babys wird oft nur ein kleines Volumen benötigt, das anfällig ist für Messungenauigkeiten. Vielen Säften liegen nur Messlöffel oder Mess­becher bei. Genauer wird es mit einer Dosierpipette wie z. B. bei Aspecton® Junior Hustenstiller und Hedelix® in der Packung enthalten.

Tipp für die Beratung: Überprüfen Sie, ob der Hustensaft eine Dosierpipette enthält und falls nicht, geben Sie eine klassische Braun-Spritze oder ein Set bestehend aus Kolbendosierpipette und Universalaufsatz z. B. der Firma Wepa mit, damit der Saft richtig dosiert werden kann.

Natürliche Ansätze zur Linderung der Beschwerden

Begleitend zu Hustensäften können auch Hausmittel im Beratungsgespräch empfohlen werden. Diese Maßnahmen helfen:

  • Erhöhung der Luftfeuchtigkeit: Dazu können Schüsseln mit warmem Wasser auf die Heizung gestellt oder feuchte Tücher aufgehängt werden. Durch eine bessere Befeuchtung der Luft werden die Schleimhäute beruhigt, was wiederum bei lästigem Reizhusten hilft.
  • Hustenbalsam: Ätherische Öle können das Atmen erleichtern und den Schleim verflüssigen. Dieser wird auf Brust oder Rücken aufgetragen. Eine Massage währenddessen hilft den Kindern dabei, sich zu entspannen. Achtung: auf die richtige Auswahl milder ätherischer Öle für Kinder muss unbedingt geachtet werden (siehe auch „Dufte Wirkung: Aromatherapie bei Kindern“, DAZ 2023, Nr. 49, S. 56).
  • Brustkorb warmhalten: Wärme hilft dabei, die gereizte Bronchialmuskulatur zu beruhigen und zu entspannen. Hierfür kann Heilwolle oder ein Bienenwachswickel aufgelegt werden, die dann entweder mit einem engen Body oder einem Wickel (z. B. Woll-fühl® Bauch- und Rücken­wickel von Wickel & Co) fixiert werden.
  • Heiße Milch mit Honig: Dieses simple Hausmittel bringt wirklich was! Der süße Honig legt sich um die Husten­rezeptoren und hüllt diese so ein, dass sie nicht mehr erregt werden können. Der Effekt hält zwar nicht lange an, kann aber ein paar ruhige Momente verschaffen. Achtung: Honig erst für Kinder ab einem Jahr!
  • Hustenbonbons: Neben Honig kann auch das Lutschen von Bonbons den Rachen beruhigen und temporär den Hustenreiz stillen. Lutschtabletten mit Hyaluronsäure wie Gelorevoice® (ab sechs Jahren) oder Isländisch Moos wie Isla® Junior (ab vier Jahren) kleiden die Schleimhäute effektiv aus und wirken besonders gut. Voraussetzung: Kinder müssen kontrolliert lutschen können, ohne sich dabei zu verschlucken.

Nicht nur Pflanzliches hilft gegen Husten

Bei hartnäckigem nächtlichem Reizhusten kann ein reines Antitussivum eingesetzt werden. Hierfür gibt es neben pflanzlichen Hustensäften (siehe Tabelle) auch verschiedene chemische Wirkstoffe als Empfehlungsoption. Nicht rezeptpflichtig sind die Wirkstoffe Pentoxyverin (ab zwei Jahren, z. B. Silomat® Saft), Dextrometorphan (ab sechs Jahren, z. B. Silomat® DMP) und Levodropropizin (ab zwei Jahren, z. B. Quimbo®). Zu den verschreibungspflichtigen Antitussiva zählen Noscapin (Capval®) und Dihydrocodein (Paracodin®). Achtung: der Arzneistoff Codein ist bei Kindern unter zwölf Jahren kontraindiziert, da es bei Kindern die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Es besteht dann die Gefahr einer Blockade des Atemzentrums, die in einer Atemdepression münden kann.

