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Heimversorgung INTERPHARM online
Können kleine Apotheken im Blistermarkt bestehen?
Soll ich Verblisterung anbieten oder nicht? Die Frage stellen sich einige Apothekeninhaber*innen. Die Antwort, die Prof. Dr. Thomas Schmid von der Hochschule Kempten in seinem Vortrag bei der INTERPHARM online gab, ist ermutigend. Denn seine Message lautet: Die Eintrittshürden sind gering und auch kleine Apotheken können im Markt bestehen.
Blistern – sei es manuell oder maschinell – spielt vor allem im Bereich der Heimversorgung eine Rolle. So ließen Prof. Dr. Thomas Schmid zufolge, der Betriebswirtschaft in der Gesundheitswirtschaft an der Hochschule Kempten lehrt und dort zu betriebswirtschaftlichen Fragen in Apotheken forscht, im Jahr 2023 etwas weniger als 50 Prozent der Heime verblistern. Bei den ambulanten Pflegediensten fällt diese Quote mit 6 Prozent deutlich geringer aus. Dazu kommen laut Schmid einige zehntausend selbst zahlende Patient*innen – übrigens nicht nur alte, sondern auch jüngere Personen, die sich beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel verblistern lassen. Wachstumspotenzial sieht Schmid in allen Bereichen - genaue Zahlen lassen sich aber in Ermangelung von Daten nur schwer beziffern.
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Wie schwer ist es aber nun für eine Apotheke einen Fuß in diesen Markt zu kommen? An diese Frage könne man sich über zwei Analysen annähern, erläutert Schmid. Einmal über die Analyse der bestehenden Marktstrukturen, also ob sich kleinere Anbieter neben den großen halten können, zum anderen über eine Analyse der Markteintrittsbarrieren.
Laut Schmid, der auch Apotheker ist, sprechen die bestehenden Marktstrukturen dafür, dass kleine Apotheken in diesem Markt durchaus wettbewerbsfähig sind: Etwa 3000 Apotheken sind in der Verblisterung aktiv. Davon verblistern 1700 bis 1800 selbst. Nur 140 tun dies maschinell, meist mit Schlauchblistern. Etwa 1600 Apotheken richten die Arzneimittel manuell, also mit Karten- oder Becherblistern. Lediglich 1000 bis 2000 Apotheken werden von Blisterzentren versorgt. Davon gibt es weniger als 20.
Diese Marktstruktur zeige, dass große Anbieter offenbar nur geringe Vorteile (Skaleneffekte) haben. Das liegt Schmidt zufolge daran, dass es sich bei der Verblisterung um eine kundenindividuelle (Groß-)Produktion („mass customization“) handelt und nicht um eine Massenfertigung („mass production“) ohne Individualisierungsschritte wie beispielsweise die Fertigarzneimittelherstellung. So gäbe es zwar bei der Verblisterung Größenvorteile, aber in deutlich geringerem Ausmaß. Schmidt bezifferte die möglichen Skaleneffekte auf 10 bis 20 Prozent. Bei der Fertigarzneimittelherstellung ließen sich hingegen durch Massenproduktion die Kosten auf einen Bruchteil senken.
Preis ist nicht alles
Ein weiterer Punkt, warum in seinen Augen auch kleine Anbieter wettbewerbsfähig sind, ist, dass Heimen nicht nur der Preis wichtig ist – auch wenn in Verhandlungen der Eindruck oft entstehe. So habe eine Befragung bei Heimen ergeben, dass die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit bei der Versorgung der Bewohner*innen mit Dauermedikation im Schnitt mit 4,2 (1= gar nicht wichtig, 5= sehr wichtig) bewertet wurde. Andere Parameter wie Qualität, Flexibilität, Haftungsfragen oder Einfachheit von Organisationsabläufen wurden aber als wichtiger eingestuft.
Geringe Eintrittsbarrieren
Die Eintrittsbarrieren in den Verblisterungsmarkt sind Schmid zufolge gering – zumindest wenn anfangs manuell verblistert wird, was meist der Fall sei. Flapsig formuliert, könne man mit 50 Euro für den Roller zur Versiegelung der Karten- bzw. Becherblister loslegen, so Schmidt. Eine tatsächliche Barriere stellten die Räumlichkeiten dar. Gemäß Apothekenbetriebsordnung braucht es dafür einen separaten Raum. Und Kosten für Software, falls man eine nutzen möchte, sollten berücksichtigt werden. Hier werden schnell mehrere 1000 Euro fällig. Schmid rät insbesondere auf die Dauer der Vertragsbindung zu achten. Deutlich höher seien die Hürden natürlich bei maschineller Verblisterung. Hier sei man schnell bei sechsstelligen Beträgen
Schmid gab allerdings auch zu bedenken. dass im Verblisterungsmarkt vor allem bei den kleinen Apotheken ein „Kommen und Gehen“ hersche, wenn also auch der Markteintritt wohl recht einfach sei, um daraus ein nachhaltiges, strategisch bedeutsames Geschäft zu machen bedürfe es dann wohl doch noch etwas mehr, resümierte Schmid.
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