Zulassungserweiterung

Grippeimpfstoff Fluad Tetra nun ab 50 Jahren

Ulm - 26.01.2024, 09:15 Uhr

Auch wenn Fluad Tetra jetz ab 50 Jahren geimpft werden darf, bleibt die STIKO-Empfehlung, dass sich Menschen ab 60 Jahren vorrangig mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff schützen sollen. (Foto: imago images / Pond5 Images)

Auch wenn Fluad Tetra jetz ab 50 Jahren geimpft werden darf, bleibt die STIKO-Empfehlung, dass sich Menschen ab 60 Jahren vorrangig mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff schützen sollen. (Foto: imago images / Pond5 Images)


Von 65 auf 50: Den adjuvantierten Grippeimpfstoff Fluad Tetra speziell für ältere Menschen dürfen diese nun bereits ab einem Alter von 50 Jahren erhalten. Zuvor durfte der CSL-Seqirus-Grippeschutz erst ab 65 Jahren geimpft werden. 

Bereits im Dezember 2023 erweiterte die Europäische Kommission nach Empfehlung des Humanarzneimittelausschusses der EMA (9. November 2023) die Indikation für den Grippeimpfstoff Fluad Tetra®, sodass sich seither ältere Menschen schon ab 50 Jahren damit jährlich vor Influenza schützen können [1, 2]. Zuvor hatte die Zulassung lediglich Senioren ab einem Alter von 65 Jahren berücksichtigt. Nun konnte CSL Seqirus zeigen, dass ihre adjuvantierte Influenzavakzine einem nicht wirkverstärkten Grippeimpfstoff bei Menschen zwischen 50 und 64 Jahren überlegen ist [3] und „eine höhere Immunantwort auf A(H1N1)- und A(H3N2)-Stämme des Virus“ zeigt, erklärt Seqirus. Mit dieser Zulassungserweiterung „überholt“ Fluad Tetra® seinen direkten Konkurrenzimpfstoff Efluelda®, der erst für ab 60-Jährige zugelassen ist.

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Fluad Tetra® (CSLSeqirus) ist neben Efluelda® (Sanofi Pasteur) der zweite Grippeimpfstoff, den die jeweiligen Zulassungsinhaber speziell für ältere Menschen entwickelt haben. Senioren zählen zur Risikogruppe bei Influenzainfektionen – weswegen die Ständige Impfkommission (STIKO) älteren Menschen ab 60 Jahren auch die jährliche Grippeimpfung standardmäßig empfiehlt –, sie erkranken meist schwerer oder versterben häufiger an den Folgen einer Erkrankung als Jüngere. In der vergangenen Grippesaison 2022/23 waren in Europa 42 Prozent der Grippepatienten auf Intensivstationen zwischen 60 und 79 Jahren und 23 Prozent zwischen 40 und 59 Jahren alt (basierend auf Daten aus vier Ländern: Frankreich, Irland, Schweden, Tschechien) [4]. Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet in seinem letzten ARE-Wochenbericht der letzten Saison 2022/23, dass 91 Prozent der mit Influenza verstorbenen Patienten (1.096 Todesfälle in der gesamten Saison) 60 Jahre und älter gewesen seien (Meldedaten nach Infektionsschutzgesetz) [5].

Grippeimpfung bei Senioren häufig weniger wirksam

Die Krux bei der Grippeimpfung von Senioren: Gerade ihr Immunsystem reagiert häufig träger auf eine Impfung als es das von jüngeren Menschen tut, weswegen Grippehersteller nach Möglichkeiten gesucht hatten, die Immunreaktion von Älteren auf die Influenzaimpfung zu verbessern. Sanofi Pasteur setzt bei Efluelda® dabei auf die vierfache Antigenmenge verglichen mit standarddosierten Grippeimpfstoffen (60 µg statt 15 µg je Antigen), CSL Seqirus verstärkt die Impfwirkung bei Fluad Tetra® durch ein Adjuvans (MF59C.1). Gemein ist beiden Grippeimpfstoffen, dass sie vor je zwei Influenza A-Stämmen (AH1N1 und AH3N2) und je zwei B-Stämmen (Victoria und Yamagata) schützen.

STIKO rät zur Hochdosisgrippeimpfung

Auch wenn Fluad Tetra® nun bereits ab 50 Jahren geimpft werden darf, bleibt die Empfehlung der STIKO seit dem Epidemiologischen Bulletin 1|2021, dass sich Menschen ab einem Alter von 60 Jahren vorrangig mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff jährlich vor Influenza schützen sollen [6]. Sie begründete ihren prioritären Rat damals damit, dass sie „im Vergleich zu konventionellen Influenza-Impfstoffen … für den Influenza-Hochdosis-Impfstoff eine geringfügige, aber signifikante Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen“ festgestellt habe. Und weiter: Aufgrund der Häufigkeit und Schwere von Influenza-Infektionen in der älteren Bevölkerung zeigten mathematische Modellberechnungen, dass auch bei einer nur geringfügig höheren Impfeffektivität eine relevante Anzahl an Influenza-bedingten Arztkonsultationen, Hospitalisierungen und Todesfällen zusätzlich verhindert werden könne. Bei der adjuvantierten Vakzine (also Fluad Tetra®) hätten Daten aus randomisiert-kontrollierten Studien gefehlt, die eine höhere Impfeffektivität ebenfalls hätten zeigen können.

Ältere Menschen in jedem Fall impfen

Sollte jedoch der einzige Hochdosisgrippeimpfstoff nicht verfügbar sein, müssen Senioren nicht umgeimpft bleiben. Seit 1. April 2023 sieht die Schutzimpfungs-Richtlinie in diesem Falle alternative „inaktivierte, quadrivalente Influenza-Impfstoffe (Zellkultur-basierte, Splitvirus-, Subunit-, rekombinante und adjuvantierte Impfstoffe)“ vor – dann also kommt auch Fluad Tetra® bei Älteren zum Einsatz.

[1] Meeting highlights from the Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) 6-9 November 2023, www.ema.europa.eu/en/news/meeting-highlights-committee-medicinal-products-human-use-chmp-6-9-november-2023

[2] Summary of opinion (post authorisation) Fluad Tetra, www.ema.europa.eu/en/documents/smop/chmp-summary-positive-opinion-fluad-tetra-ii-43_en.pdf

[3] Poder A. et al. Vaccines (Basel): Immunogenicity and Safety of MF59-Adjuvanted Quadrivalent Influenza Vaccine Compared with a Nonadjuvanted, Quadrivalent Influenza Vaccine in Adults 50–64 Years of Age. 2023 Sep 26;11(10):1528. doi: 10.3390/vaccines11101528. PMID: 37896932; PMCID: PMC10611124, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10611124/

[4] European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Seasonal influenza 2022−2023 Annual Epidemiological Report for 2023, www.ecdc.europa.eu/sites/default/files/documents/seasonal-influenza-annual-epidemiological-report-2022-2023.pdf

[5] ARE-Wochenbericht des RKI: Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen 39. Kalenderwoche (25.9. bis 1.10.2023), influenza.rki.de/Wochenberichte/2022_2023/2023-39.pdf

[6] Epidemiologisches Bulletin 1|2021 des Robert Koch-Instituts vom 7. Januar 2021, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/01_21.pdf?__blob=publicationFile


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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