Werben für pDL?

via verteidigt ABDA-Kampagne

Berlin - 29.02.2024, 15:40 Uhr

Der Werbespot für pDL ist ab März im Fernsehen zu sehen. (Foto: Screenshot ABDA-Kampagnenvideo)

Der Werbespot für pDL ist ab März im Fernsehen zu sehen. (Foto: Screenshot ABDA-Kampagnenvideo)


Die Meinungen der Apothekerschaft zur pDL-Werbekampagne de ABDA gehen auseinander. Die Freie Apothekerschaft kritisiert die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen grundlegend: Aufgrund von Personalmangel seien zusätzliche Serviceangebote nicht umsetzbar. Der Verband innovativer Apotheken hingegen sieht im pDL-Angebot einen Garanten für die Zukunft der Apotheken.

Die ABDA wirbt für eine Ausweitung der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Das stößt seitens der Apotheker:innen auf gemischte Gefühle. Wie so oft äußerte die Freie Apothekerschaft Kritik am medialen Auftritt der ABDA. Ihr Vorstand Reinhard Rokitta hatte sich am 23. Februar im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zu der aktuellen Werbekampagne für pDL geäußert. Er verwies vor allem auf den weit verbreiteten Personalmangel: „Wir sind froh, wenn wir das normale Tagesgeschäft bewältigen können.“ Auch vom Impfangebot in Apotheken hält Rokitta nicht viel: „Eine Notlage wie zu Zeiten von Corona gibt es nicht, als Impfungen in hoher Zahl durchgeführt werden mussten.“ Für ihn ist es die Kernaufgabe von Apotheken, die Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. „Alles andere auch noch zu wollen ist Arroganz“, meint Rokitta.

via fordert Ausweitung der pDL

Ganz anders sieht das der Verband innovativer Apotheken (via). In einer Pressemitteilung bezog der Verband am Donnertag Stellung gegenüber der Kritik der Freien Apothekerschaft: Pharmazeutische Dienstleistungen seien „ein wesentlicher Garant für die Zukunft der deutschen Apotheken“ . Ihr nachhaltiger Ausbau müsse vorangetrieben werden.

Via-Vorstand Benedikt Bühler äußerte Unverständnis über die Ansichten von Reinhard Rokitta: „Die Entscheidung des Spiegels, einen Apotheker kurz vor der Rente zu befragen, statt die Einschätzung der jungen Generation einzuholen, ist verwunderlich.“ Bühler ist mit 24 Jahren ein Vertreter dieser jungen Generation. Die via-Mitglieder setzten sich für den Ausbau von pDL ein und nutzten diese sehr erfolgreich. „Der Verweis auf die Nichtumsetzbarkeit mangels Personal ist grotesk“, so der via-Vorstand. Bühler zufolge suchten junge Apotheker:innen verstärkt gerade nach Apotheken mit einem breiten Serviceangebot.

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Das Engagement der ABDA für die pDL wird von via also begrüßt. Bühler sieht jedoch noch Bedarf für Verbesserung. So müsse etwa der Abrechnungsprozess noch transparenter gestaltet werden: „Wir haben Vertrauen in den Berufsstand und erwarten auch von der Politik und den Krankenkassen, dass sie diesen Einsatz honorieren.“

Kampagnenstart im März

Seit Juni 2022 können pDL in Apotheken angeboten werden. Ab dem 7. März startet die TV-Werbekampagne der ABDA für pharmazeutische Dienstleistungen. Zeitgleich soll die neue Internetseite www.pharmazeutische-dienstleistungen.de aufrufbar sein. Neben Informationen der Patient:innen stellt die ABDA auch für die Apotheken neue Materialien und Bildungsangebote zur Verfügung, darunter Plakate, Handzettel und den „pDL-Campus“, der über die Internetseite der ABDA erreichbar ist. 


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

PDL -Bühler

von Herr Bühler am 01.03.2024 um 8:07 Uhr

Statt uns älteren verknöcherten Apotheker die neue pharmazeutische Welt erklären zu wollen könnte er uns auch erklären wie man mit Papas Geld mangels ausreichenden NC an einen ungarischen Studienplatz kommt und sich dort auch noch schnell einen Dr.- Titel erknausert ohne zu altern.
Frage weil das vielleicht für uns alle ein Weg zur Lösung unser Personal-Probleme sein könnte.
Allerdings ohne Probleme in Ungarn auszulösen.

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pDL Spiegel Artikel

von Ingrid Schierle am 29.02.2024 um 20:22 Uhr

Was mich an der ganzen Diskussion stört, ist diese schwarz-Weiß Malerei!

Es wird unterstellt, man kann sich nur für oder gegen pDL positionieren und aus den Reihen der Abda kommen bitterböse Kommentare all denjenigen gegenüber, die sich nicht mit Haut und Haaren den pDL verschreiben.

Die Wahrheit ist aber doch, dass wir noch lange nicht von pDL leben können und viele von uns diesen Zustand auch nicht mehr erleben werden, da sie vorher geschäftlich den Bach runter gegangen sind!
Wir brauchen eine finanzielle Basis, um pDL überhaupt anbieten zu können! Dazu muss zunächst einmal ein Inflationsausgleich beim Honorar her, wir brauchen Personal, das wir anständig bezahlen können, um zusätzliche Leistungen überhaupt erbringen zu können!
Das Tagesgeschäft ist für sehr viele von uns schon herausfordernd genug!

Der Nutzen von pDL liegt auf der Hand und es wäre wünschenswert, wenn jede Apotheke solche Leistungen (und ich spreche hier von den „großen pDL“ ) erbringen könnte, aber es gibt viele Gründe, warum dies nicht geschieht. Geld und Personal sind ein schwerwiegender Punkt, aber es gibt auch Arztsituationen, die Medi-Analysen nicht zulassen. Zumal mit der reinen Analyse noch gar nichts gewonnen ist, die eigentliche Arbeit beginnt erst im Anschluss! Hier ist auch die Zusammenarbeit mit dem Arzt unumgänglich, spielt der nicht mit, dann war’s das auch!

Es ist nicht fair, Kollegen, die diese pDL-Euphorie nicht teilen als rückschrittlich oder im Gestern Stehengebliebene anzusehen, denn jeder weiß selbst am besten, was er leisten kann oder wo für ihn die Grenzen sind. Zusätzliche Services können nicht einfach von oben übergestülpt oder diktiert werden, sie müssen aus dem Betrieb kommen, denn nur so sind sie umsetzbar.

Deshalb ist es auch legitim, an der pDL Kampagne Kritik zu üben, denn die pDL werden keine einzige Apotheke vor der Schließung bewahren und in Zeiten von existenzieller Not innerhalb der Apothekenlandschaft darf man die Ausgaben der Standesvertretung durchaus auch kritisch hinterfragen.

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Ohne Vergütungsanpassung sinnlos

von Martin Straulino am 29.02.2024 um 20:08 Uhr

Für eine TV.kampagne für pDL jetzt Geld aus zu geben halte ich für "vergebene Liebesmühe" bzw. Verschwendung, denn retten kann uns nur eine deutliche Anhebung der Vergütung.
Wenn schon Geld fürs TV ausgeben, dann mit politischen Inhalt: jetzt mehr Geld, sonst zerstört KL wissentlich die Präsenzapotheken...

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