Mehr Frakturen bei älteren Männern

Unerwarteter Effekt von Testosteron nach topischer Therapie

Stuttgart - 08.03.2024, 09:15 Uhr

In einer Studie erhielten Probanden ein 1,62%iges Testo­steron-Gel. Bei jeder Visite wurden die Probanden nach einer erlittenen Fraktur befragt. (Foto: mbruxelle / AdobeStock)

In einer Studie erhielten Probanden ein 1,62%iges Testo­steron-Gel. Bei jeder Visite wurden die Probanden nach einer erlittenen Fraktur befragt. (Foto: mbruxelle / AdobeStock)


Das Ergebnis einer Auswertung zur Knochengesundheit unter Testosteron-Gabe war unerwartet: Obwohl das Sexualhormon günstige Aus­wirkungen auf den Knochen hat, führte seine topische Applikation bei Männern mit Hypogonadismus zu vermehrten Knochenfrakturen.

Bisherigen Studien zufolge erhöht Testosteron bei Hypogonadismus Knochendichte und -qualität, indes fehlen langfristige Daten zum Frakturrisiko. Letztere sollten mithilfe einer Sub­studie der TRAVERSE-Studie gewonnen werden, in der primär das kardiovaskuläre Risiko einer transdermalen Testosteron-Applikation untersucht wurde. 

Die Population der doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten Studie bestand aus 5204 Männern im mittleren und fortgeschrittenen Alter mit Hypogonadismus (zwei morgendliche Testosteron-Werte unter 300 ng/dl) sowie mit Anzeichen einer kardiovaskulären Erkrankung oder einem hohen Risiko dafür. Die Hälfte von ihnen erhielt ein 1,62%iges Testo­steron-Gel, die andere Hälfte ein Placebo. Bei jeder Visite wurden die Probanden nach einer erlittenen Fraktur befragt. Nach einem medianen Follow-up von 3,19 Jahren war eine solche bei 3,5 % der Probanden unter der Testo­steron-Applikation und bei 2,4 % unter Placebo aufgetreten (Hazard Ratio = 1,43; 95%-Konfidenzintervall = 1,04 bis 1,97). 

Testosteron-­Gabe könnte körperliche Aktivitäten erhöhen

Dieses Ergebnis war unerwartet und veranlasste Kommentatoren zu möglichen Erklärungen. Die Hypothese, dass Testosteron die Knochenstruktur nachteilig beeinflusst und dadurch das Frakturrisiko erhöht, halten sie für unwahrscheinlich, zumal die erhöhte Frakturhäufigkeit bereits rasch nach der Testosteron-Therapie nachweisbar war. Eher zu vermuten ist, dass die Testosteron-­Gabe körperliche Aktivitäten erhöhte – und somit auch das Frakturrisiko.

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Literatur 

Snyder PJ et al. Testosterone Treatment and Fractures in Men with Hypogonadism. N Engl J Med 2024;390(3):203-211, doi: 10.1056/NEJMoa2308836

Grossmann M, Anawalt BD. Breaking News — Testosterone Treatment and Fractures in Older Men. N Engl J Med 2024;390:267-268; doi: 10.1056/NEJMe2313787


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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