Geschwärzte Protokolle

Lauterbach widerspricht Vorwürfen: Keine politische Einflussnahme auf das RKI

Berlin - 26.03.2024, 15:15 Uhr

Karl Lauterbach sieht keine politische Beeinflussung des RKI während der COVID-19-Pandemie. (Foto: IMAGO / Bernd Elmenthaler)

Karl Lauterbach sieht keine politische Beeinflussung des RKI während der COVID-19-Pandemie. (Foto: IMAGO / Bernd Elmenthaler)


Nach einer Klage eines Online-Magazins musste das Robert-Koch-Institut im April 2023 Protokolle aus der Zeit der COVID-19-Pandemie herausgeben. Darin sind viele Passagen geschwärzt. Das BMG weist Vorwürfe der Vertuschung politischer Einflussnahme zurück. Die Schwärzungen dienten dem Schutz von RKI-Mitarbeiter:innen.

Das Online-Magazin „Multipolar“ klagte erfolgreich auf die Herausgabe der Protokolle des Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts (RKI). Dabei handelt es sich laut Aussage des Magazins um zahlreiche Dokumente aus dem Zeitraum von Januar 2020 bis April 2021 mit einem Gesamtumfang von über 2.500 Seiten. Seit dem 18. März sind die Protokolle öffentlich zugänglich. 

Bereits im April 2023 wurden die Protokolle an das Magazin ausgehändigt. Sie sind an über tausend Passagen unkenntlich gemacht worden. Daraufhin reichte „Multipolar“ erneut Klage ein und forderte die Herausgabe der ungeschwärzten Dokumente. Eine gerichtliche Entscheidung dazu ist für den 6. Mai dieses Jahres angesetzt.

Einflussnahme durch die Regierung?

Hintergrund der Recherche sind die Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Im März 2020 erfolgte die Hochstufung der Risikobewertung des RKI von „mäßig“ auf „hoch“. Die Redaktion von „Multipolar“ vermutet, dass diese Entscheidung durch politische Einflussnahme, insbesondere aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), zustande gekommen war.

Nach Aussage von „Multipolar“ dienten die Schwärzungen in den Protokollen nicht zuletzt zur Verschleierung der Anwesenheit von Regierungsvertretern. Man hätte sogar versucht, die Anwesenheit des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zu verheimlichen, obwohl sowohl eine Mitteilung des BMG als auch Äußerungen in den sozialen Medien dies belegen würden.

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„Multipolar“ kann ins Spektrum der sogenannten Alternativmedien eingeordnet werden. Ihr Herausgeber Paul Schreyer veröffentlichte nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 mehrere Texte, welche eine mögliche Verwicklung der US-Regierung in die Anschläge nahelegten. Er schrieb auch für „KenFM“, „Rubikon“ und andere Medien mit deutlichen verschwörungsmythologischen Bezügen. Schreyer entwickelte auch in Hinblick auf die Corona-Pandemie verschwörungsmythologische Narrative.

Lauterbach dementiert

Am Montag äußerte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu den Vorwürfen einer politischen Einflussnahme auf das RKI. Er verwies zunächst auf dessen Erfolgsbilanz: Deutschland sei viel besser durch die ersten Wellen der Pandemie gekommen als andere Länder mit einer vergleichbaren Sozialstruktur. Dafür sei nicht zuletzt die Arbeit des RKI verantwortlich gewesen. Das Institut sei politisch unabhängig, betonte Lauterbach

Bei den „geschwärzten Mitarbeitern“ handele es sich um Angestellte des RKI, und nicht, wie behauptet, um Regierungsvertreter. RKI-Mitarbeiterinnen müssten zum Teil aufgrund massiver Anfeindungen „vor der Öffentlichkeit beschützt werden.“

Kubicki fordert vollständige Offenlegung der Protokolle

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) forderte am Montag die vollständige Offenlegung der RKI-Protokolle ohne Schwärzungen. Er sagte dazu gegenüber der Deutsche Presseagentur (dpa): „Es wird immer deutlicher, dass das Robert Koch-Institut für die Gesundheitspolitik von Jens Spahn und wohl auch Karl Lauterbach als wissenschaftliche Fassade gedient hat.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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