Signal vom Fortbildungskongress in Neumünster

Botschaft an Habeck: Minister kehren den Apotheken den Rücken zu

Neumünster - 18.03.2024, 13:45 Uhr

Hat die Bundesregierung den Apotheker:innen den Rücken zugekehrt? (Foto: Thomas Müller-Bohn)

Hat die Bundesregierung den Apotheker:innen den Rücken zugekehrt? (Foto: Thomas Müller-Bohn)


Beim Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Neumünster drehten die Teilnehmer dem Podium den Rücken zu, um zu demonstrieren, wie die Minister Habeck und Lauterbach den Apotheken den Rücken zukehren. Mit diesen Bildern möchte Kammerpräsident Kai Christiansen Minister Habeck daran erinnern, dass der ihm gegenüber eine Erhöhung des Festzuschlags auf Rx-Arzneimittel zugesagt hatte.

Fachlich ging es beim Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am Samstag und Sonntag in Neumünster um Allergien. Doch bei der Kongresseröffnung mit etwa 160 Apothekerinnen und Apothekern gab es zunächst ein politisches Signal. Bekleidet mit weißen Warnwesten mit der Aufschrift „Apotheken stärken. Jetzt!“ kehrten die Kongressteilnehmer dem Podium den Rücken zu.

An Apotheken sparen, heißt am Menschen sparen

Das kam so: Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen erklärte: „Bei unserer Arbeit stellen wir immer den Menschen in den Mittelpunkt unseres Tuns, unabhängig von den Rahmenbedingungen, unter denen wir das tun müssen“. Doch die Rahmenbedingungen der Vor-Ort-Apotheken seien so schlecht wie selten zuvor. Im vorigen Jahr hätten über 20 Apotheken in Schleswig-Holstein für immer geschlossen, in Deutschland über 500. Die Leistung der Apotheken und ihrer Teams koste die gesetzlichen Krankenkassen gerade einmal zwei Prozent ihrer Ausgaben. Das sei weniger als die Hälfte der Ausgaben der Krankenkassen für die Verwaltung. Dafür würden die Vor-Ort-Apotheken ein hocheffizientes System zur Sicherung der Arzneimittelversorgung bieten, erklärte Christiansen und folgerte: „Hier zu sparen, heißt am Patienten, am Menschen zu sparen“. 

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Christiansen erinnerte an das 20-minütige Telefonat, das er vor einem Jahr mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) führte. Am 13. Juni habe Habeck ihm dann in einer E-Mail zugesichert, das Apothekenhonorar zu erhöhen. Zwei Tage später habe er allerdings mitgeteilt, die Gesamtverantwortung für Apotheken liege nun beim Bundesgesundheitsminister. Doch Christiansen habe seitdem regelmäßig an Habeck geschrieben, denn er sei nach wie vor der zuständige Minister. Christiansen ergänzte, im Sommer 2023 habe Habeck ThyssenKrupp einen Förderbescheid über zwei Milliarden Euro übergeben, um „grünen Stahl“ zu produzieren. Doch es hielten sich Gerüchte, das Unternehmen wolle 5.000 der 26.000 Arbeitsplätze streichen.

Bildbotschaft an Minister Habeck

Mit der gleichen Summe hätte Habeck die 160.000 Arbeitsplätze in Apotheken langfristig sichern und dem Apothekensterben Einhalt gebieten können, rechnete Christiansen vor und ergänzte: „Aber: Robert Habeck hat uns und damit der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung den Rücken zugekehrt.“ Er würde Habeck gerne an sein Versprechen erinnern und bat die Kongressteilnehmer darum, die vorbereiteten Warnwesten anzuziehen und ihm dann den Rücken zuzuwenden, „so wie Robert Habeck aber auch Karl Lauterbach das zurzeit bei der langfristigen Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Menschen tun, der eine, indem er seinen Worten von vor einem Jahr eben keine Taten folgen lässt, und der andere, weil er überhaupt kein Interesse an der Meinung unserer Berufsvertretung hat, sondern nur seine eigenen Pläne diskutieren und durchsetzen möchte.“ Die Fotos davon sendete er an Habeck. Christiansen erklärte weiter: „Wir fühlen uns im Stich gelassen! Gleichzeitig wenden wir uns damit aber auch unseren Patienten zu.“ Diese gelte es „zu schützen vor einer desaströsen Gesundheitspolitik“. Als Heilberufler würden die Apotheker auch am Montag wieder jede Anstrengung unternehmen, um die Patienten bestmöglich zu versorgen.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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