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Aufmerksamkeit für Apothekenberufe
Nachwuchs dringend gesucht – ABDA präsentiert umstrittene Kampagne
„How to sell drugs offline (fast)“: Die aktuelle Nachwuchskampagne der ABDA stößt innerhalb der Apothekerschaft auf Kritik. Am vergangenen Dienstagabend präsentierte die Bundesvereinigung bei einem Kinoabend in Berlin eine Mini-Serie, mit der sie das Interesse der 15- bis 20-Jährigen wecken will, und verteidigte das Konzept.
Wie kann es gelingen, junge Menschen für die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke zu begeistern? Mit dieser Frage hat sich die ABDA in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Cyrano beschäftigt. Das Ergebnis ist eine jetzt anlaufende Kampagne mit dem Titel „How to sell drugs offline (fast)“. Angelehnt ist der Name an eine mehrfach ausgezeichnete Netflix-Serie, die unter Jugendlichen großen Anklang findet.
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Wenig Begeisterung löst das Konzept hingegen unter den bereits approbierten Kolleginnen und Kollegen aus. Slogans wie „Bock zu ticken?“ und „Deine Oma kauft ihren Stoff bei mir!“ könnten falsche Signale senden, glauben manche Apothekerinnen und Apotheker. Erklärungsversuche lieferten ABDA und Cyrano am vergangenen Dienstagabend in Berlin. Dort bekamen die Gäste im Kino Babylon die zehnteilige Mini-Serie „Die Apotheke“ erstmals in voller Länge zu sehen. Die sogenannte Mockumentary im Stil von „Stromberg“ und „Die Discounter“ soll unter den 15- bis 20-Jährigen Aufmerksamkeit für die Apothekenberufe erregen und ist ebenfalls Teil der aktuellen Nachwuchskampagne.
Der Wurm muss dem Fisch schmecken
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und ihr Kommunikationschef Benjamin Rohrer unterstrichen – wie zuletzt auch im Facebook-Livetalk –, dass die Kolleginnen und Kollegen, die bereits im Berufsleben stehen, nicht zur Zielgruppe der Kampagne zählten. Man wolle insbesondere diejenigen erreichen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen und sich alsbald für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden müssen. Und in dieser Gruppe finde das Konzept durchaus Zustimmung. „Der Wurm muss halt dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, sagte Overwiening.
Unterstützung bekam sie von Matthias Cieslak von der Agentur Cyrano, mit der die ABDA seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Cieslak betonte, dass es in der Vergangenheit nachweislich nicht gelungen sei, Schulabgänger in ausreichendem Maße zu erreichen – das soll sich nun ändern. Die Kampagne setze sich grob aus zwei Bausteinen zusammen: der Aufmerksamkeits- und der Informationsebene. Zunächst gehe es darum, das Interesse der Zielgruppe zu wecken, erst dann könne man ihnen die Fakten näherbringen. Und diesem Zweck diene auch die Mockumentary, die im Anschluss gezeigt wurde. „Aber das ist eben nur ein kleiner Teil des Konzepts“, sagte Cieslak und lud die anwesenden Gäste ein, sich auch mit der Informationsebene der Kampagne zu befassen. Auf der Website apotheken-karriere.de kann man seit 8. Februar jeden Donnerstag eine neue Folge der Mini-Serie „Die Apotheke“ streamen. Dort findet sich auch weiteres Kampagnenmaterial.
Arbeitsplatz Apotheke: Für jeden ist etwas dabei
Was für die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke spricht, erläuterte Berit Winter, Leiterin der Abteilung Berufe und Apothekenpraxis bei der ABDA, in einer eingeschobenen Diskussionsrunde zwischen Folge vier und fünf der Serie. Zum einen sei die Apothekenlandschaft sehr vielfältig, sodass jede und jeder einen passenden Arbeitsplatz finden könne – ob in einer großen oder kleinen Apotheke, auf dem Land oder in der Stadt, mit flachen oder klaren Hierarchien. Zum anderen sei das Teamgefüge in den Betrieben etwas ganz Besonderes, das viele junge Menschen zu schätzen wüssten. Overwiening hob zudem den sinnstiftenden Aspekt der Arbeit in der Offizin hervor, der ebenfalls sehr attraktiv sei.
Deutlich wurde aber auch, wo Verbesserungspotenzial liegt: Die Vorsitzende des Bundesverbands PTA (BVpta), Anja Zierath, forderte etwa neben der Schulgeldfreiheit auch eine Ausbildungsvergütung für angehende PTA. Olcay Kaya, Studien- und Berufsberaterin in der Jugendberufsagentur Berlin, stieß in ein ähnliches Horn – natürlich schauten Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl auch darauf, was sie im jeweiligen Job verdienen können. In diesem Feld können die Apothekenberufe offenbar im Vergleich nicht punkten. Ohne eine Anpassung des Gehaltstarifvertrags dürften es die Offizinen also weiterhin schwer haben, sich im Wettbewerb um den Nachwuchs gegen andere Branchen durchzusetzen.
2 Kommentare
Welchem Fisch soll das schmecken?
von Ulla Schulz am 29.02.2024 um 19:09 Uhr
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Einfach cringe oder gewollt schlecht?
von Dr. House am 29.02.2024 um 12:00 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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