„Offensichtliche Verrohung der Sitten“

Gegen Hetze: Adexa begrüßt Berufsordnungsänderung in Thüringen

Berlin - 29.01.2024, 09:15 Uhr

Tanja Kratt vom Adexa-Bundesvorstand begrüßt die Entscheidung der LAK Thüringen. (Foto: Adexa)

Tanja Kratt vom Adexa-Bundesvorstand begrüßt die Entscheidung der LAK Thüringen. (Foto: Adexa)


Eine Änderung der Berufsordnung durch die Landesapothekerkammer Thüringen soll es möglich machen, dass Beleidigungen gegen Kolleginnen und Kollegen auch berufspolitisch geahndet werden können. Die Apothekengewerkschaft Adexa hat sich nun positiv zu der Entscheidung geäußert.

Die Landesapothekerkammer will es nicht mehr länger hinnehmen, dass standespolitisch aktive Kolleginnen und Kollegen beleidigt oder bedroht werden. Mit einer Änderung der Berufsordnung im Herbst können Hass und Hetze nun auch berufsrechtlich geahndet werden. Grund dafür waren die sich häufenden diffamierenden Äußerungen in den sozialen Medien.

Die Apothekengewerkschaft Adexa begrüßt diese Entscheidung. Wie Tanja Kratt vom Bundesvorstand in einem Kommentar am vergangenen Freitag schrieb, werde damit „damit ein berufsrechtlicher Schutzmechanismus zusätzlich zu den bestehenden juristischen Möglichkeiten geschaffen wird“. Gleichzeitig sei es „traurig als Zeichen für die offensichtliche Verrohung der Sitten“, dass eine solche Regelung getroffen wird.

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Es sei ein „wichtiges und richtiges Argument“ der Thüringer Kammer, wenn sie betont, dass es schwer sei, Kolleginnen und Kollegen für die berufspolitische Arbeit zu gewinnen, weil sie „mit grenz- bis widerwärtigen Posts von (vielfach anonymen) Forentrollen konfrontiert sind“. Oder wenn sie sich „dem jahrelangen Frust von anderen Apothekerinnen und Apothekern, der sich in hässlichen Pöbeleien äußert“ ausgesetzt sehen.

Ein weiterer Punkt sei, so Kratt, dass solche Diskussionen „ein ungünstiges Licht“ auf Apothekenteams werfen können. Das könne sich auf die Gesprächsbereitschaft von Gesundheitspolitikern haben.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Huhn oder Ei

