Kinderarzneimittel

Kinderärzte sehen keine Entspannung bei Lieferengpässen

Berlin - 20.03.2024, 10:45 Uhr

Bei Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen mangelt es oft immer noch an notwendigen Arzneimitteln. (Foto: imago images / Cavan Images)

Bei Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen mangelt es oft immer noch an notwendigen Arzneimitteln. (Foto: imago images / Cavan Images)


Weiterhin sind Antibiotika und andere Arzneimittel für Kinder und Jugendliche Mangelware. Das verdeutlicht eine aktuelle Umfrage unter den Kinderärzt:innen. 99 Prozent berichten von Versorgungsengpässen bei Antibiotika, aber auch andere wichtige Arzneimittel sind betroffen.

Die Kinderärzt:innen sehen keine grundlegende Verbesserung bei der Versorgung mit Kinderarzneimitteln. Das teilte der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) am Dienstag mit. Der BVKJ hat 1.300 seiner Mitglieder zur aktuellen Versorgungslage befragt. 99 Prozent berichten von einem akuten Mangel bei Antibiotika für Kinder und Jugendliche. Besonders oft sei Penicillin V nicht verfügbar, knapp 80 Prozent der Befragten haben hier Erfahrung mit Lieferproblemen. 

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Etwa die Hälfte der Kinderärzt:innen hat Erfahrungen mit Lieferschwierigkeiten bei Amoxicillin. Auch Cephalosporine und andere Antibiotika seien zum Teil nicht lieferbar. Ebenfalls von Engpässen betroffen sei Salbutamol, davon berichten etwa 68 Prozent der Befragten, ebenso wie von einem Mangel an inhalativen Steroiden (58 Prozent) und Mitteln gegen ADHS (25 Prozent).

Gefahr für junge Patient:innen

Von den Befragten befürchten 35 Prozent, dass die Verknappung starke negative Auswirkungen auf die Versorgung der jungen Patient:innen hat – fünf Prozent sehen sogar schwerwiegende Gesundheitsrisiken. Nur etwa acht Prozent spüren trotz des Arzneimittelmangels lediglich geringe Beeinträchtigungen bei der Behandlung. Nicht zuletzt beklagen die Kinderärzt:innen auch einen deutlichen Mehraufwand durch die Ausstellung von Ersatzverordnungen.

BVKJ-Präsident widerspricht GKV

BVKJ-Präsident Michael Hubmann positionierte sich vor diesem Hintergrund gegen den GKV-Spitzenverband und andere Akteure des Gesundheitswesens, die nach seiner Meinung die Versorgungsprobleme „bagatellisiert“ hätten: „Von Seiten der Kassen wird uns versichert, dass sich die Lage entspannt habe und dass weitere politische Maßnahmen, die zusätzliche Kosten verursachen würden, nicht notwendig seien. Die Realität in unseren Praxen sieht leider anders aus, wie unsere Umfrage zeigt. Wir können keine Entwarnung bezüglich des Mangels bei Kinderarzneimitteln geben.“

Eine leitliniengerechte Behandlung der Patient:innen sei unter den gegebenen Umständen kaum möglich. Hubmann fordert strukturelle Veränderungen, um die Arzneimittelproduktion verstärkt zurück nach Europa zu verlagern. Zudem sei es dringend notwendig, dass Prüfverfahren für den Off-Label-Use entfallen.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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