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Overwiening kontert Knieps
ABDA: Kassen sollten Mehrwert der pDL in den Fokus stellen!
BKK-Chef Franz Knieps zweifelt öffentlich am Nutzen der pharmazeutischen Dienstleistung „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ – und an den Methoden der ABDA, angehende Apotheker*innen an diese heranzuführen. ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening weist diese Kritik sowie alternative Abrechnungsvorschläge mit aller Deutlichkeit zurück.
Kürzlich startete die ABDA schon zum zweiten Mal einen Blutdruckmess-Wettbewerb für Pharmazeuten im Praktikum (PhiP): Vom 1. Februar bis zum 30. Juni sollen sie zeigen, wie viele Blutdruckmessungen sie innerhalb von zehn Stunden schaffen. Den Gewinner*innen winken unter anderem Schokoladenpakete. Das Ziel: Die angehenden Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sollen Erfahrungen im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sammeln – und sie zur lieben Gewohnheit werden lassen.
Die Betriebskrankenkassen (BKK) nahmen die Aktion jedoch zum Anlass, um zu einer „offenen Diskussion“ über die pDL und deren Abrechnung aufzurufen. „Die pharmazeutische Kompetenz in den Apotheken sollte an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Dort wo sie etwas bewirken kann“, erklärte der Vorstandschef des BKK Dachverbands, Franz Knieps. Das sei etwa bei der Medikationsanalyse der Fall. Kritisch sieht Knieps jedoch die einmalige Blutdruckmessung, „um angehende Apothekerinnen und Apotheker dazu zu animieren, Gelder aus dem Fonds abzurufen, und sie mit Schokolade zu beschenken“.
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Zugleich erklärte der Kassenfunktionär, dass es „effektiver und sinnvoller“ wäre, die pDL direkt zwischen Apotheken und Krankenkassen abzurechnen, statt Gelder in den NNF-Topf zu werfen, „aus dem sie nicht abgerufen werden.“
Die ABDA reagierte noch am selben Tag mit einem Gegenstatement. Darin stellt Präsidentin Gabriele Regina Overwiening klar, dass die „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ aufgrund des klar nachgewiesenen Bedarfs und des belegten Nutzens für Patientinnen und Patienten als honorierte pDL eingeführt worden sei. Schließlich sei Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Nach aktuellen Daten seien in Deutschland über 30 Prozent der Erwachsenen betroffen. Um das Risiko für Folgeerkrankungen zu reduzieren, sollten Patientinnen und Patienten eine leitliniengerechte Blutdruckeinstellung erreichen. Leicht sei das nicht, räumt Overwiening ein. Doch es gebe Evidenz, dass es hilft, Apotheken hier einzubinden – aus 90 randomisierten kontrollierten Studien mit mehr als 33.400 Patientinnen und Patienten. Und darauf beruhe eine entsprechende Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie.
Leitliniengerechte Messung
Bei der pDL „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ würden Risikofaktoren erfasst und der Blutdruck mit einer standardisierten Dreifachmessung leitliniengerecht gemessen. Basierend auf diesen Ergebnissen werde zu Maßnahmen ge- und beraten. Und so gebe es bereits für angehende Apothekerinnen und Apotheker verschiedene edukative und motivierende Aktionen, um sie an die pDL heranzuführen. Bei der ersten Aktion für PhiP 2023 habe sich gezeigt, dass 48 Prozent der Versicherten einen nicht ausreichend kontrollierten und nicht gut eingestellten Blutdruck aufwiesen.
Unangebrachte Pfennigfuchserei
„Angesichts dieser Fakten ist es befremdlich, dass Krankenkassen auf diesen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verzichten wollen“, sagt Overwiening. „Pfennigfuchserei ist völlig unangebracht, wenn es darum geht, die Gesundheit der Bevölkerung mit neuen Versorgungsideen zu verbessern“. Die Präsidentin rät Kassenvertreter*innen vielmehr, ihren „Tunnelblick“ zu verlassen: Denn durch den vermehrten Einsatz der Expertise der Apothekerinnen und Apotheker verbessere sich nicht nur die Versorgung, sondern lasse sich auch Geld einsparen.
Einzelabrechnung geht an der Versorgungsrealität vorbei
Auch der Vorschlag von Knieps, die Dienstleistungen künftig einzeln mit den Kassen abzurechnen, geht laut Overwiening „an der Versorgungsrealität komplett vorbei“. Schon jetzt hätten die Apotheken einen immensen bürokratischen Dokumentationsaufwand bei pDL – „die Einzelabrechnung würde diesen Aufwand nicht nur erhöhen, sondern auch die Verwaltungskosten drastisch in die Höhe treiben“, mahnt die ABDA-Präsidentin.
Kassen sollten lieber für pDL werben
Und was die Qualität der Dienstleistungen betrifft, erinnert die ABDA den BKK-Dachverband daran, dass eine Schiedsstelle die nun angebotenen pDL unabhängig geprüft und festgelegt habe. Overwiening: „Die Krankenkassen sollten den Mehrwert der pharmazeutischen Dienstleistungen in den Fokus stellen – anstatt diese in Frage zu stellen. Der BKK-Dachverband täte im Sinne der Patientinnen und Patienten gut daran, diese apothekerlichen Leistungen bei seinen Versicherten zu bewerben.“
Die Schiedsstellenentscheidung haben die Kassen allerdings von Anfang an nicht akzeptieren wollen. Seit nunmehr eineinhalb Jahren ist eine sozialrechtliche Klage gegen den Beschluss zu den pDL anhängig. Neben den Preisen will die Kassenseite speziell die Blutdruckmessung nicht als honorierte Dienstleistung akzeptieren.
6 Kommentare
Schokopakete
von Dr.Diefenbach am 30.01.2024 um 9:17 Uhr
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AW: Schokopakete
von Anita Peter am 30.01.2024 um 9:31 Uhr
Nichts dazugelernt
von Thomas Kerlag am 29.01.2024 um 20:15 Uhr
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Huiiii
von Karl Friedrich Müller am 29.01.2024 um 19:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
RR
von Martin Straulino am 29.01.2024 um 18:30 Uhr
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.
von Anita Peter am 29.01.2024 um 18:10 Uhr
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