Versorgungssituation bessert sich
2023 wurde vom Bundesministerium für Gesundheit ein Gutachten beauftragt, in dem es um die Versorgungssituation von Menschen mit seltenen Erkrankungen geht. Dabei wurde die Versorgungssituation 2023 mit der von 2009 verglichen. Die gute Nachricht: die Zeit bis zur Diagnose konnte deutlich verkürzt werden. Als wichtigste Entwicklung wird im zugehörigen Bericht des RKI die Etablierung der Zentren für seltene Erkrankungen gesehen. Betroffene können in diesen spezialisierten Anlaufstellen Beratung und Unterstützung erhalten. Außerdem sind Unikliniken und Expertenteams sowie Labore mit Spezialdiagnostik angegliedert. So erhielten Patient:innen ohne gesicherte Diagnose innerhalb ungefähr eines halben Jahres ebendiese, wenn sie in einem solchen spezialisierten Zentrum behandelt wurden, „während Kinder zuvor im Mittel vier und Erwachsene zuvor acht Jahre lang wegen ihrer Symptome in diversen Versorgungseinrichtungen behandelt worden waren“, wie das RKI berichtet. Die Aufnahme der Leistungen dieser spezialisierten Versorgungszentren in die Regelversorgung wäre ein „wichtiger nächster Schritt“. Oft seien Primärversorger (zumeist Hausärzt:innen) unzureichend über derartige Angebote informiert. Im Bericht wird bemängelt, dass es noch immer an koordinierten Versorgungspfaden fehlt, über die Patient:innen an geeignete Einrichtungen überwiesen werden.
Häufiger Off-Label-Use zur Therapie seltener Erkrankungen
Die Arzneimittelversorgung wird in dem Bericht des RKI als gut bewertet. Die befragten Akteure aus dem Gesundheitssystem (Patient:innen, spezialisierte Zentren, Expert:innen und andere) begrüßen es, dass zugelassene Arzneimittel in Deutschland unmittelbar nach der Zulassung zur Verfügung stehen. Außerdem kamen in den letzten Jahren für einige seltene Erkrankungen neue Therapieoptionen hinzu. Andererseits seien viele Patient:innen auf Off-Label-Use mit den damit verbundenen Risiken angewiesen, da für ihr Erkrankungsbild keine Arzneimittel zugelassen oder die Therapieoptionen bereits erschöpft sind.
Herausforderungen bestehen weiterhin im Bereich der psychosozialen Versorgung. Angehörige und Betroffene werden – wenn überhaupt – nur durch eigenes Engagement von sozialen Diensten und dergleichen unterstützt, nicht aber routinemäßig darauf hingewiesen. Die langfristige finanzielle Absicherung der spezialisierten Versorgungszentren steht ebenfalls noch aus.
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