Medizinische Fachangestellte

Warnstreik mit spürbaren Auswirkungen in Arztpraxen

Stuttgart - 07.02.2024, 13:45 Uhr

Der Streik des Medizinischen Fachpersonals wird am Donnerstag in Arztpraxen spürbare Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten haben. (Foto: Imago / Bihlmayerfotografie)

Der Streik des Medizinischen Fachpersonals wird am Donnerstag in Arztpraxen spürbare Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten haben. (Foto: Imago / Bihlmayerfotografie)


An diesem Donnerstag müssen sich Patientinnen und Patienten in Arztpraxen auf längere Wartezeiten und deutliche Verzögerungen in den Abläufen einstellen. Der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) ruft bundesweit 330.000 Medizinische Fachangestellte in der ambulanten Patientenversorgung auf, ihre Arbeit niederzulegen. In Berlin, Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart sind Kundgebungen mit mehreren Tausend Teilnehmern angemeldet.

Am 8. Februar sind bundesweit 330.000 Medizinische Fachangestellte (MFA), Arzthelfer:innen und Auszubildende, die in Einrichtungen der ambulanten Versorgung tätig sind, aufgefordert, ihre Arbeit niederzulegen. Der Aufruf zum Warnstreik ist ein Novum in der 60-jährigen Geschichte des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf), wie der Verband mitteilte. Ziel ist es, in den Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeberseite zu verstärken und grundlegende Verbesserungen beim Gehalt zu erzielen, erklärt der Verband in einer Mitteilung auf seiner Website. Dazu sind am Donnerstag Kundgebungen in Berlin, Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart geplant, zu denen mehrere Tausend Teilnehmer aus allen Bundesländern erwartet werden, wie der vmf mitteilte.

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Bereits seit Oktober führen der vmf und die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten (AAA) Tarifverhandlungen. Die Arbeitgeberseite habe ein Gesamtpaket von 5,5 Prozent Erhöhung angeboten, so der Verband weiter, das hauptsächlich in die unteren Gehaltsgruppen fließen und zulasten der höher qualifizierten MFA gehen soll. „Damit können wir uns nicht zufriedengeben“, sagt vmf-Präsidentin Hannelore König laut der Verbandsmitteilung. „Mit dem aktuellen Angebot der AAA erhalten die Berufsanfängerinnen nach ihrer dreijährigen Ausbildung immer noch weniger als Pflegekräfte nach einjähriger Ausbildung. Und den Kolleginnen und Kollegen mit 17 Jahren Berufserfahrung und hohen Zusatzausbildungen werden ganze 0,1 Prozent Plus vorgeschlagen.“

Virchowbund unterstützt den Arbeitskampf: „Stress steigt ins Unerträgliche"

Der Virchowbund, der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands, unterstützt den Arbeitskampf des vmf und ruft in einer Pressemitteilung vom Mittwoch alle Praxisinhaber dazu auf, den Streik am 
8. Februar soweit wie möglich zu unterstützen. „Die Praxen sind chronisch unterfinanziert. Das bekommen auch unsere MFA täglich zu spüren“, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbunds. „Gleichzeitig steigen bei ihnen Stress und Arbeitsbelastung ins Unerträgliche. Viele orientieren sich trotz Liebe zu ihrem Beruf um und verlassen die ambulante Versorgung.“

Der Beruf der MFA müsse im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen attraktiver und konkurrenzfähig werden. Heinrich erklärte weiter: „Die mangelnde Wertschätzung der Politik gegenüber den MFA ist nur die Spitze des Eisbergs. Obendrein beschleunigen die Probleme den ohnehin wachsenden Fachkräftemangel. Letztlich ist damit die gesamte unmittelbare, wohnortnahe Versorgung bedroht – und das trifft wiederum alle.“ Der Virchow-Vorsitzende betonte zudem, dass die MFA in den letzten Monaten die Protestmaßnahmen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unterstützt hätten. Derzeit sei es das gemeinsame Ziel von Praxisärzten und MFA – als Arbeitgeber und Arbeitnehmer – die ambulanten Strukturen in Deutschland durch Praxisärzte zu erhalten.

„Auswirkungen werden unmittelbar zu spüren sein"

„Wenn MFA streiken, werden die Auswirkungen unmittelbar zu spüren sein. Aber nur so gelingt es uns, die Arbeitsbedingungen für die Berufsangehörigen zu verbessern“, erklärt die vmf-Präsidentin König auf der Verbands-Website. Patientinnen und Patienten werden um Verständnis gebeten. Es sei unverzichtbar, jetzt zu handeln, „damit nicht noch mehr Berufsangehörige den Beruf wegen der niedrigen Gehälter bei enormer Stressbelastung und hoher Verantwortung verlassen", betonte König. Zu den Arbeitsbereichen der MFA gehören neben Anmeldung und Terminvergabe auch die Assistenz bei Untersuchungen, Behandlungen und chirurgischen Eingriffen. Die MFA seien zudem zuständig für Dokumentation, Hygienemaßnahmen, Praxismanagement und Abrechnungen. 


Stefanie Keppler, DAZ-Ressortleiterin
skeppler@daz.online


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1 Kommentar

Aktiv versus passiv

von Martin Didunyk am 07.02.2024 um 15:24 Uhr

Die Ärzteschaft agiert auf mehreren Ebenen.

Ist es richtig, dass die Apothekerschaft ebenso zügig ihre Wünsche darstellt und durchsetzt ?

@daz Redaktion
Wie ist der aktuelle Stand der Planungen ?

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