von Dr. House am 30.01.2024 um 10:59 Uhr

Die Pandemie steckt uns allen in den Knochen. Belohnt wurden wir mit niedrigerem Honorar und hoher Inflation. Das E-Rezept verfehlt den Sinn der Digitalisierung. Es geht durchschnittlich weder schneller zu bearbeiten noch erhöht es Qualität oder Servicegedanken. Im Gegenteil. Viele Patienten können aufgrund der Stapelsignatur nicht mehr die Stärke der VO-Apotheken nutzen - die umgehende Versorgung. Hallo? Stellt keiner die Warumfrage? Warum machen wir eigentlich den Dreck? Weil es schick klingt? Weil alle dieses Wort nutzen?Digitalisiterung. Nein, weil sie richtig umgesetzt Prozesse verinfachen, verschnellern kann und dem Fachkräftemangel entgegenwirken könnte, wenn sich da nicht neue Bürokratieabgründe öffneten. Wir kapieren dies in Deutschland scheinbar nicht. Die Ministerien brauchen jedes Jahr mehr Beamte - wegen der Digitalisierung. Uns fehlt einfach bevor wir ein Konzept in die Hand nehmen ein gewisses Grundverständnis wofür wir das tun und ab wann das ganze keinen Sinn mehr macht. Eine einfache Pro/Kontra Abwägung müsste in vielen Fällen reichen, wenn sie ehrlich wäre.
So und all diese Nadelstiche kombiniert spüren die Kollegen neben ihrer Existenzbedrohung und den abfälligen Äußerungen eines Lauterbachs im Zuge der Demos oder einer Frau Piechotta, die eine Freude daran hat alle Apotheken unter Generalverdacht zu stellen.
Nun bin ich persönlich beherrscht genug diesen imensen Frust nicht unterhalb der Gürtellinie zu äußern. Ich muss aber gestehen - ich denke mittlerweile (denn für Gedanken kann man nichts) auch weit unter der Gürtellinie. Das ist ja meines Wissens noch erlaubt. Ich halte nämlich einige für den Ausverkauf und die Zerstörung deutscher Infrastrukturen verantwortliche Politiker nicht mehr für unfähig, sondern für boshaft. Warum auch immer tun die was die tun mit Absicht. Sei es die Abschaltung der weltbesten Atomkraftwerke bei gleichzeitiger Gasmangellage, die völlig unangebrachten Ausgaben in Milionenhöhe für irgendwelche Fahrradwege in Peru oder Ideologieprojekte in Afrika. Übrigens ist der Kostenblock der humanitären Hilfe insgesammt mit 1,73 Milliarden € einer der wenigen unangetasteten Blöcke, welcher 2024 auf 2,23 Milliarden aufgestockt wird. Nun habe ich perse nichts gegen humanitäre Hilfe. Aber sie muss auch dort ankommen, wo sie gebraucht wird und es muss eine gewisse Relation herrschen im Zusammenhang mit der Situation mit der eigenen Bevölkerung. Indien ist zB bis 2030 ein Mehrmilliardenprojekt. Deutschland dürfte aktuell auf Platz 4 der wirtschaflich stärksten Länder rangieren (Tendenz schlechter werdend), Indien auf Platz 5 (Tendenz besser werdend). Dabei dürfen wir nicht vergessen: all diese Milliarden erarbeiten wir. Die Industrie, der Mittelstand, die Selbstständigen, die Arbeitnehmer. Irgendwo habe ich neulich die Zahl von 15 Millionen starken Schultern in Deutschland vernommen. Das ist der Teil, der arbeitenden Bevölkerung, die ein steuerlichen Überschuss erwirtschaftet (ohne ein Nullsummenspiel durch Subventionen oder staatliche Aufstockung). 15 Millionen Deutsche ziehen fast 70 Millionen durchs Leben. Tendenz? Steigend. Dieses Land wird vor die Hunde gehen, wenn wir nicht endlich verstehen, was Demokratie wirklich bedeutet: die Interessen der Mehrheit der Deutschen politisch umsetzen. Durch die Kontaktschuld und die immer engeren Korridore des Sagbaren ohne medial und politisch verbrannt zu werden, haben wir uns selbst in eine Sackgasse manövriert. Wir können unter diesen Umständen gar keinen wirksamen Wandel zustandebringen. Ich als CDU Wähler und CDU Mitglied frage mich ernsthaft, warum wir den Mehrheitswunsch der Bevölkerung, der seit der letzten Bundestagswahl nicht in einer linksgrünen, sondern konservativ bürgerlichen Politik liegt ignorieren. Weil keiner mit der AFD darf, weil dass alles Nazis sind. Ich behaupte, nein ich weiß dass der Anteil echter Nazis in allen Parteien ziemlich gleich sein dürfte - heute natürlich tabuisiert, in den 80er und 90er Jahren noch ziemlich offen zur Schau getragen. Nun läge ja die Stärke einer erwachsenen Demokratie darin, etwa bei einer Koalition von AFD, CDU und FDP, dass das Miteinanderreden dafür Sorge tragen würde, dass sich alle Poltiker ihren braunen Klumpen unterm Schuh vor dem Einlass in den Bundestag abschmieren müssten. Das ist genau dieses Missverständnis, wie bei der Digitalisierung. Digitalisierung sollte die Prozesse einfacher machen. Demokratie sollte dafür sorgen, dass Menschenverachtende Meinungen als Mindermeinungen verpuffen, was aber bedingt, dass ein Diskurs bzw eine Zusammenarbeit ZUSTANDE kommt. Der Grundgedanke der Demokratie ist ja, dass die Mehrheitsmeinung eine gute Meinung ist. Verbietet man jedoch den Diskurs führt man die Demokratie ad absurdum. Im täglichen Leben, in der Apotheke muss ich doch auch AFD Wähler, AFD Poltiker mit Arzneimitteln versorgen, mit denen reden usw. Eine Kontaktschuld können sich nur die Auserwählten in ihren Elfenbeintürmen leisten. Die eigentliche Verohung ist, dass bei medial beklatschten Demos Transparente offen zur Schau gertragen werden dürfen, auf denen groß zum Mord der AFD aufgerufen wurde. Kritik? Fehlanzeige. Dass wird dann einfach so stehen gelassen, geduldet. Wenn sich das so weiter fortsetzt, sind am Ende AFD und ihre Anhänger demokratischer als wir. Warum? Weil unsere German Angst mittlerweile so weit reicht, dass wir uns vor uns selbst fürchten und damit auch vor der Demokratie. Warum sonst sollten wir einen freien Meinungsaustausch so einschränken und mit Repressalien versehen? Wir fürchten uns, dass ein Höcke ausreicht, um uns alle wieder zu Nazis zu machen, so ist es nämlich um unser Selbstwertgefühl bestimmt. Und die Apotheker sind dieser German Angst immer ein wenig vorraus. Ich glaube kein Beruf spiegelt die deutsche Seele, das Duckmäusertum, das heimliche Neiden und Verachten, das Verlieren im Kleinklein, die Sehnsucht nach Bürokratie und kafkaesken Zuständen so gut wieder, wie unserer. Die ABDA ist eine Mini Bundesregierung. Getrieben von Wunschdenken sichert man das Apothekensterben ab. Man befasst sich mit Projekten, die Geld und vor allem wertvolle Zeit kosten. Die Zeit schafft bei weitem mehr Fakten als die ABDA. Irgendwann heißt es dann, die blöden Apotheken schafften nicht mehr Deutschland zu versorgen, ergo brauchen wir jetzt die Big Player, die Liberalisierung. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber solange die dann PDL machen, ist ja alles gut.
Die Beleidigungen müssen nicht sein, aber sie sind nun mal da. Sie sind genauso ein Fakt, wie das Apothekensterben. Will man Beleidigungen vermeiden, darf man sie nicht verbieten, sondern sollte stattdessen versuchen Interessen wahrzunehmen und auf sie eingehen. Simple as that.

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