Filialapothekentag Interpharm

20 Jahre Filialapotheken – wo stehen wir?

05.03.2024, 17:00 Uhr

(Foto: AdobeStock / silentgunman)

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Seit 20 Jahren dürfen Apotheken in Deutschland nun Filialen eröffnen. Wo stehen wir heute? Was bedeutet Filialisierung für die Apotheke? Expert*innen aus dem Markt geben beim Filialapothekentag auf der INTERPHARM online am 9. März 2024 Antworten auf diese Fragen. Sie beleuchten die Entwicklungen, auch hinsichtlich ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte, für Filialleiter*innen, aber auch für die Inhaber*innen. 

Filialisierung bedeutet Expansion, die Verbreitung eines Geschäfts über verschiedene Standorte hinweg. Filialen ermöglichen aber auch Zentralisierung, Markenbildung und Skalierung, was wiederum bessere Einkaufskonditionen ermöglicht. 

Apotheken nehmen seit dem GKV-Modernisierungsgesetz von 2004 an diesen Entwicklungen teil. Im gesamten Einzelhandel ist der Filialisierungstrend ungebrochen, auch wenn der Strukturwandel in den Innenstädten und der Online-Handel große Auswirkungen auf das einstmalige Erfolgsmodell Filialisierung haben. Einflüsse wie die Corona-Pandemie, der russische Angriff auf die Ukraine, die Inflation und die Zurückhaltung beim Konsum kommen hinzu. Die Insolvenzen großer Handelsketten wie beim Schuhhändler Görtz oder zuletzt bei Galeria Karstadt Kaufhof zeigen, dass Filialisierung kein Selbstläufer ist. Inzwischen geht auch bei Apotheken die Zahl der Filialen zurück, auch weil Standorte, die einst attraktiv waren, wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind. 

Filialapothekentag

am Samstag, den 9. März im Rahmen der INTERPHARM online. Tickets und alle Infos zum Programm gibt es hier. 

 

Eine Bestandsaufnahme dieser aktuellen Entwicklungen und Trends der Filialisierung, auch und vor allem in anderen Handelsbranchen als den Apotheken, gibt Professor Dr. Andreas Kaapke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. 

Weiter geht es mit der auf Arbeitsrecht spezialisierten Rechtsanwältin Iris Borrmann, Co-Autorin des Buches „Filialapothekenleitung“. Sie gibt ein Update über die Rechte und Pflichten von Filialleiter*innen. Denn auch Gesetzesänderungen und nicht zuletzt die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach haben Auswirkungen auf Filialapotheken. 

Vom Familienverbund bis zum Franchise-Konzept

Über die verschiedenen Filialkonstellationen – vom Familienverbund bis zum Franchise-Konzept – die sich in den letzten 20 Jahren im Apothekenmarkt entwickelt haben, diskutiert dann DAZ-Herausgeber Dr. Benjamin Wessinger mit den Filialleiter*innen Juliane Spans aus Ahrensburg, Alexandra Ried aus Ulm, und Michael Dill aus Erbach. Sie berichten aus ihrem Berufsalltag, wie die verschiedenen Konzepte funktionieren, welche Vorteile sie bieten und wo die Herausforderungen liegen.

Im nächsten Vortrag gibt Apothekerin Juliane Spans Einblicke in die Herausforderungen, die aus der Sandwich-Position der Filialleitung entstehen. Denn sie muss einen Ausgleich schaffen zwischen den Bedürfnissen des Apothekenteams, das sie führt, und den Vorgaben der Inhaber*in. Spahns zeigt Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit Erwartungshaltungen auf und erläutert, wie eine effektive Balance zwischen diesen Erwartungen gelingen kann. 

Apothekerin Alexandra Ried stellt anschließend dar, wo in einem Verbund Zentralisierung sinnvoll sein kann und welche Tätigkeiten besser in der jeweiligen Apotheke verbleiben sollten. Denn durch die Zentralisierung bestimmter Tätigkeiten können in einem Filialverbund Skalierungseffekte erreicht werden, die die Arbeit in den einzelnen Apotheken vereinfachen und sowohl die jeweiligen Teams als auch die Filialleiter*innen entlasten können. 

Ethik oder Monetik?

Neben organisatorischen Themen spielen auch wirtschaftliche und heilberufliche Aspekte eine Rolle bei der Führung einer Filial-Apotheke. Ethik und Monetik können fallweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, sind jedoch nicht zwangsläufig Gegensätze. In einer ökonomischen Idealvorstellung ist für das Unternehmen gut, was auch für die Kunden oder Patienten gut ist. Diese Betrachtungsweise lässt sich beispielsweise auf den Personaleinsatz in der Apotheke, das Angebot pharmazeutischer Dienstleistungen oder den Umgang mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen anwenden. Ein unternehmerisches Leitbild kann helfen, die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse mit ethischen Grundsätzen zu verknüpfen. DAZ-Wirtschaftsredakteur Dr. Thomas Müller-Bohn verknüpft diese Betrachtungsweisen und stellt Wege vor, damit auch betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Resümee über 20 Jahre Apotheken-Filialisierung

Zum Abschluss des Filialapothekentags zieht DAZ-Herausgeber Peter Ditzel ein Resümee über 20 Jahre der Apotheken-Filialisierung. Vor dem Hintergrund des Apothekensterbens der letzten Jahre hat die Filialisierung dazu beigetragen, dass zahlreiche Apotheken als Filialen überleben konnten und heute helfen, die Arzneimittelversorgung zu sichern. Sein Vortrag untersucht die Gründe für die Filialisierung, die Anpassung der Apotheken an diese Entwicklung, sowie die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Filialleiter*innen. Ditzel wagt aber auch einen Ausblick auf die Zukunft: Wie wird sich die Landschaft der Filialapotheken angesichts der Reformpläne des Bundesgesundheitsministers entwickeln?

Die INTERPHARM vor Ort in Mannheim

Nach Ostern kommen wir dann zum Höhepunkt der INTERPHARM-Saison. Der INTERPHARM vor Ort in Mannheim. Am 12. und 13. April bieten wir ein spannendes Programm aus den Bereichen Pharmazie & Wissenschaft, Beratung und Praxis sowie Apotheke und Trends. Es geht unter anderem um die aktuelle Diabetestherapie, den Hype um Semaglutid, Palliativpharmazie und die Rolle der Ernährung bei antientzündlichen Therapien. Weiterhin geht es darum, wie man pDL in der Apotheke etabliert, sowie um die Versorgung bei Lieferengpässen durch Rezepturen und wie man mit Engpässen von Ausgangsstoffen umgeht. Zudem um E-Commerce für Apotheken, die Möglichkeiten von Social Media, das E-Rezept und neue Erkenntnisse bei der Gestaltung von Sicht- und Freiwahl. 

Als ganz besonderes Highlight konnten wir Dr. Mark Benecke für einen Festvortrag gewinnen. Er ist Spezialist für Insektenkunde und beschäftigt sich mit dem Leben nach dem Tod: Was passiert beispielsweise nach dem Tod eines Menschen mit den Bakterien, die in seinem Darm zu finden sind? Und wie lassen sich Kriminalfälle anhand des Befalls einer Leiche mit Maden lösen? Teils skurril, oft faszinierend und immer humorvoll berichtet der vom FBI ausgebildete Kriminalbiologe von seiner Arbeit.

Natürlich darf auch die Messe mit Ausstellern aus der Branche nicht fehlen.

Das vollständige Programm und alle weiteren Infos finden Sie hier. 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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