Neue Gesetzesinitiative

Fit für den Krieg: Lauterbach plant den Ernstfall

05.03.2024, 10:45 Uhr

Lauterbach will das Gesundheitssystem für den Ernstfall fitmachen. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Lauterbach will das Gesundheitssystem für den Ernstfall fitmachen. (Foto: IMAGO / Metodi Popow)


Das deutsche Gesundheitssystem soll für den Kriegsfall vorbereitet werden. Dazu will das Gesundheitsministerium im Sommer ein neues „Sicherstellungsgesetz“ auf den Weg bringen. Apotheker:innen müssen sich auf zusätzliche Bevorratungsregelungen einstellen. Katastrophenschutzexperten gaben zu bedenken, dass die Apotheken vor Ort stärker in die Planung mit einbezogen werden müssten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Samstag angekündigt, das Gesundheitssystem für den Fall einer militärischen Auseinandersetzung mit Beteiligung Deutschlands zu reformieren. Er sprach gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung von einer bevorstehenden „Zeitenwende im Gesundheitssystem“. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) kündigte ein neues „Sicherstellungsgesetz“ an, das in diesem Sommer auf den Weg gebracht werden soll. Es werde derzeit erarbeitet und kabinettsintern erörtert, teilte das Ministerium auf Anfrage der DAZ mit. 

Drehscheibe der Verletzten

Konkret ging Lauterbach auf das mögliche Szenario des NATO-Bündnisfalls ein. Deutschland werde in diesem Fall als „Drehscheibe der Verletzten“ fungieren. Hierfür müssten zahlreiche Regelungen angepasst werden. Lauterbach: „Im Krisenfall muss jeder Arzt, jedes Krankenhaus, jedes Gesundheitsamt wissen, was zu tun ist. Wir brauchen klare Zuständigkeiten – etwa für die Verteilung einer hohen Zahl an Verletzten auf die Kliniken in Deutschland. Auch die Meldewege müssen klar sein, die Möglichkeiten von Patientenverlegungen im gesamten Bundesgebiet. Die Vorschriften zur Bevorratung reichen nicht aus. Schließlich muss für den Krisenfall der Einsatz und die Verteilung von medizinischem Personal geklärt sein. Und all das muss geübt werden.“

Erweiterte Bevorratung

Besonders relevant für die Apotheken ist die Aussage Lauterbachs, wonach die aktuellen Bevorratungsvorschriften für den militärischen Ernstfall nicht ausreichend seien und erweitert werden müssten. Konkretere Angaben über Pläne für die Arzneimittelbevorratung, sowie die Lieferkettenproblematik im Kriegsfall konnte das BMG noch nicht machen.

Vor-Ort-Apotheke im Ernstfall

Unterdessen haben sich zwei Experten aus dem Bereich der Katastrophen-Pharmazie an Lauterbach gewandt. In einem offenen Brief haben Thomas Wellenhofer und Ralf Schabik am Montag die Initiative des Ministers ausdrücklich begrüßt. Beide sind Apotheker und Führungskräfte des Katastrophenschutzes. Sie bemängeln, dass in den Ausführungen Lauterbachs noch nicht auf die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken eingegangen worden sei: „Leider finden wir in Ihren Ausführungen keine Aussagen zur Bedeutung der dezentralen Arzneimittelversorgung.“

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Wichtiger Rettungsanker

Im Jahr 2019 hatten die Autoren in der DAZ einen Beitrag zur Katastrophenpharmazie veröffentlicht, dessen Lektüre sie dem Minister in ihrem Brief nahelegten: „Gerade die unabhängige vor-Ort-Versorgung mit Herstellungskompetenz durch Apotheken ist eine der bedeutenden Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen, Epidemien und Katastrophen. Die flächendeckende Apothekenpräsenz ist einer der Schlüssel für Resilienz.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Gleich auch für Unwetter

von H. Fuchsig am 14.03.2024 um 10:33 Uhr

Haben wir genug Salbutamol etc. Für Flächige Waldbrände oder thunderstorm Asthma? Wieviele Ringer Lösungen brauchen wir wo, wenn es zu einem Hitze Blackout kommt? Das sollten wir wirklich vorbereiten...

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reicht es nun

von Thomas Kerlag am 06.03.2024 um 19:54 Uhr

Die Verwaltung hat in der Pandemie aus Angst vor dem Virus ihre Aufgabe der Erstellung von Impfzertifikaten uns auf die Augen gedrückt. In der nächsten Pandemie melde ich mich wegen der großen Volksdankbarkeit krank

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Wirres Zeug

von ratatosk am 06.03.2024 um 9:38 Uhr

Von was faselt der Mensch hier denn ? Die Apotheken vor Ort macht er gerade kalt, aber diese Leichen sollen dann verschärfte ( was sonst !) Vorratspflichten mit Arzneimitteln erfüllen, die es am Markt gar nicht mehr gibt, mit Kosten für die Vorratshaltung, die durch nichts mehr gedeckt sind.
Ist das noch Inkompetenz oder schon Cannabis ?
In 'Regensburg zumindest ist die 1 Priorität nach Corona die verschärfte Prüfung der BTM Karteikarten in Apotheken ! Soviel zu Vorbereitungen auf irgendwelche Notfälle.

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AW: Wirres Zeug

von Thomas Kerlag am 06.03.2024 um 19:48 Uhr

Aber die verschärfte Prüfung geht bestimmt auf das Konto der verblödet Kollegen

Wer bestellt, der zahlt.....

von Thomas B am 05.03.2024 um 22:24 Uhr

Herr Lauterbach erinnert sich immer - und nur - dann an unseren Berufsstand, wenn er ihn für irgendetwas braucht....

Dafür ist es allerdings essenziell, dass er uns auch so lange am Leben erhält. Diese Bereitschaft kann ich bisher nicht im Ansatz erkennen. Ganz im Gegenteil: Seine "Wertschätzung" erschöpft sich bisher in Worthülsen, Halbwahrheiten, Ignoranz, Diskriminierung und öffentlicher Ablehnung bzw expliziter Missachtung. Bevor ich mich von Herrn Lauterbach für irgendwas motivieren lassen kann, muss er erst mal eine 21 Jahre alte Bringschuld einlösen.....

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Katastrophenschutz.

von Roland Mückschel am 05.03.2024 um 11:48 Uhr

Da die Kriegsenthusiasten nicht explizit von uns geredet haben sind wir nicht gemeint und auch nicht benötigt.
Kann mir nicht vorstellen das sonst mit uns so umgesprungen würde.
Das entbindet uns auch von der Pflicht unsere Lager aufzustocken, gerne auf eigene Rechnung.
Wer im Konfliktfall wichtigtuerisch mitmischen will kann ja der Bundeswehr seine Approbierten auf eigene Kosten frei stellen. Bitteschön. Und falls sie als Sanitätsoffiziere nicht gebraucht werden dann ,Germans to the front,

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AW: Katastrophenschutz

von Thomas Kerlag am 07.03.2024 um 6:21 Uhr

Wer ist denn Kriegsenthusiat? Für Feigheit braucht es keine ausführlichen Begründungen.
Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.
Wenn wir konsequent sind gibt es tröstlicherweise paritätisch Soldatinnen

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