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Niedersachsen
Lieferengpässe: Ärzte und Apotheker fordern weitere Maßnahmen
Die Arzneimittelversorgung könnte sich weiter verschlechtern. Davor warnen Apotheker, niedergelassene Ärzte und Zahnärzte in Niedersachsen. Sie haben sich zusammengetan und forderten am Dienstag die Politik auf, schnell zu handeln.
So gut wie jede Apotheke hat mit Lieferengpässen zu kämpfen. Das zeigte jüngst eine diesbezügliche Apokix-Umfrage. Und: Von den Befragten stimmten fast alle darin überein, dass das im Juli vergangenen Jahres verabschiedete Lieferengpassgesetz nichts daran geändert hat – und auch in Zukunft nichts ändern wird.
In Niedersachsen haben sich nun Apotheker, niedergelassene Ärzte und Zahnärzte zusammengetan und vor einer weiteren Verschlechterung der Arzneimittelversorgung gewarnt. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV), die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN), die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) forderten am Dienstag laut einer gemeinsamen Pressemitteilung in Hannover die Politik auf, schnell zu handeln.
ALBVVG: Größere Anstrengungen nötig
„Wir haben die gemeinsame Befürchtung, dass die aktuelle Krise der Arzneimittel-Lieferengpässe das Vertrauen der Bevölkerung in die gesundheitliche Versorgung nachhaltig negativ beeinflusst“, sagte demnach Thorsten Schmidt, stellvertretender KVN-Vorsitzender. „Das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungsgesetz aus dem vergangenen Jahr ist für Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte zwar ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt.“ Mittlerweile sei klar, dass das Gesetz die bestehenden Engpässe weder kurzfristig abwenden noch langfristig beseitigen wird, so Schmidt. „Wir fordern daher von der Politik größere Anstrengungen ein, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten sicherzustellen.“
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„Es ist absehbar, dass sich die Versorgungssituation ohne zusätzliche Maßnahmen weiter verschlechtern wird“, sagte der LAV-Vorstandsvorsitzende Berend Groeneveld. „Unter anderem müssen die Abhängigkeiten von Drittstaaten bei der Arzneimittelherstellung reduziert, Lieferketten robuster gestaltet und die heimische pharmazeutische Produktion gestärkt werden, auch mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen.“ Zudem müsse der Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland gefördert werden, so Groeneveld.
Gesundheitspolitisch nicht akzeptabel
Der Vorsitzende der KZVN, Jürgen Hadenfeldt, konstatierte: „Die derzeitige Versorgungslage zeigt, dass bestehende Gesetze und das Arzneimittelrecht keine geeigneten Instrumentarien sind, um die aktuellen Liefer- und Versorgungsengpässe kurzfristig bewältigen zu können.“ Mit Blick auf eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten sei es gesundheitspolitisch nicht akzeptabel, dass Engpässe bei essenziellen Arzneimitteln fortbestehen, so Hadenfeldt.
Man sei „im Streben nach einer Stärkung des Produktionsstandortes Deutschland und damit auch gegen den Versorgungsmangel vereint“, betonten die drei Organisationen des niedersächsischen Gesundheitswesens.
Abhängigkeit von Wirkstoffproduzenten im Ausland
Einer der Gründe für die Engpässe sei, dass Deutschland abhängig von Wirkstoffproduzenten im Ausland sei. Fast 70 Prozent der Produktionsorte der für Europa bestimmten Wirkstoffe lägen in Asien. Fertigungsprobleme, Verunreinigungen, Produktionsausfälle oder Stockungen in der Lieferkette dort hätten unter Umständen auch Auswirkungen auf Deutschland.
Zudem würde es für manche Wirkstoffe nur noch sehr wenige, oft sogar nur einen einzigen Anbieter geben. Bei steigendem Bedarf kann die Nachfrage durch die starke Marktkonzentration daher nicht zeitnah bedient werden.
Folge des wirtschaftlichen Drucks
Zu guter Letzt wiesen Apotheker, Ärzte und Zahnärzte auch auf die negativen Folgen des wirtschaftlichen Drucks hin. Die Preise für Arzneimittel seien reguliert, Hersteller könnten höhere Kosten, zum Beispiel für Energie und Materialien, nicht einfach an Kunden weitergeben. „Rabattverträge, Festbeträge oder Preismoratorien schränken den Spielraum der pharmazeutischen Industrie ein“, heißt es in der Pressemitteilung. In der Vergangenheit hätten sich deshalb viele Hersteller aus der Produktion zurückgezogen.
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