Therapieoptionen, wenn der Husten nicht besser wird

Geht es den Kindern trotz Hustensäfte und Hausmittel nicht besser oder ist der Husten sehr stark, sollte die Lunge der Kinder ärztlich abgehört werden. Liegt eine obstruk­tive Bronchitis vor, hilft das verschreibungspflichtige Salbutamol. Es relaxiert die Bronchiolen und stellt dadurch die Luftgänge in der Lunge wieder weiter. Die Kinder können wieder besser atmen und krampfhafter Husten verschwindet. Die beste Wirkung wird mit einem Spray zum Inhalieren erreicht. Um die Inhalation zu erleichtern, sollten Spacer und passende Maske verwendet werden (z. B. Vortex oder Aerochamber). Wenn das Inhalieren nicht klappt, kann Salbutamol auch in Tropfenform gegeben werden. Dann muss besonders auf die geeignete Dosis (nach Körper­gewicht), den zeitlichen Abstand zwischen zwei Gaben und die maximale Tagesmenge hingewiesen werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Tipp für die Beratung: Erklären Sie den Eltern im Rahmen einer pDL ausführlich die Anwendung von einem Dosier­aerosol mit Spacer. Wenn sich die Eltern sicher im Umgang fühlen, können sie diese Ruhe auf ihr Kind übertragen und die Arzneimittelanwendung funktioniert gleich viel besser.

Achtung: nächtliche Pseudokruppanfälle

Vor allem bei Kleinkindern zwischen sechs Monaten und drei Jahren besteht die Gefahr eines Pseudokrupps. Hierbei treten Atemnot, Heiserkeit, bellender Husten sowie ein deutlich hörbares Geräusch beim Einatmen auf (Stridor). Die Symptome können sich zu einem richtigen Pseudokruppanfall steigern. Solche Anfälle finden vor allem in den Abendstunden oder in der Nacht statt, da zu dieser Zeit der körpereigene Cortisolspiegel natürlicherweise abfällt. Mit der Gabe eines Cortisol-haltigen Notfallarzneimittels, z. B. Rectodelt®-Zäpfchen, wird der Cortisol-Spiegel wieder auf das Tagesniveau angehoben. Das führt zum Abschwellen der Schleimhäute.

Tipp für die Beratung: Eltern, die einen Pseudokrupp­anfall bei ihrem Kind erlebt haben, sind meistens sehr beunruhigt. Erklären Sie, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren, denn nur beruhigte Kinder können wieder gut atmen. Dabei kann es helfen, wenn man gemeinsam mit dem Kind ans geöffnete Fenster geht oder auf den Balkon, nasse Handtücher aufhängt oder kaltes Wasser in der Dusche laufen lässt.

Fazit für das Beratungsgespräch

Die umfassende Beratung bei der Abgabe von Hustensäften ist von großer Bedeutung, um eine passende Auswahl zu treffen und potenzielle Nebenwirkungen für Kinder zu minimieren. Ergänzende Ratschläge zur korrekten Anwendung tragen dazu bei, den Alltag von Familien während der Erkältungszeit zu erleichtern und eine effektive Linderung für ihre Kinder zu gewährleisten.

Literatur

Akuter und chronischer Husten. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft

für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM-Leitlinie Nr. 11), AWMF-Register-Nr. 053-013, Stand: 2021

Beipackzettel der einzelnen Präparate. www.apotheken-umschau.de/medikamente/beipackzettel (Stand 2023)

Hederae helicis folium – herbal medicinal products. Committee on Herbal Medicinal Products (HPMC), Referenz-Nummer: EMA/821305/2017

Rieth K. Fit für den Kindernotfall von Fieber bis Reanimation. Medhochzwei Verlag GmbH, 2022

Schäfer C, Ude C, Ude M. Pädiatrische Pharmazie. Deutscher Apotheker Verlag 2019


Clara Steinbrück, Apothekerin


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