Transgeschlechtlichkeit ist kein neues Phänomen
In Publikumsmedien wird teils reißerisch zum Thema transidenter Jugendlicher berichtet. Tatsächlich ist die Zahl der medizinisch Behandelten gering. In Leistungs- und Diagnosedaten amerikanischer Versicherter beträgt der Anteil von transgeschlechtlichen Personen 0,02 % bis 0,08 %. Studien, die einen Transgender-Status durch Selbstauskünfte abfragten, berichten wesentlich höhere Anteile: zwischen 0,3 % und 0,5 % bei Erwachsenen und 1,2 % bis 2,7 % bei Jugendlichen. Einige Aufmerksamkeit erregte der Umstand, dass die Behandlungszahlen transidenter Menschen ansteigen, allerdings gilt dies nicht nur für Jugendliche: Laut Barmer Ersatzkasse stieg die Zahl neu begonnener hormoneller Behandlungen von unter 18-Jährigen mit Geschlechtsinkongruenz zwischen 2014 und 2019 auf das 3,2-Fache (von ca. 330 auf ca. 1060) und bei Erwachsenen bis 30 Jahre auf das 3,5-Fache (von ca. 510 auf ca. 1800).
Experten führen dies einerseits auf die Verbesserung fachgerechter Versorgungsangebote zurück, andererseits auf eine zunehmende gesellschaftliche Offenheit für transgeschlechtliche Lebenswege. „Die Kinder und Jugendlichen mit Geschlechtsinkongruenz sind ja da, sie waren schon immer da, aber es gab früher keine Anlaufstellen. Jetzt gibt es sie, und auch im Klientel in der kinder- und jugendpsychiatrischen und -psychologischen Versorgung sind sie anzutreffen“, sagte Dr. Dagmar Pauli, Chefärztin und medizinische Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich.
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