Apotheken in Not?

England: Zahl der Apothekenschließungen droht sich zu verdoppeln

03.04.2024, 09:15 Uhr

Wie steht es um die Apotheken in England? Ein Karte visualisiert Schließungen.  (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Wie steht es um die Apotheken in England? Ein Karte visualisiert Schließungen.  (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Wie in Deutschland müssen auch in England immer mehr Apotheken ihren Betrieb aufgeben. Nach aktuellen Daten haben seit 2019 mehr als 400 Apotheken aufgrund finanzieller Probleme geschlossen. Apothekenvertreter haben deshalb kürzlich vor dem Parlament in London auf ihre Situation aufmerksam gemacht und beklagen, dass das System „kaputt“ sei. Die britische Regierung hingegen betont, die Branche werde mit zusätzlichen Finanzmitteln unterstützt.

Apothekeninhaber und Branchenvertreter in England schlagen Alarm: Immer mehr Apotheken auf der Insel müssen ihren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Nach Zahlen der „NHS Business Services Authority“ (NHSBSA) vom Oktober 2023 liegt die Zahl der aktiven Apotheken in England derzeit auf dem niedrigsten Stand seit 2015/2016. Die „Association of Independent Multiple Pharmacies“ (AIMp) wiederum hat errechnet, dass seit 2019 mehr als 400 Apotheken geschlossen worden sind, berichtet das Fachmedium „The Pharmacist“ in einem aktuellen Beitrag.

Die Branchenvertreter versammelten sich dem Bericht zufolge kürzlich vor dem Parlament in London, um auf die Lage der Apotheken im Land aufmerksam zu machen. Dabei veranschaulichten sie mit einer großen Karte das Ausmaß der Schließungen in den verschiedenen Regionen Englands und wiesen darauf hin, dass sich die Zahl der Schließungen verdoppeln könnte, sofern keine Gegenmaßnahmen getroffen würden.

Die von der AIMp organisierte Veranstaltung markierte laut „The Pharmacist“ den Start der Kampagne „Fight4Pharmacies“, die Investitionen in den Sektor und eine Neubewertung der Apothekenfinanzierung fordert.

„Es gibt nicht genug Geld für die Apotheken“

Sandeep Dhumi, Superintendent von W Phillips Chemist, einer in den West Midlands ansässigen Apothekengruppe, erklärte gegenüber der Zeitung, dass in seiner Region seit 2019 56 Apotheken geschlossen worden seien. Sollte der Rückgang anhalten, werde es nicht lange dauern, bis sich diese Zahl verdoppelt haben werde.

Laut Dhumi finden Schließungen vor allem in den am stärksten benachteiligten Gebieten des Landes statt, wo bedürftige Patienten nun weite Wege auf sich nehmen müssten, um Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Grund für die Situation ist laut „The Pharmacist“ die Finanzierung der Apotheken. Dhumi: „Wir könnten über den Mangel an Medikamenten sprechen. Wir können über den Mindestlohn reden, aber letztlich läuft alles auf dasselbe hinaus: Es gibt nicht genug Geld für die Apotheken, und das führt zu Schließungen.“

Sukhy Somal, Leiterin der „Community Pharmacy Walsall and Sandwell“, sagte: „Es muss sich wirklich schnell etwas ändern.“ Sie kenne Apotheker, die jeden Monat zusätzliches Geld aus ihrer eigenen Tasche einzahlten, um über die Runden zu kommen. Das ganze System sei „ein bisschen kaputt“.

Regierung: Neue Finanzmittel für die Branche

Dagegen erklärte die britische Regierung laut dem Medienbericht, dass sie die von AIMp berechneten Zahlen nicht anerkenne und verwies auf kürzlich bereitgestellte neue Finanzmittel in Höhe von 645 Millionen Pfund für den Sektor, zusätzlich zu zwei Milliarden Pfund, die die Apotheken bereits pro Jahr erhalten würden.

Nach Angaben eines Regierungssprechers wird das Programm „Pharmacy First“ voraussichtlich zehn Millionen Arztbesuche pro Jahr zu den Apotheken verlagern. Das Programm sei vom Apothekensektor stark begrüßt worden, bisher hätten sich 98 Prozent der Apotheken für eine Teilnahme angemeldet. „Pharmacy First“ baut auf dem nationalen „NHS Community Pharmacist Consultation Service“ auf, der seit Oktober 2019 besteht. Bei dem Konsultationsdienst sollen Patienten bei einer leichten Erkrankung oder einer dringenden Nachbestellung von Medikamenten direkt an eine Apotheke verwiesen werden.

Im Übrigen, so die Regierung, würden vier von fünf Menschen weniger als 20 Minuten Fußweg von einer Apotheke entfernt wohnen. Nicht zuletzt gebe es in benachteiligten Gebieten doppelt so viele Apotheken wie üblich.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Apothekensituation England

von Roland Mückschel am 03.04.2024 um 10:22 Uhr

Glückliches Engelland.

In 500 Jahren 5 Apotheken geschlossen.
Also Moment mal, das war umgekehrt.

Gottseidank sind wir hier in Deutschland.

Da sind es dieselbe Anzahl in 560 Tagen.

Das geht doch.

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