Zeitpunkt des Therapiebeginns entscheidend

Statine und ihr Einfluss auf die Brustkrebssterblichkeit

01.02.2024, 17:50 Uhr

Patientinnen mit Brustkrebs könnten von einer Cholesterol-senkenden Therapie mit Statinen profitieren. (Foto: francescosgura/AdobeStock)

Patientinnen mit Brustkrebs könnten von einer Cholesterol-senkenden Therapie mit Statinen profitieren. (Foto: francescosgura/AdobeStock)


Eine Cholesterol-senkende Therapie mit Statinen beeinflusst die Brustkrebs-bezogene Mortalität. Und zwar positiv, wenn die Statin-­Therapie nach der Krebsdiagnose initiiert wurde und der Cholesterol-Wert sank. Das ist das Ergebnis einer finnischen Kohortenstudie.

Bereits mehrere Studien haben darauf hingedeutet, dass Statine das Überleben nach einer Brustkrebserkrankung verbessern können. Allerdings sind die Ergebnisse nicht eindeutig, und in den Studien wurde nicht zwischen verschiedenen Arten von Brustkrebs unterschieden. Ferner wurde vielfach auch der Cholesterol-Wert nicht erfasst. In einer registerbasierten Kohortenstudie wurde daher der Zusammenhang zwischen einer Statin-Therapie und der Brustkrebssterblichkeit unter mehreren Aspekten untersucht, so etwa, ob die Statin-Therapie vor oder nach der Krebsdiagnose erfolgte und ob das Ausmaß der Cholesterol-Senkung die Mortalität beeinflusste.

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Bessere Prognose dank Statin?

Die Studienpopulation bestand aus 13.378 Frauen, die zwischen 1995 
und 2013 erstmals an einem invasiven Mammakarzinom erkrankten und 
deren Hormonrezeptor-Status, der HER2/neu-Status sowie Blutfettwerte vor und nach der Diagnose bekannt waren. Ferner wurde erfasst, ob und wann die Frauen eine Verordnung über ein Statin (inkl. Stärke, Packungsgröße) eingelöst hatten. Das mediane Alter der Probandinnen betrug 62 Jahre, das mediane Follow-up nach der Diagnose lag bei 4,5 Jahren. In dieser Zeit waren 16% der Frauen verstorben, 7% starben an ihrer Brustkrebserkrankung. 31% der Frauen 
hatten vor der Diagnose des Mammakarzinoms einen erhöhten Gesamt­cholesterol-Wert, 50% nach der Dia­gnose. Von der gesamten Studienpopulation hatten etwa 40% zu irgendeinem Zeitpunkt ein Statin eingenommen.

Sterberisiko von Zeitpunkt des Therapiebeginns abhängig

Bei der Auswertung der Daten mithilfe einer Multivarianz-Analyse kamen die Autoren zu folgenden Schlüssen: Eine Therapie mit Statinen vor der Krebs­diagnose erhöhte das Risiko, an Brustkrebs zu versterben, im Vergleich zu keiner Statin-Einnahme (Hazard Ratio [HR] = 1,22; p = 0,03; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 1,02 bis 1,46). Im Gegensatz dazu verringerte die Einnahme von Statinen nach der Krebsdiagnose die Mammakarzinom-Sterblichkeit (HR = 0,85; p = 0,05; 95%-KI = 0,73 bis 1,00). Das Ausmaß der Risikoreduktion war davon abhängig, ob die Cholesterol-Werte nach Beginn der Statin-Behandlung sanken. War dies der Fall, konnte die Brustkrebs-bezogene Mortalität signifikant um 51% 
gesenkt werden (HR = 0,49; p = 0,001). Oder in anderen Zahlen ausgedrückt: Unter der Statin-Therapie lag die Brustkrebssterblichkeit bei 3,1% im Vergleich 
zu 7,6% bei Frauen, die kein Statin einnahmen. Führte die Statin-Therapie zu keiner relevanten Cholesterol-Senkung, war die Brustkrebs-Sterblichkeit nicht signifikant verringert. Die Gesamtmortalität war bei Patientinnen unter einem Statin um 20% geringer als bei Probandinnen, die kein Statin einnahmen (HR = 0,80; p < 0,001). Wie eine Subgruppen-Analyse zeigte, bestimmte auch der Tumortyp die Brustkrebssterblichkeit unter einer Statin-­Einnahme: Die geringste Mortalität wurde bei Estrogen-Rezeptor-positiven und lokalisierten Tumoren verzeichnet. Lag ein metastasierter Tumor vor, war die Sterblichkeit erhöht.

Lebensstilaspekte blieben unberücksichtigt

Diese Ergebnisse können folgender­maßen zusammengefasst werden: Die Einnahme von Statinen nach einer Brustkrebsdiagnose verringert das 
Risiko, an einem Mammakarzinom zu sterben. Das Ausmaß der Risiko­abnahme hängt vom Ansprechen einer Statin-Therapie und dem Tumortyp ab. Die Studienautoren weisen auch auf Limitationen der Studienergebnisse hin. So wurden der Lebensstil, das Rauchverhalten, körperliche Aktivität und Körpergewicht nicht erfasst. Ferner lagen keine Angaben über eine durchgeführte Hormontherapie vor, auch fehlten Angaben zur Adhärenz unter einer Statin-Therapie. Den Studienautoren zufolge könnte die Risiko­reduktion auf eine Abnahme der Cholesterol-Werte zurückzuführen sein. Denn Abkömmlinge von Cholesterol können Estrogen-Rezeptoren aktivieren und dadurch die Zellproliferation und das Tumorwachstum fördern.

Literatur
Murto MO et al. Statin Use, Cholesterol Level, and Mortality Among Females With Breast Cancer. JAMA Netw Open 2023;6(11):e2343861, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.43861


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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