Apokix-Umfrage

Lieferengpässe: Keine Hoffnung auf ALBVVG

Berlin - 05.02.2024, 10:45 Uhr

Nichts da. Und mit Besserung wird nicht gerechnet. (Foto: DAV/Schelbert)

Nichts da. Und mit Besserung wird nicht gerechnet. (Foto: DAV/Schelbert)


Keine Entspannung bei Lieferengpässen: Das zeigt die jüngste Apokix-Umfrage. Aufschlussreich ist sie auch bezüglich der Frage, welche Arzneimittel betroffen sind. Da wird klar, was die Politik bislang gemacht hat, hilft nicht. Dass sich daran etwas ändern wird, diese Hoffnung hegt kaum jemand der befragten Apothekeninhaberinnen oder -inhaber.

Lieferengpässe prägen die Arbeit in den Apotheken – und es gibt kaum Hoffnung, dass sich das so bald ändern wird. Das geht aus der jüngsten Apokix-Umfrage hervor, die sich um die Lieferengpässe drehte. Rund 150 Apothekeninhaberinnen und -inhaber nahmen an ihr im Januar teil.

Demnach gehen zwei Drittel der Befragten „überhaupt nicht“ davon aus, dass sich die Lieferengpassproblematik in den kommenden Monaten entspannen wird, 27 Prozent gehen davon „eher nicht“ aus. Nur sechs Prozent waren in der Frage optimistisch. Dabei sagen 98 Prozent, dass sie regelmäßig mit kurzfristigen und unerwarteten Lieferengpässen zu tun haben.

Am ehesten Rx-Mittel betroffen

Die meisten Fälle betreffen laut Umfrage Rx-Mittel. 62 Prozent der Apothekeninhaber*innen haben in den vergangenen drei Monaten hier Lieferengpässe erlebt. Bei OTC waren es nur zwölf Prozent.

Am stärksten mangelte es an Diabetes-Mitteln. 77 Prozent der Befragten sagten, dass es zahlreiche Lieferengpässe gegeben hätte, die nicht ausgeglichen werden konnten, 15 Prozent sagten, sie konnten die Lieferengpässe ausgleichen.

Auch bei Antibiotika für Kinder ist die Lage dramatisch. Hier konnten 73 Prozent der Befragten die Lieferengpässe nicht ausgleichen, 22 Prozent hingegen sagten, die Engpässe waren ausgleichbar.

Nicht sehr viel besser war laut Umfrage die Situation bei Psychopharmaka/Antidepressive und Antibiotika für Erwachsene. 62 beziehungsweise 45 Prozent kämpften hier mit Lieferengpässen, die sie nicht ausgleichen konnten. Bei den Psychopharmaka/Antidepressiva konnten 34 Prozent die Engpässe jedoch ausgleichen, bei den Antibiotika für Erwachsenen 52 Prozent.

Aber auch bei zahlreichen anderen Arzneimittelgruppen klagten die Apothekeninhaberinnen und -inhaber über Lieferengpässe, die sich nicht ausgleichen konnten: Cholesterinsenker (23 Prozent), Blutdruckmittel/-senker (19 Prozent), Magensäureblocker (18 Prozent) Arzneimittel zur Behandlung von Alzheimer, Demenz (18 Prozent), Immunglbulinpräparate (17 Prozent), Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen (15 Prozent) und viele mehr.

Unzufriedene Kundinnen und Kunden

Da überrascht es nicht, dass 99 Prozent der Befragten sagen, dass sie hier einen erheblichen Mehraufwand haben. Ein Drittel stimmt sogar voll und ganz der Aussage zu, dass Kundinnen und Kunden wegen der Lieferengpässe unzufrieden sind und die auch am Apothekenteam auslassen, 30 Prozent stimmen dem eher zu.

Die Hälfte der Apothekeninhaber*innen gibt in diesem Zusammenhang an, dass die Lieferengpässe und der damit verbundene Arzneimittelaustausch auch zu Retaxationen führt. 17 Prozent stimmten der Aussage voll und ganz zu und 37 Prozent stimmten ihr eher zu.

Rezepturen nicht die Antwort

Rezepturen oder Defekturen sind dabei kaum eine adäquate Antwort auf die Engpässe. Nur sieben Prozent der Inhaber*innen gab an, dass man auf diese Weise im eigenen Labor den Engpässen begegnen würde. Sechs Prozent stimmten der Aussage voll und ganz zu, dies wäre für sie wirtschaftlich attraktiv, 81 Prozent stimmten ihr überhaupt nicht zu.

Dringlichkeitsliste nicht praktikabel

Um den Austausch bei Kinderarzneimitteln zu erleichtern, wurde mit dem Pflegestudiumstärkungsgesetz seit Mitte Dezember auch neue Regelungen über eine Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) möglich. Die ABDA hatte dies schon früh als „absolut unpraktikabel“ bezeichnet. Das zeigt auch die Umfrage: Nur sieben Prozent der Befragten gaben an, die Dringlichkeitsliste sei eher praktikabel. 60 Prozent stimmten dem überhaupt nicht zu, 33 Prozent stimmten dem eher nicht zu.

 

Seit dem Jahr 2011 bietet APOkix ein Stimmungsbarometer für die wirtschaftliche  Entwicklung im deutschen Apothekenmarkt. Monatlich werden Apotheken dazu befragt, wie sich die aktuelle Geschäftslage entwickeln und welche Erwartungen sie an  die zukünftige Geschäftslage haben. 

In monatlich wechselnden Zusatzfragen werden zudem aktuelle Themen beleuchtet, beispielsweise Retaxation, OTC-Preise oder Fragen rund um Lieferengpässe. 


Weitere Informationen finden Sie unter www.apokix.de.

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Bezüglich des im Juli verabschiedeten Lieferengpassgesetz (ALBVVG) hegen die Apothekeninhaberinnen und -inhaber wenig Hoffnung. Nur ein Prozent gab an, dass das Gesetz bereits Wirkung zeige und die Lieferengpässe spürbar abgenommen hätten, acht Prozent sagten, es wirke noch nicht, werde dies aber mittel- oder langfristig tun. Demgegenüber sagte 78 Prozent, es wirke noch nicht und werde auch in Zukunft nichts an der Situation ändern.

ALBVVG reicht nicht aus

Warum das so ist, auch das wurde erfragt. So stimmten 98 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Maßnahmen des ALBVVG nicht ausreichen würden. 97 Prozent meinten, dass ALBVVG könne nur ein erster Schritt gewesen sein. Das ALBVVG werde nur nicht richtig umgesetzt, dem stimmten nur 28 Prozent zu. Auch bei der Retax-Frage hat das Gesetz laut Inhaber*innen versagt: Nur 14 Prozent von ihnen sagte, das Problem habe sich seither merklich entspannt.

Konjunkturindex auf Rekordtief

All dies wird wohl auch seinen Einfluss gehabt haben, als es um die Beurteilung der gegenwärtigen und der zukünftigen Wirtschaftslage ging. Nachdem es bei der aktuellen Geschäftslage in den vergangenen zwei Monaten eine leichte Entspannung gegeben hatte, fiel der Konjunkturindex im Januar um 10,8 Punkte auf 50 und damit auf ein Rekordtief. Der Index zu den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate landete bei 38,4 und ist somit die vergangenen vier Monate etwa gleich tief geblieben. Bei einem Wert von 100 ist die Stimmung ausgeglichen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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