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Vermehrte Verdachtsmeldungen
Missbrauch Tropicamid-haltiger Augentropfen?
Bei der Arzneimittekommission Deutscher Apotheker (AMK) sind vermehrt Verdachtsmeldungen zum potenziellen Missbrauch von Tropicamid-haltigen Augentropfen eingegangen. Demnach wurde von männlichen Personen berichtet, die teils gefälschte Verordnungen hoher Mengen der Augentropfen vorlegten. Die AMK nimmt dies zum Anlass, über das Missbrauchspotenzial zu informieren.
Tropicamid ist ein synthetischer Muscarinrezeptor-Antagonist. Wird er lokal am Auge angewendet, führt das zu Mydriasis und Akkommodationslähmung. Die in Deutschland verfügbaren Augentropfen werden zu diagnostischen Zwecken eingesetzt. Ein weiteres Anwendungsbiet ist die Zykloplegie (Lähmung des Ziliarmuskels, der für die Akkomodation des Auges verantwortlich ist) bei der Behandlung von Entzündungen der mittleren Augenhaut (Uveitiden).
Bei systemischer Applikation von Tropicamid können durch die Atropin-ähnliche Wirkung Halluzinationen auftreten. Aufgrund der stimulierenden und halluzinogenen Wirkung besteht Missbrauchspotenzial, darauf weist die AMK in einer aktuellen Meldung hin. Zudem soll Tropicamid gemeinsam mit Heroin als Enhancer verwendet werden, um die Opiatwirkung zu verstärken.
Wie bei vielen Lokaltherapeutika sind auch bei topischer Applikation systemische Wirkungen möglich. So können anticholinerge Effekte von z. B. Antihistaminika, Phenothiazinen oder trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva verstärkt werden. Schwere Komplikationen wie Tachykardie oder Gedächtnis- und Verhaltensstörungen, Verwirrtheit, Delirium, akuter Psychose oder Übererregbarkeit können die Folge systemischer atropinerger Wirkungen sein.
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Anlass, über das Missbrauchspotenzial zu informieren, sind Verdachtsmeldungen, die bei der AMK eingingen. Dort liegen laut einer Mitteilung von diesem Montag seit Juli 2022 drei Verdachtsmeldungen zu einem potenziellen Missbrauch Tropicamid-haltiger Augentropfen aus verschiedenen Apotheken vor – bis dahin ist eine einzige derartige Meldung dokumentiert aus dem Jahr 2015.
Demnach berichten die Apotheken von männlichen Personen, vorwiegend jungen Erwachsenen, die Verordnungen hoher Mengen der Augentropfen vorlegten, z. B. fünf Packungen Mydriaticum Stulln®, 10x10 ml. Die Privatrezepte sollen gefälscht gewesen sein, bzw. sollen mehrere Verordnungen von verschiedenen Ärzten vorgelegt worden sein.
Die AMK bittet Apotheker*innen bei Vorlage entsprechender Verordnungen verstärkt auf Auffälligkeiten (z. B. der Verordnungsmenge) zu achten und verweist diesbezüglich auch auf den Leitfaden der Bundesapothekerkammer zu Arzneimittelmissbrauch. Dieser informiert über allgemeine Hinweise einer missbräuchlichen Anwendung von Arzneimitteln.
Weiterhin empfiehlt die AMK im vertraulichen und verständnisvollen Patientengespräch zunächst konkrete Informationen über die Art der Anwendung und die Indikation zu erfragen und angemessen über die potenziellen Risiken zu informieren. Bei Rezeptfälschung ist die Abgabe zu verweigern. Auch bei konkretem Missbrauchsverdacht kann die Abgabe verweigert werden.
1 Kommentar
Tropicamid
von Vasily Prusakov am 05.02.2024 um 14:59 Uhr
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