ENGPÄSSE BEI ARZNEIMITTELN

BMG: Arzneimittel für Kinder gesichert

Stuttgart - 27.02.2024, 10:45 Uhr

„Fiebersäfte“ waren vergangenen Winter teilweise schwer zu bekommen. (Foto: imago images/snowfieldphotography)

„Fiebersäfte“ waren vergangenen Winter teilweise schwer zu bekommen. 
(Foto: imago images/snowfieldphotography)


Die zuletzt teils kritische Versorgungslage bei Medikamenten für Kinder hat sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wieder entspannt. „Die Einkaufs- und Abverkaufszahlen in den Apotheken haben sich ausbalanciert“, sagte eine Sprecherin am Montag in Berlin. Die Versorgung mit Kinderarzneimitteln einer „Dringlichkeitsliste“ habe sich positiv entwickelt und sei gesichert. Hintergrund sei unter anderem eine genauere Beobachtung der Marktlage bei Industrie und Großhandel. Nur bei Einzelfällen von Wirkstoffen gebe es noch Engpässe.

Für die Erkältungssaison hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte im September eine „Dringlichkeitsliste“ mit gut 30 Präparaten veröffentlicht, die mit höchster Priorität beschafft werden sollten - unter anderem mehrere Antibiotika, Nasentropfen, fiebersenkende und schmerzlindernde Säfte und Zäpfchen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bei einem Treffen mit Vertretern von Apotheken, Ärzten und Herstellern deutlich gemacht, dass die Produktion etwa von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika im Vergleich zum Winter 2022 deutlich gesteigert wurde.
 

Laut Pro Generika sind Probleme nicht dank ALBVVG gelöst

Dass sich die Lage bei vielen Kinderarzneimitteln in diesem Winter zwar verbessert hat, dies aber nicht die Folge des ALBVVG sei, darauf verwies Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika in einer Pressemitteilung des Verbands. Die Leistung sei auf die Generika-Unternehmen und die Folgen eines milden Winters zurückzuführen. „Unsere Unternehmen haben – lange vor Inkrafttreten des ALBVVG – die Produktion von Fiebersaft und anderen Kinderarzneimitteln erhöht“,so Bretthauer. Die Firmen hätten das auf eigene Kosten und und weit vor Inkrafttreten des ALBVVG getan.

Ministerium sieht Versorgungslage als stabil

Noch Engpässe bestehen nach Ministeriumsangaben bei den Antibiotika Azithromycin und Clarithromycin. Die Versorgung werde sich aber durch anstehende Industriebelieferungen weiter verbessern. Durch ein engmaschiges Monitoring und die Nachsteuerung von Produktion und Beschaffung habe die Versorgung mit dem Asthma-Präparat Salbutamol sichergestellt werden können. Hervorzuheben sei eine gute Verfügbarkeit unter anderem der Antibiotika Cefixim und Amoxicillin/Clavulansäure.

Auch bei den Erwachsenen-Arzneimitteln sei die Versorgungslage aktuell stabil, erklärte das Ministerium. Engpässe bei einzelnen Wirkstoffen gebe es, sie seien aufgrund der komplexen Produktion mit langen Vorlaufzeiten auch nicht immer vermeidbar

Pro Generika sieht keine Entspannung der Lage 

Laut Pro Generika ließe sich von keiner strukturellen Entspannung der Lage sprechen. Die Probleme seien dafür zu groß. „Nach wie vor sind 99 % der Arzneimittel vom ALBVVG gar nicht erfasst. Selbst wenn die hier fixierten Maßnahmen perspektivisch die Lage bei den Kinderarzneimitteln stabilisieren können, ändert es nichts an der Knappheit etwa bei Krebsmitteln, Antidepressiva oder HIV-Medikamenten. Hier stolpern wir weiterhin von Engpass zu Engpass und es fehlt eine Versorgungsstrategie.“, so Bretthauer. 

Hinweis: Dieser Artikel wurde am 27. Februar 2024 um 13.00 Uhr aktualisiert. 


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Nix dazu gelernt....

von Thomas B am 27.02.2024 um 20:18 Uhr

Ja, die Versorgung mit Kinderarzneien ist besser als letztes Jahr. Nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es im letzten Winter für die meisten Antibiotika und Antipyretika quasi gar nichts gab. Aber von "stabil" zu sprechen ist ausgesprochen zynisch..... Wir verwalten nach wie vor einen eklatanten Mangel auch bei Kinderantibiotika!
Diesen Winter hat sich das Problem lediglich etwas verlagert. Die Defektlisten sind gleich lang.......Salbutamol, Insuline, Gliptine, Glutide, Trizyklika, Clindamycin, Lorazepam, Azithromycin, Amoxicillin, Penicillin, Sartane, Flucloxacillin, Cefaclor, Cefpodoxim, Statine, zahlreiche, Helicobater-Eradikationen, ophthalmologische Indikationen, Tollwutimpfstoff.......
Aber die Cannabislegalisierung ist natürlich wichtiger .... kann man leichter Wählerstimmen fangen als mit echter, substanzieller Arbeit..... Es drängt sich die Frage auf, ob die handwerklichen Schwächen der Legalisierung nicht vielleicht sogar beabsichtigt waren, um länger mit einem erhofft positiven Thema in medialen Aufmerksamkeit zu verweilen....

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Nicht lieferbar, nicht verordnet, kein Engpass.

von TiLaRo am 27.02.2024 um 13:16 Uhr

Amoxicillin Säfte sind nicht lieferbar...Arzt verordnet es nicht mehr oder korrigiert seine Verordnung.
Wenn man nun anschaut, was verordnet ist und was auf dem Markt lieferbar ist, dann gibt es keinen Lieferengpass.
Dass wir unsere Kinder erneut mit "ErsatzAntibiotika" versorgen mussten, breiter wirksam plus mehr Nebenwirkungen...DAS IST EIN SKANDAL!!
Da sich nur das BMG mit diesen Zahlenspielereien befasst, ist auch im medialen Echo alles paletti.

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