Karlsruher Apotheker schreiben an Politiker

„Fast tägliche Ausfälle beim E-Rezept Normalität?!?“

Stuttgart - 05.03.2024, 13:46 Uhr

Felix Maertin, Vorsitzender der „Gruppe Karlsruher Apotheker“  ärgert sich über Ausfälle beim E-Rezept. (Foto: SWR)

Felix Maertin, Vorsitzender der „Gruppe Karlsruher Apotheker“  ärgert sich über Ausfälle beim E-Rezept. (Foto: SWR)


Nahezu täglich kommt es derzeit zu Ausfällen und Beeinträchtigungen beim Einlösen von E-Rezepten. Die „Gruppe Karlsruher Apotheker“ hat sich deswegen nun in einem Brief an Gematik-Geschäftsführer Florian Hartge, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sowie Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha gewandt. Unter anderem fordern sie eine Ausfallgebühr.

Die „Gruppe Karlsruher Apotheker“ und ihr Vorsitzender Felix Maertin haben offenbar genug. „Notstand bei elektronischen Rezepten in Apotheken -> Nach über 2 Monaten sind fast tägliche Ausfälle Normalität?“ ist der Brief überschrieben, den sie Gematik-Geschäftsführer Florian Hartge, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) geschrieben haben. Dort zählen sie zunächst die TI-Ausfälle der letzten Tage auf. Dies sei „absolute Normalität“ geworden, heißt es.

  • 27.02.24 → Es kommt grundsätzlich Morgens zwischen 8:00 und 8:30 zu Beeinträchtigungen
  • 26.02.24 → Zwischen 10:30 und 16:15 konnten bei einigen Krankenkassen verschiedene Gesundheitsanwendungen nicht genutzt werden
  • 23.02.24  → Zwischen 12:32 und 13:17 keine eRezepte über die eGK möglich.
  • 19.02.24 → Zwischen 15:20 und 15:40 keine Ausstellung und Einlösung von eRezepten möglich
  • 14.02.24 → 10:25 – 11:10, siehe oben →  KEINE eRezepte möglich

Auch am gestrigen Montag habe es erneut eine Störung gegeben. Die Liste lasse sich über den Februar und Januar 2024 beliebig fortführen!

Was dabei in den Augen der Karlsruher Apotheker vollkommen vergessen wird, ist, welche Tragweite es für die Patient*innen hat, die auf dringend benötigte Arzneimittel angewiesen sind. Der Vorsitzende Felix Maertin schildert dann einen Fall aus seiner Apotheke: „Allein heute Morgen wurden bei uns 3 Patienten ohne dringende Schmerzmittel und Antibiotika vertröstet, es soll in ein paar Stunden nochmal probiert werden.“ Eine Zumutung, findet der Apotheker. Es gehe um tausende Patient*innen in ganz Deutschland „Und diese Probleme kämpfen wir für Sie aus! Und glauben Sie uns, die Schuldigen werden beim Namen genannt!“

Backup-Lösung gefordert

Von der Politik fordern die Apotheker in dem Brief, eine vollständig redundante TI zu finanzieren, um diese unzumutbaren Zustände auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Außerdem wollen sie eine Ausfallgebühr für alle betroffenen Gesundheitsdienstleister. Jede Minute Ausfall führe zu einer erheblichen Mehrbelastung in einer sowieso existenzbedrohenden Gesundheitspolitik.

Zudem werde man die Unzufriedenheit den Wähler*innen kommunizieren – über 3 Millionen Patientenkontakte pro Tag habe man allein in den öffentlichen Apotheken.

Viele weitere bekannte Probleme müssten nicht aufgezählt werden, heißt es zum Schluss. „Handeln Sie! Tausende Apotheken und die flächendeckende Versorgung stehen auf dem Spiel!“ 

Unterzeichnet ist der Brief vom ersten Vorsitzenden Felix Maertin sowie den zweiten Vorsitzenden Andrea Ulsamer und Patrik Kwik.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Lamento

von Holger am 06.03.2024 um 8:51 Uhr

Also dass Deutschland nach 16 Jahren Merkel-Stillstand und Schäuble-Schwarzer-Null eine marode Infrastruktur hat (aber dafür haben die jüngeren Generationen ja weniger Schulden - hahaha) und insbesondere bei der Digitalisierung inzwischen von nicht wenigen Ländern der sogenannten "Dritten Welt" überholt wird, wissen wir ja alle. Und dass es, wenn man mit der Digitalisierung erst anfängt, vielleicht einfachere Spielfelder gibt, als ausgerechnet das Gesundheitswesen, ist auch Allgemeinwissen. Soweit also mein Einverständnis mit dem Inhalt des Briefes der Kollegen.

Aber dass wir Apothekers von der Politik nicht mehr ernst genommen werden, weil wir uns IMMER NUR gegen jede Neuerung stemmen, weil wir IMMER NUR mehr Geld fordern - das ist ein selbst gemachtes Problem.

Und dann so aus persönlicher Erfahrung:
Für die Dringlichkeit der Patientenversorgung ist es aus meiner Sicht weniger dramatisch, wenn der TI-Server an einzelnen Tagen mal 45 Minuten nicht erreichbar ist (und nur EINS der fünf genannten Beispiele, die ja mutmaßlich nicht gerade den "best case" darstellen, geht länger), als wenn der Patient in gefühlten 90% der Fälle geflötet bekommt: "Dieses Arzneimittel besorgen wir ihnen gerne und bringen es Ihnen heute Nachmittag."

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Briefe schreiben ist sowas von Gestern

von Stefan Siebert am 05.03.2024 um 16:34 Uhr

Ja, da schreiben sie wieder Briefe, die braven Apothekers.
Das gibt bestimmt einen Wumms oder besser einen Doppelwums im Ministerium... direkt in den Mülleimer.
Wir sind sowas am Arsch.
Es ist vorbei, aus und vorbei.
Man will uns nicht. basta.
Sucht Euch neue Jobs, ich bin jedenfalls raus. So eine Verarsche kann man doch bei klarem Verstand nicht mehr mitmachen.

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